Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Kunst der Zeit: Zeitschrift der Künstler-Selbsthilfe: Periodica — 1.1929/​1930

DOI Artikel:
Behne, Adolf: Eine Erinnerung an November 1918: (aus den Stimmen des Arbeiterrates für Kunst)
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.55057#0041

DWork-Logo
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext

Eine Erinnerung an November 1918
(Aus den Stimmen des Arbeiferrafes für Kunst)
„Der Staat ist seinem Wesen nach kunstfeindlich. Das Volk ist kunst-
tragend, weil es lebendig ist. Der Staat ist eine Maschinerie, also unlebendig'.
Er kann keine innere Beziehung zur Kunst haben. Wir wollen uns deshalb
um den Staat überhaupt nicht kümmern, nur um das Volk. Kein Kuhhandel
mit dem Staate Zusammenschluß mit dem Volke, dessen Instinkte wir
wieder zur Reinheit zu erwecken haben. Gelingt uns der Bund mit dem
Volke, so haben wir gewonnenes Spiel. Es ergeben sich dann alle Dinge,
die jetzt überaus schwierig scheinen, von selbst. Dadurch, daß uns der Staat
in einigen Punkten Konzessionen macht, marschieren wir nur am Ziel vorbei.
Wir dürfen unter keinen Umständen den Staat — ich bemerke ausdrücklich,
daß ein etwaiger Regierungswechsel nach rechts oder links hierbei wenig
zu bedeuten hat — in seiner Reglementierungsmanie bestärken. Dem
Reglement haben wir kein besseres Reglement entgegenzusetzen, sondern
unsere und des Volkes künstlerische Spontanität. Das Verhältnis Staat: Kunst
ist immerwährender Kampf zwischen Macht und Geburt, zwischen Machen
und Wachsen. Hier gibt es kein Kompromiß. Unsere Aufgabe ist es, die
Macht mehr und immer mehr zurückzudrängen, damit die Ursprünglichkeit,
die Einfachheit, die schlichte göttliche Ordnung sich entfalten kann. Aus
dieser Ordnung ergaben sich alle Dinge von selbst! Was im Staate und mit
dem Staate „Problem“ ist, kommt im einheitlich empfindenen Volke zur
selbstverständlichen Lösung. Es handelt sich für uns nirgends um neue
Verordnungen, sondern um Abstellung von Hemmungen.“ Adolf Behne.

37
 
Annotationen