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Kunst der Zeit: Zeitschrift der Künstler-Selbsthilfe: Periodica — 1.1929/​1930

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Wolfradt, Willi: Statuetten
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https://doi.org/10.11588/diglit.55057#0125

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KUNST DER ZEIT
HEFTNUMMER6 MÄRZ1930 1. JAHRGANG


Tina Haim Wentscher
Bescharinmädchen (Wachs)

Statuetten
von
WILLI WOLFRADT
Unsere Zeit findet nur wenig Gefallen an
Monumentalfiguren und anspruchsvoll in die
Gegend gepflanzten Marmorkolossen. Und das
hat seinen Grund doch wohl nicht nur darin,
daß die öffentliche Kunstpflege des kaiser-
lichen Deutschlands den Bedarf an Denkmälern
und sonstigen Standbildern so überreichlich
gedeckt hat. Wenn uns die gewisse Imponier-
sucht und Protzerei solcher groß und breit in
den Weg tretenden Skulpturen zuwider ge-
worden ist, so gilt diese Abneigung sicherlich
nicht zum wenigsten jener wilhelminischen
Prahl-Gesinnung, die sich im Aufmarschieren-
lassen glorreicher Puppen und pompöser Sta-
tuen Luft zu machen liebte. Selbstverständlich
kann künstlerische Vornehmheit und Zucht der
Formung auch die Riesenfigur auf stolzem
Sockel bemeistern, — die Geschichte der Bild-
hauerkunst hat es tausendfach bewiesen.
Selbstverständlich kann auch die monumentale
Plastik durch einen stillen Geist geadelt sein,
und noch in den Jahren der bösesten Denkmals-
überschwemmung ist manches Bildwerk aufge-
stellt worden, dessen schlichte Flaltung wohl-
tuend absticht von der Großtuerei ringsum.
Immerhin, wir sind empfindlich geworden
gegen renommistische Ausdrucksformen, und
auch in der Kunst mißtrauisch gegen alles,
was sich reckt. Nur, wie gesagt, das ist
nicht der einzige Grund, aus dem man
heute für Monumentalskulpturen nicht viel
übrig hat. Es kommt vielmehr hinzu die

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