Moissey Kogan
Torso (Terrakotta)
geben des Wuchses und alle holden Zufälligkeiten der Stellung, kurzum die
unverkrampfte, schlichte, frohe Menschlichkeit des Nackten aufspüren. Hier
kann er improvisieren und launig skizzieren. Hier kann er die idealistische
Würde der Plastik abstreifen und versuchen, die lebhafte Wirklichkeit und das
Zeitkolorit menschlicher Erscheinung in Kleidung und Auftreten einzufangen.
Wenn etwa Fritz Huf viele pastellzart angetuschte, leger modellierte Figür-
chen im modernen Kostüm der Dame vom Bademantel und Pijama bis zur
Gesellschaftstoilette geformt hat, so folgt er damit der Tanagrakunst in ihre
eigentümliche Lebensnahe und gibt ein erfrischendes Beispiel der Unfeierlich-
keit. Die abgebildeten Arbeiten von Keller, Rickert und Geiger zeigen in ihrer
lässig bewegten Haltung eine freie Anmut des Nackten, der kein Rest von
Pose anhaftet. Liebenswürdigkeit der Beobachtung, von einem leisen Humor
begleitet, verbindet sich mit einem die Haut zum Atmen bringenden luftigen
Zartsinn der knetenden, haschenden, tastenden Bildnerhand. Die sanfte Ge-
lassenheit solcher Kleinfiguren, ihre schlichte Verinnerlichung mag sie, wie es
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