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Kunst der Zeit: Zeitschrift der Künstler-Selbsthilfe: periodical — 1.1929/​1930

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Wolfradt, Willi: Zu dem Bilde von Rudolf Wacker
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https://doi.org/10.11588/diglit.55057#0208

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Rudolf Wacker

„Landschaft mit Schuppen" (Oel)

Zu dem Bilde von Rudolf Weicker:
Ließ sich bis vor kurzem beobachten, wie die Malweise breiter und breiter
wurde, die Darstellung immer allgemeiner und summarischer, so daß schließ-
lich auf den Bildern Einzelheiten der wiedergegebenen Erscheinung nicht
mehr zu erkennen waren und sogar die Gesamtform nur noch ganz ungefähr,
— so ist es vor einigen Jahren zu einem Rückschlag gekommen, zur Wieder-
entdeckung der Genauigkeit und Detailsauberkeit im Bilde als eines be-
sonderen künstlerischen Reizes. Mit dieser neuerwachten Freude an der aus-
führlichen und liebevollen Schilderung der umgebenden Welt geht häufig ein
beschaulicher Sinn für das Idyllische zusammen. Nach so viel überschweng-
lichem Hinausdrängen über die Grenzen der schlichten Wirklichkeit, nach so
viel Traumgesicht und Gefühlsausbruch und grübelnder Spekulation in der
Kunst mußte doch das ganz Nahe und still Vertraute, mußte der Frieden des
bescheidenen Stückes Diesseits Auge und Gemüt wieder beglücken.
Neben der in allmählichem Übergange sich vollziehenden Entwicklung und
Abwandlung der Formensprache liegt solch plötzlicher Gegenkurs durchaus
im Bereiche organischen Kunstgeschehens. Es ist kein Aüfgeben oder gar
Verleugnen früherer Errungenschaften der modernen Malerei, wenn sich nun
eine intime, dem Naturgegebenen mit andächtiger Treue und Sorgfalt bis in

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