DOI Artikel:
Rost, Nico: Frans Masereel
DOI Seite / Zitierlink: https://doi.org/10.11588/diglit.55057#0269
KUNST DER ZEIT
HEFTNUMMER12 S E PT E M B E R 1 930 1. JAHRGANG
Frans Maserecl
von
NICO ROST
I.
Frans Masereel hat mit seinen
Holzschnitten die Welt erobert. Ob-
wohl er, besonders in den letzten
Jahren, als Maler hervorgetreten ist,
kennt man ihn hauptsächlich durch
seine Holzschnitte.
Seine Kunst ist immer gestaltete
Gesinnung. Seine Arbeiten haben
einen unerreichbaren dokumentari-
schen Wert. Keiner hat in dieser
Zeit ein so vollständiges und psycho-
logisch so eindringliches Bild der
sozialen Wirklichkeit gegeben wie er.
Wir erleben in seinen Holzschnitten
den Tumult der Straße und die grau-
same Öde der Höfe, das Elend der Mietkasernen und der Fabriken, die Ver-
logenheit der Philister und Diplomaten, das Leben des Großstadtproletariats,
der Angestellten und Prostituierten.
Der Flame Masereel hat den Holzschnitt zu seiner Ausdrucksform gewählt
und damit die Volkstümlichkeit und den sozialen Charakter der Holzschnitt-
kunst erweitert. Gleichzeitig hat er den Holzschnitt aus seiner traditionellen
Gebundenheit gelöst. Unter seinen Händen ist sie dynamisch geworden, wie
nie vorher.
In seinen Arbeiten gestaltet Masereel, als ein andrer Rasender Reporter,
die Wirklichkeit und die Ideale des Arbeiterproletariats. Seine Arbeiten
könnten und müßten in Deutschland eine noch viel größere Verbreitung
finden. Noch ist das Werk Masereels kein Gemeinbesitz der Arbeiter ge-
worden. Mit Recht hat Durus darauf hingewiesen, daß diese Holzschnitte
sich — mit dem Film berühren, und es ein trauriges Kapitel der kapitalistisch
gehemmten Filmproduktion ist, daß diese Bilder ohne Worte in Holzschnitten
noch nicht verfilmt wurden.
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HEFTNUMMER12 S E PT E M B E R 1 930 1. JAHRGANG
Frans Maserecl
von
NICO ROST
I.
Frans Masereel hat mit seinen
Holzschnitten die Welt erobert. Ob-
wohl er, besonders in den letzten
Jahren, als Maler hervorgetreten ist,
kennt man ihn hauptsächlich durch
seine Holzschnitte.
Seine Kunst ist immer gestaltete
Gesinnung. Seine Arbeiten haben
einen unerreichbaren dokumentari-
schen Wert. Keiner hat in dieser
Zeit ein so vollständiges und psycho-
logisch so eindringliches Bild der
sozialen Wirklichkeit gegeben wie er.
Wir erleben in seinen Holzschnitten
den Tumult der Straße und die grau-
same Öde der Höfe, das Elend der Mietkasernen und der Fabriken, die Ver-
logenheit der Philister und Diplomaten, das Leben des Großstadtproletariats,
der Angestellten und Prostituierten.
Der Flame Masereel hat den Holzschnitt zu seiner Ausdrucksform gewählt
und damit die Volkstümlichkeit und den sozialen Charakter der Holzschnitt-
kunst erweitert. Gleichzeitig hat er den Holzschnitt aus seiner traditionellen
Gebundenheit gelöst. Unter seinen Händen ist sie dynamisch geworden, wie
nie vorher.
In seinen Arbeiten gestaltet Masereel, als ein andrer Rasender Reporter,
die Wirklichkeit und die Ideale des Arbeiterproletariats. Seine Arbeiten
könnten und müßten in Deutschland eine noch viel größere Verbreitung
finden. Noch ist das Werk Masereels kein Gemeinbesitz der Arbeiter ge-
worden. Mit Recht hat Durus darauf hingewiesen, daß diese Holzschnitte
sich — mit dem Film berühren, und es ein trauriges Kapitel der kapitalistisch
gehemmten Filmproduktion ist, daß diese Bilder ohne Worte in Holzschnitten
noch nicht verfilmt wurden.
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