Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Die Kunst-Halle — 8.1903

DOI Heft:
Kunstchronik
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.61999#0397

DWork-Logo
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
Nr. 22

Die Aunst-Halle.

3H7

* Konstantinopel. Dem Direktor der türkischen Museen
pamdi Bey, welcher bekanntlich auch als Maler seine Ver-
dienste hat, ist vom Deutschen Kaiser der Kronenorden erster
Klasse mit Brillanten verliehen worden.
* München. Professor Franz v. Lenbach, der von
schwerer Krankheit wieder erstanden, hat als Rekonvaleszent
in Starnberg Ausenthalt genommen. Dort hat Lenbach auf
dem herrlichen Mühlberg ein großes Terrain erworben zur
Anlage eines Parks mit elegantem Herrensitz. Die Leitung
des Baues und der Gartenanlage hat Professor Gabriel
v. Seidel übernommen.
Wien. Kaiser Franz Josef hat die akademischen
Maler peinrich Lefler und Rudolf Bacher zu ordentlichen
Professoren an der Akademie der bildenden Künste ernannt.
Beide Künstler gehören der modernen Richtung an, Bacher
der extremen, Lester der gemäßigten. — Der Berliner Bild-
hauer Franz Metzner ist zum Herbst an die K. K. Kunstschule
nach Wien berufen worden. Gleichzeitig wurde er zum
Professor ernannt. Metzner stammt aus dem Lgerland und
ist erst 3( Jahre alt. Er ist aus Architektur- und Steinmetz-
werkstätten hervorgegangen und hat keine akademische Ausbildung
genossen. Metzner machte sich bekannt durch die preisgekrönter:
Entwürfe für das Berliner Richard Magner-Denkmal und für
das Wiener Kaiserin Elisabeth-Denkmal.
* Nekrolog. In Berlin starb in jungen Jahren am
(. August der Bildhauer Ernst paenschke. Außer hervor-
ragenden Büsten schuf der begabte Künstler das Pippel-Denkmal
in Bromberg. — In München ist am 6. August der Maler
Fritz Steub, langjähriger Mitarbeiter der „Fliegenden
Blätter", gestorben. — In Görz verstarb der Maler Friedrich
Rh einfe'lder, ein Wiener von Geburt, im 46. Lebensjahre.
Er studirte in Weimar bei Charles Verlat und gehörte der
Wiener Künstlergeuossenschaft seit 20 Jahren als Mitglied an.
Sein Fach waren die Thier- und Genrebilder, auch leistete er
Ausgezeichnetes in der Aquarellmalerei. — In pellebaek bei
Kopenhagen starb, 5( Jahre alt, der Landschaftsmaler
Schlichting Carlsen. Er war aus Flensburg gebürtig, be-
suchte die Kunstakademie in Kopenhagen, während er gleich-
zeitig an der dortigen Porzellanmanufaktur thätig war. Seine
Landschaftsbilder aus dem nördlichen Seeland waren sehr ge-
schätzt.— In Dollstem bei Boryslaw starb der auch als Dichter
berühmte Maler Cornel Ustyanowicz, das bedeutendste
Talent ruthenischer perkunft. Er studirte in Wien und Ruß-
land. — Phil May, der berühmte humoristische Zeichner
des „Punch", starb am 5. August in St. Johns-Wood an
Schwindsucht im Alter von 39 Jahren. Die Engländer stellen
seine Schwarz-Weiß-Kunst auf dieselbe pöhe wie diejenige des
Charles Samuel Keene, des Königs der modernen humoristischen
Zeichnung. Aus niedrigen Anfängen stieg Phil May allein
durch seine frappante Zeichenkunst zu einer glänzcnden Stellung
empor. Seine Kunst war spontan und natürlich, in ausdrucks-
vollen, höchst charakteristischen Zeichnungen verewigte er vor
allem die Straßenjungen in London, Amerika und Australien.


Kunst- unö Künstlervereine.
* Berlin. Die Berliner Sezession wird sich für die
Ausstellung des nächsten Jahres ein neues paus erbauen und
zwar auf dem Gartengrundstück an der Ecke der Kant- und
Uhlandstraße, wo das erforderliche Terrain auf 30 Jahre ge-
pachtet ist. Mit dem Bau soll im perbst begonnen werden,
so daß die Vollendung im Frühjahr zu erwarten ist. Die Er-
öffnung der ersten Ausstellung im neuen Pause ist für Anfang
Mai t90-x geplant. In den Besitzverhältnissen wird insofern
eine Aenderung eintreten, als die „Gesellschaft mit beschränkter
paftung" (Sezession) aufgelöst wird. Das ihr gehörige alte
paus steht völlig schuldenfrei da, da es durch die Erfolge der
von (899 —(903 veranstalteten Kunstausstellungen gelungen
war, den gesammten Garantiefonds zurückzuzahlen. Das neue
paus wird direkt im Namen und auf Rechnung der Künstler-
vereinigung Sezession erbaut. — Im Dorfe Ferch am
Schwielow-See bei Potsdam hat sich eine umfangreiche Berliner
Maler-Kolonie niedergelassen.

Budapest. In Rom wird demnächst ein ungarisches
Künstlerheim begründet werden. Bischof Wilhelm Fraknoi, der
in Rom eine prächtige Villa besitzt, in welcher er seine werth-
volle kunsthistorische Sammlung beherbergt, hat beschlossen,
neben dieser Villa noch ein monumentales Gebäude mit Ateliers
zu errichten. Das paus ist schon so weit fertiggestellt, daß
es im perbste seiner Bestimmung wird übergeben werden können.
Bischof Fraknoi, der die Stelle des Oberinspektors der ungarischen
Museen und Gallerien bekleidet, beabsichtigt, das neu errichtete
Künstlerhaus der ungarischen Nation zu schenken und dessen
Instandhaltung durch eine hohe Stiftung für alle Zeiten zu
sichern.
* Darmstadt. Die Darmstädter Künstlerkolonie wird im
perbst dieses Jahres in den Räumen ihres Ateliergebäudes
auf der Mathildenhöhe eine Ausstellung eröffnen, in welcher
die neuesten Arbeiten der betheiligten Künstler zu sehen sein
werden. Die Kolonie besteht gegenwärtig aus den Professoren
Pabich und Olbrich, dem Bildhauer Bosselt und dem jüngsten
aus Dresden berufenen Mitglied Lissartz. Für nächstes Jahr
ist ebenfalls eine Ausstellung geplant, für die drei bürgerliche
Wohnhäuser neu errichtet werden sollen, nach Plänen Olbrich's.
Diese Gebäude, bei denen das Erdgeschoß je eine vollständige
Mobiliareinrichtung erhält, werden zum verkauf gebaut zum
Preise von rund q^5 ooo Mk. für ein paus einschließlich Bau-
platz und sind zum Alleinbewohnen gedacht. Die Erfahrungen,
die bei der praktischen Verwerthung der vor drei Jahren er-
bauten Wohnhäuser gewonnen wurden, sollen den neuen
Anlagen zu gute kommen. Für eines der drei geplanten
Gebäude hat sich bereits ein Bauherr gefunden.
* Düsseldorf. Der Kunstverein für die Rheinlande und
Westfalen versendet soeben den Jahresbericht über das 73. Ver-
waltungsjahr, in welchem die Zahl der Mitglieder bedeutend
gewachsen ist. Der Verein hat sich das Ziel gesetzt, die Kunst
zu fördern, namentlich die Malerei und Bildhauerkunst. Ferner
will er verdiente Künstler und aufstrebende Talente in ihrer Be-
thätigung aufmuntern, berathen und durch Ankauf ihrer Werke
unterstützen.
* Stralsund. Der Kuustverein für Neuvorpommern und
Rügen veranstaltete in der letzten Generalversammlung am
27. Juli in Stralsund seine letzte Verlosung und löste sich
dann endgültig auf. Er hat 62 Jahre bestanden und sein
Pauptzweck war die Veranstaltung von Ausstellungen, welche in
Stralsund und Greifswald alternirten.
*

Maöemien unö Kun§t§cku!en.
* Antwerpen. Iuliaan De Vriendt veröffentlicht den
Jahresbericht der hiesigen Kunstakademie. Sie zählte im Be-
richtsjahr ((3-( Echüler, unter welchen sich viele Deutsche,
Polländer, Engländer und Franzosen befanden. Den Vorsitz
im Lehrerkollegium des Instituts der Akademie führt für die
nächsten drei Jahre Architekt Blomme an Stelle des scheidenden
Konservators des Brüsseler Kupferstichkabinetts penri pymans.
Dieses Institut besaß (902/03 50 Schüler und einige Externe,
welche die Erlaubniß erhalten hatten, den Unterrichtsstunden
zu folgen. Im Institut wurde gehört: Litteratur, Perspektiv-
lehre, Aesthetik und Kunstgeschichte. Zum ersten Male kamen
die van Lerius - Preise zur vertheilung von je 2000 Franken
für Malerei und Skulptur. Die Akademie erwarb mehrere
Gemälde gelegentlich des letzten Salons. Sie stellte in ihrem
Garten eine Arkade und eine Thür auf, welche den nieder-
gerissenen Bauten des „Gans" entstammen, und führte damit
ihr Programm einer archäologischen Sammlung verschwindender
wichtiger architektonischer Reste der Stadt erfolgreich weiter.
* Breslau. Der Zeichenlehrer Arnold Busch ist zum
ordentlichen Lehrer an der König!. Kunst- und Gewerbeschule
ernannt worden.
* Karlsruhe. Die Großherzoglich Badische Kunst-
gewerbeschule feierte soeben ihr 25jähriges Bestehen. Sie
ging aus der Landesgewerbehalle hervor, wo von (868 ab
Männer wie Bildhauer Möst, Architekt Durm, Prof. Ratzel
und Prof. Kachel Abends und Sonntags kunstgewerblichen
Unterricht ertheilten, bis (878 unter der Leitung von Kachel
die Kuustgewerbeschule selbstständig ins Leben trat und unter
 
Annotationen