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Bund Deutscher Kunsterzieher [Hrsg.]
Kunst und Jugend — 2.1908

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Heft XII (Dezember 1908)
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Kolb, Gustav: Das deutsche Bilderbuch von heute
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Umschau
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https://doi.org/10.11588/diglit.31819#0143

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129

Nehmen wir einmal die Bilderbücher von Arpad Schmidhammer zur Hand. Dass dieser
Künstler einer unserer originellsten und humorvollsten Zeichner ist, das wussten wir alle von der
„Jugend“ her. Hier zeigt er sich auch als Dichter und seine Knittelverse in „Mucki“ und in
„Der verlorene Pfennig“ stehen, was Erfindung und treffenden Ausdruck anbelangt, denen
von Busch kaum nach. Diese beiden Bilderbücher gehören denn auch zum allerbesten und
kinderttimlichsten was in der gesamten einschlägigen Literatur geboten wird. Ein anderes
Genre pflegt der Verlag mit demselben guten Erfolg in seinen Märchenbüchern. „Das
Mari enkind“ enthält Zeichnungen von Heinrich Lefler und Joseph Urban , die voll zarter
Poesie und höchst eigenartig in Form und Farbe sind. „Rotkäppchen“ von Arpad Schmid-
hämmer sucht an drastischer Wirkung der Zeichnungen seinesgleichen. Vielleicht sind sie
für zarte Gemüter zu drastisch. „Der Froschkönig“ von Ernst Liebermann ist ganz
vortrefflich in Form und Farbe. „Der Hans im Glück“ von Hans S chro e d t er weiss den
dem Kinde verständlichen Ton besonders glücklich zu treffen. Nicht vergessen sein soll der
Rübezahl, illustr. von R. Engels. Eine glückliche Verbindung von Lieder-und Bilderbuch
gibt der Verlag von J. Scholz in dem Werke „Kin der s an g-H ei m atkla n g“, deutsche
Kinderlieder. Tonsatz von Prof. Dr. Bernhard Scholz in Frankfurt, Bilderschmuck von
Ernst Liebermann. 2 elegant gebundene Bände zu je 2 Mk. Prachtausgabe in einem
Band Mk. 5. Das Werk enthält 60 Lieder mit unterlegtem Text. Zwischen die Noten und
den Text ist eine Anzahl wunderhübscher Vignetten eingestreut, die in enger Verbindung mit
dem Text stehen. Den Hauptschmuck bilden aber 24 ganzseitige farbige Tafeln, die teil-
weise zu den schönsten Schöpfungen des grossen Poeten unter den Malern gehören. Welcher
empfindende Mensch könnte sich auch
dem Zauber der Darstellungen zum
„ Wiegenlied“, zum„ Tannenbaum“, zum
„Heidenröslein“, zu den „Abend¬
gedanken“, zum „Lindenbaum“ ent¬
ziehen !
In demselben Verlag ist sodann
neu erschienen: „Das deutsche
Malbuch.“ Eine Serie Malbücher:
„Lustige Malerei“ von Arpad Schmid-
hammer, 2 Hefte. „Mein Mal-
b u ch“, Bilder aus Spiel und Leben des
Kindes von Maria Hohneck, 2 Hefte.
Preis : jedes Heft 50 Pfg. Diese Hefte
wollen, wie das Heft „Kiin stier -
P ostkarten“ zum Anmalen, gez. von
Hans Thoma, dem Kinde Anleitung
im Kolorieren von Zeichnungen nach
mustergültigen Vorbildern geben, ge¬
wiss ein guter, fruchtbringender Ge¬
danke, vollends da solch hervorragende
Künstler sich in den Dienst des
Unternehmens gestellt haben.
Die Abbildungen 10 — 15 unseres Heftes geben verkleinerte Proben des künstlerischen
Schmucks der eben besprochenen Werke. Abbildungen 16 und 17 dagegen sind einem andern
Buche entnommen, das ebenfalls zu den erfreulichsten Erscheinungen unseres Weihnachts-
marktes gehört. Es ist der soeben erschienene 2. Band der ehedem von den Gebrüdern Gr i mm
gesammelten „Kin der- und Hausmär chen“. Erschienen sind diese Märchen, die zu dem
wertvollsten deutschen Sprachschatz gehören, im Turm-Verlag Leipzig. Heraus-
gegeben und mit einem prächtigen Aufsatz eingeleitet hat sie Dr. Rob. Riemann. Die
Illustrationen sind von dem hessischen Künstler Otto Ub bei oh de. Ich halte diese Zeich-
nungen zu den allerbesten und charaktervollsten, was unsere neuere Illustrationskunst her-
vorgebracht hat. Unsere beiden Abbildungen — obwohl, in Originalgrösse — geben leider
keinen Begriff der Ubbelohdeschen Kunst, die frisch und naturwüchsig und voll reicher Phan-
tasie ist. Seine Menschen sind keine schemenhafte Gestalten, wie man sie in Märchenbildern
nur allzuoft findet, sondern häufig Typen des hessischen Bauernlebens, die festwurzeln in
ihrer heimatlichen Erde und mit herber, scharfer Charakteristik wiedergegeben sind.
Unsere Leser haben in den besprochenen Werken eine reiche Auswahl des Allerbesten,
was verständige Eltern gerne unter den Weihnachtsbaum ihrer lieben Kleinen legen
möchten. G. Kolb.


Umschau. Fortsetzung der Ausführungen des Medizinalrats P rof. Dr. Kunze-Krause-
Dresden auf der Hauptversammlung des Vereins Sächsischer Zeichenlehrer in Chemnitz:
Aus meinen persönlichen Erfahrungen kann ich hier zunächst mitteilen, dass ich die
nachhaltigsten Eindrücke von denjenigen meiner Universitätslehrer mit ins Leben genommen
habe, die, wie ein Credner, Schenk u. a., durch die ausgiebige Verwendung zeichnerischer
Darstellungen den Unterricht zu beleben und den Studierenden an ihre Person zu fesseln
verstanden. Wenn Credner uns an einer genial hingeworfenen Zeichnung in der Vor-
lesung über Erzlagerstätten die geologischen Verhältnisse des San Sacramento oder der
 
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