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Bund Deutscher Kunsterzieher [Hrsg.]
Kunst und Jugend — 3.1909

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Heft I (Januar 1909)
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Kolb, Gustav: Für einfache Schulverhältnisse
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https://doi.org/10.11588/diglit.33469#0020

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10 —

Abbildung 9.

bildungen 13, 14, 15 u. 16 zeigen Typen von Dorfkirchen des Filstales: von Reichen-
bach (Abbildung 13), Ebersbach (Abbildung 14), Uhingen (Abbildung 15) und Faurndau
(Abbildung 16). Besonders die letztere, eine wunderschöne romanische Anlage, er-
weckt unser Interesse. Der Schüler hat es gut verstanden, den Organismus charak-

neue Uebung auf diese Weise eingeleitet, um den Schüler zu scharfer Beobach-
tung des in Behandlung stehenden Gegenstandes anzuregen, und geschlossen, um
zu prüfen, was der Schüler an klarer Vorstellung erworben hat. Ab und zu werden
auch Gegenstände aus der Umgebung der Schüler, die nicht in der Schule vorge-
führt werden können, im Gedächtniszeichnen
behandelt. Der Schüler soll auf diese Weise
veranlasst werden, seine Umgebung aufmerk-
sam, mit sehenden Augen zu betrachten.
Unser Heft führt eine Anzahl Ab-
bildungen vor, die Anregung nach dieser
Richtung geben sollen. Sie sind in einer
„Einjährigenklasse“, also im 4. Zeichenjahr,
entstanden.
Die erste Aufgabe lautete: ,.Jeder
Schüler soll die oder eine Kirche seines
Heimatortes zeichnen.“ Die Kirche ist fast
immer das hervorragendste Gebäude eines
Ortes und zieht deshalb das Auge vor allem
auf sich. Häufig besitzt sie auch eine beson-
ders charakteristische und architektonisch
bedeutungsvolle Formengebung. Von dieser
Erwägung ausgehend, stellte ich meine Auf-
gabe. Aber schon die ersten Striche belehrten
mich, dass die meisten Schüler ihre Kirche
noch nicht richtig angesehen batten und ins-
besondere über dem Detail die Gesamtform
zu sehen vergessen hatten. Es musste somit
eine Belehrung meinerseits, begleitet mit Wandtafelskizzen, einsetzen, die den
Schülern zum Bewusstsein brachte, dass der Baukörper die Hauptsache bei jedem
Bau darstellt und dass alle Anhängsel und Verzierungen nebensächlicher Natur sind.
Nun ging es schon besser. Einige Schüler lieferten sogar
ganz gute Arbeiten, von denen eine Anzahl hier wieder-
gegeben ist.
Abbildung 7 zeigt die Ob erhof enkirche - Göppingen
von Nordwesten. Der Schüler brachte den grossen Organis-
mus der Kirche mit seinen Gliederungen ganz gut zur Dar-
stellung. Nur die Türme (besonders der rechte) fallen um.
Abbildung 8 zeigt dieselbe Kirche von Nordosten und eine
ebenso gute Beherrschung des Baukörpers. Die Darstellung
ist aber frischer und naturwüchsiger. Abbildung 9 zeigt die
katholische Kirche-Göppingen von Osten. Die Arbeit
ist gut, nur etwas trocken und nüchtern in der Darstellung.
Abbildung 10 zeigt die Stadtkirche-Göppingen in einfachster
Darstellung. Der Baukörper ist gut aufgefasst, nur einige
perspektivische Fehler sind störend. Abbildung 11 zeigt das
Kirchlein in Hohenstaufen, durch dessen Türe nach einer
Inschrift einst Barbarossa geschritten sein soll, was für die
derzeitige gotische Gestalt natürlich nicht zutreffen kann. Das
Innere des Kirchleins soll vom schwäbischen Albverein nächst-
dem mit bedeutendem Kostenaufwand neu gestaltet werden.
Abbildung 12 zeigt die Kirche in Reval, Der Schüler hatte,
wie man sieht, seine Heimat recht gut im Gedächnis. Ab-
u. 16 zeigen Typen von Dorfkirchen des Filstales: von Reichen-
 
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