Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Bund Deutscher Kunsterzieher [Hrsg.]
Kunst und Jugend — 3.1909

DOI Heft:
Heft II (Februar 1909)
DOI Artikel:
Löffler, Gottlieb: Die Vorbereitung des Zeichenlehrers: (ein Beitrag zur Regelung der Pflichtstundenzahl der württembergischen Zeichenlehrer)
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.33469#0029

DWork-Logo
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
III, Jahrgang

Februar 1909

t •• i < Die Vorbereitung des Zeichenlehrers. — Ratschläge für Bauten in ländlichen Ortschaften. — Zu
lrifia.lt * unseren Abbildungen. — Für einfache Schulverhältnisse. — Preussen. Verfügung über den Zeichen-
* unterricht an gewerblichen Fortbildungsschulen. — Das Ornament im gewerblichen Unterricht. —
Kunst und Gewerbe in pompejanischen Privathäusern. — Preisausschreiben für ein Trinkgefäss. — Umschau.—
Besprechung. — An die verehrlichen Mitglieder der Verbandsvereine. — Verein für Zeichen- und Kunstunter-
richt in Elsass-Lothringen.

Die Vorbereitung des Zeichenlehrers.
(Ein Beitrag zur Regelung der Pflichtstundenzahl der württembergischen Zeichenlehrer.)
Löffler- Heilbronn.
Landauf, landab, insbesondere bei den allermeisten wissenschaftlich gebildeten
Lehrern, begegnet man der Ansicht, dass der Zeichenlehrer keine Vor- und Nach-
bereitung auf den Unterricht brauche, und dass es deshalb eigentlich ganz am
Platze sei, dass er mehr Pflichtstunden habe als die anderen Lehrer. In vielen
Fällen sagt man einem, dass zum Zeichnen nach Vorlagen und Gipsmodellen doch
keine Vorbereitung nötig sei. Mancher hat auch früher selbst Unterricht im Frei-
handzeichnen nach der alten Kopiermethode gegeben und gesteht offen, dass er
sich niemals vorbereitet habe, es auch gar nicht für nötig gefunden habe. Heute
werde allerdings mehr nach Naturgegenständen gezeichnet — dabei denkt man an
gepresste Blätter und einige der gebräuchlichsten Gegenstände, z. B. einen Sutter-
krug u. dergl. — Aber das müsse der Zeichenlehrer doch vorher können und
brauche auch wohl keine Vorbereitung. — Sehen wir uns deshalb den neuzeitlichen
Betrieb des Zeichenunterrichts etwas genauer an. Die Natur in allen ihren Er-
scheinungen sowie die Kunst gehören in das Bereich des Zeichen- und Kunst-
unterrichts. Fangen wir bei den unteren Klassen an. Zeichnen nach flachen
Naturgegenständen, z. B. Blätter. Man hat seither gepresste Blätter benützt, weil
sie einem manche Bequemlichkeit bieten. Wozu denn die Blätter pressen? Wir
zeichnen sie in der Jahreszeit, wo sie am bequemsten zu haben und in ihrer ganzen
Entwicklung zu verfolgen sind, von der Knospe bis zum abgefallenen schön gefärbten
Blatt im Herbste. Wer beschafft nun die Blätter? Nun, der Schüler selbst! Jawohl.
Da er aber noch kein geschärftes Auge hat, wird viel ungeeignetes Material zu-
sammengetragen. Der Zeichenlehrer wird also selbst hinausgehen und die für den
Unterricht geeigneten Objekte sammeln. — Ein Spaziergang, wird mancher sagen.
Jawohl. Aber zu demselben brauche ich Zeit, und die frische Luft tut mir so gut
wie meinen andern Kollegen, denen niemand ihren Spaziergang verwehrt. — Färben
sich im Herbst die Blätter, so sind sie nach gewissen Gesichtspunkten zu sammeln
und zu verwenden. Das kann der Schüler nicht. Blütenformen, Blumen werden
verwendet. Will ich planmässig unterrichten, muss ich sie selbst auswählen und be-
sorgen. Dasselbe gilt von Zweigen, Knospen, Pilzen und manchen Früchten und
noch so manchem anderen. Und wenn mir ein Vater sagt, mein Junge braucht
seine Zeit zu anderen Dingen als zum Herbeischaffen geeigneter Zeichenobjekte,
so muss ich sie wohl selbst holen. — Um die Beschaffung von Modellen — Tiere
und Menschen — muss ich mich auch selbst kümmern, wenn ich sie zur bestimmten
Zeit am geeigneten Orte haben will.
Nun aber die Unterrichtstätigkeit. Ich kann während des Unterrichts den
Schülern Handreichung angedeihen lassen einzeln und in Gruppen. Habe ich aber
grosse Klassen, so mehrt sich die Zahl der Ungeschickten, und ich habe keine Zeit
zur Erklärung durch Beispiel, so wie es notwendig wäre. Da muss ich eben das
Fehlende bis zum nächstenmal fertig haben, um den Schülern zu zeigen, so ist das
gemeint. Ich nenne ein Beispiel von vielen. Wir zeichnen Zweige oder Blüten.
Wir sind mit der Auffindung der charakteristischen Form und einigen Darstellungs-
möglichkeiten schon im Keinen und wollen uns ein wenig mit der Anwendung zu
irgend einem Schmuck beschäftigen. Ich erinnere an Dinge, welche derlei An-
wendungen zeigen und gebe auch- Anleitung zur Anwendung gerade dieses Gegen-
standes. Das genügt nicht. Ich muss den Schülern zeigen, seht solche Möglich-
keiten in Anwendung und Technik für diesen oder jenen Zweck gibt es. Dazu
brauche ich die Zeit ausserhalb meiner Pflichtstunden.
Ein anderes Beispiel. Wir versuchen uns zum erstenmal im Ausschneiden
eines Motivs. Schauen und Erklären allein tuts nicht. Ich muss an Beispielen
 
Annotationen