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Bund Deutscher Kunsterzieher [Editor]
Kunst und Jugend — 3.1909

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Heft II (Februar 1909)
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Kolb, Gustav: Für einfache Schulverhältnisse
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https://doi.org/10.11588/diglit.33469#0034

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Zu unseren Abbildungen. Unsere Kunstb eilage ist wieder einmal der
,,Kunst des Kindes“ entnommen. Das Original, ein Aquarell, ist von einem
Schüler des Gymnasiums Heidelberg, an dem Zeichenlehrer Idler wirkt,
gezeichnet. Wir brachten schon früher (Jahrgang I, Heft 4) anlässlich der Vor-
führung von Schülerzeichnungen der badischen Landeszeichenausstellung einige der-
artige Arbeiten des Heidelberger Gymnasiums, die ohne Zweifel zu den an-
regendsten dieser Ausstellung gehörten.
Der Gedanke, Schüler in Kostümen Modell stehen zu lassen, ist wirklich
originell und verdient, wo dies möglich ist, nachgeahmt zu werden. Man sieht es
unserer Beilage an, dass die Arbeit mit grosser Liebe und mit Humor durch-
geführt ist.
Abbildung 5 zeigt noch eine Szene aus einem Fastnachtszug, die von
einem kleinen Zeichenschüler des Berthold-Gymnasiums in Freiburg (Zeichenlehrer
Greiner) gezeichnet wurde. Heft X, Jahrgang I brachte eine Anzahl weiterer
derartiger Arbeiten dieser Schule. Diese Arbeiten aus dem Gebiet des Phantasie-
bezw. Gedächtniszeichnens, die ebenfalls auf der badischen Landeszeichenausstellung
zu sehen waren, wurden damals allgemein bewundert. Leider können wir die
Zeichnung nicht in Farben wiedergeben.
I nsere Abbildungen 1—4 sind dem kunstgewerblichen Fachgebiet der Gewerbe-
schule entnommen. Als Präsident v. Mosthaf die Leitung der Kgl. Zentralstelle
für Gewerbe und Handel übernahm, erfuhr das Arbeitsgebiet der Kgl. Zentralstelle
eine ungeahnte Bereicherung. Ueberall wurde neues Leben rege. Ein neuer Früh-
ling hatte nach langer Winterstarre auf diesem Gebiet seinen Einzug gehalten.
Zu den gelungensten, erfolgreichsten Schöpfungen der Zentralstelle gehört wohl die
Errichtung der „B er atung sst eil 1 e für das Baugewerbe“, Die B au aus Stel-
lung, von der viele Anregung in das Land hinausging und die auch in finanzieller
Hinsicht mit dem günstigsten Resultat abschloss, hat das bewiesen. Als eine ihrer
Hauptaufgaben betrachtet es die „Beratungsstelle“, das gesunkene Handwerk zu
heben durch Veranstaltung von Ausbildungskursen der verschiedensten Art und
durch Erlassung von Preisausschreiben für die Bauhandwerker. Als vorigen
Winter im „Gewerbeblatt“ ein derartiges Preisausschreiben für Maler zu lesen
war, hatten unsere Schüler des „offenen Zeichensaals“ Lust, sich an der Konkur-
renz zu beteiligen. Wir ermunterten sie in ihrem Vorhaben, da wir annahmen,
dass sie auf diese Weise durch Vergleich ihrer Arbeiten mit den andern am meisten
lernen könnten. Die Aufgabe lautete: Ein Schild soll in seiner Form und Aus-
stattung entworfen und gemalt werden. 4 Arbeiten (2 von Gehilfen und 2 von
Lehrlingen) wurden schliesslich zur richtigen Zeit abgeliefert. Wir legten selbst-
verständlich bei der Ausarbeitung keine Hand an, sondern beschränkten uns auf
die Beurteilung, wo sie gewünscht wurde. Die Schüler hatten den schönen Erfolg,
jeder eine „öffentliche Anerkennung“ mit Diplom zu erhalten (es wurden nur fünf
Anerkennungen im Ganzen erteilt). Abbildung 1—1 geben eine Vorstellung von
den Arbeiten, die in Leimfarbe auf Pappe gemalt wurden. G. K.

Für einfache Schulverhältnisse. Wer einen geordneten Zeichenunterricht
geben will, darf sich bei Auswahl der Lehrstoffe nicht dem Zufall überlassen, ob-
wohl der Lehrstoff an sich im neuzeitlichen Zeichenunterricht nicht diejenige Rolle
spielt wie im alten. Aber wir wissen, dass solche Uebungen, die die notwendige
Voraussetzung zur selbständigen zeichnerischen Betätigung des Schülers bilden,
am leichtesten an ganz bestimmten Gegenständen vorgenommen werden. Die Aus-
wahl dieser Gegenstände richtet sich allerdings nach den Verhältnissen, unter denen der
einzelne Lehrer arbeitet (z. B. ob auf dem Land oder in der Stadt), nach den Jahres-
zeiten u. a mehr.
Wenn wir heute auf den Apfel hinweisen als auf eine Naturform, die in
Stadt und Land (zumal nach einem Jahrgang wie der von 1908) der Schule leicht
zugänglich ist, so setzen wir voraus, dass der Leser unsere Ausführungen über den
 
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