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Bund Deutscher Kunsterzieher [Hrsg.]
Kunst und Jugend — 3.1909

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Heft II (Februar 1909)
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Kunst und Gewerbe in pompejanischen Privathäusern
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Preisausschreiben für ein Trinkgefäss
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https://doi.org/10.11588/diglit.33469#0040

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28

die auf den Wänden ausgeführten Gemälde
nicht, wie im Hause der Vettier, von bedeu-
tenden Künstlern ausgeführt waren, denn
auch in minder künstlerischen Wandbildern
sprach sich immer noch die Eigenart des
Künstlers oder — Stümpers aus. Den Ge-
mälden kam auch noch das gedämpfte, von
oben einfallende Licht zu statten. Die Böden
der Gemächer waren je nach dem Reichtum
des Bewohners gestampftes Estrich, Ziegel-
werk oder Marmormosaik. Diese hatte einen
künstlerischen Höhepunkt erreicht, der sich
in der wundervollen Darstellung von Tieren,
Stilleben und endlich jenem herrlichsten aller
Kunstwerke seiner Art, der Alexanderschlacht,
aussprach. Einer interessanten Hypothese
zufolge, sollte dieses Mosaikgemälde von einem
Abbildung 6.

der grossen, mit allem Luxus ausgestatteten
Königsschiffe der Ptolemäer stammen, das
auf Abbruch verkauft und von dem Pompejaner
erstanden worden war, der dann nm das
Mosaikbild erst sein Haus baute. An Möbeln
findet sich im pompejanischen Hause nur
weniges. Schränke gab es nicht; man baute
Nischenschränke in die Häuser oder hielt
Kleider, Wäsche usw. in Truhen und Kasten.
Sehr beliebt waren Holzintarsia und Metall-
beschläge. Die Tische waren meist aus Mar-
mor; die Füsse aus schön gestalteten Löwen-
köpfen, Greifen, Windhunden. Da die Mode
in Möbeln nicht wie heute wechselte, konnte
man die Möbel aus dem gediegensten und
dauerhaftesten Material anschaffen, sie ver-
erbten sich von einer Generation auf die
andere und erhöhten dadurch wohl die Freude
am eigenen Heim. — Den vornehmsten Ge-
schmack zeigten die Pompejaner in ihren
Gefässen, die noch manchen Anklang an die

edlen Forrnen der griechischen Keramik zeigen.
An Silber- und Bronzevasen sieht man Figuren
in Reliefs von schönster Kleinkunst, und
mancher dieser Gegenstände kann sich dem
Hildesheimer Fund an die Seite stellen. Einen
wichtigen Schmuck der Häuser, Atrien und
Gärten bildeten die Statuen, die in lebhaften
Farben bemalt und mit Augen aus Glas ver-
sehen waren. Aus Pompeji stammen viele
wohlbekannte Statuen: der tanzende Faun,
der sonst „Narzissus“ genannte junge Bacchus,
der dicke Silen. In einer Bronzegiesser-
Werkstatt fand man die Büste des Bankiers
Lucius C. Jucundus, einen Kopf von brutaler
Naturwahrheit, mit dem schlauen, pfiffigen
Gesicht des Geldmenschen. Selbst in den
Aushängeschildern und Reklamebildern der
pompejanischen Gewerbetreiben-
den spricht sich ihre Freude an
Kunst und Kunstgewerbe aus. So
fand man in einer der zahllosen
Kneipen — denn Pompeji war
eine trinkfrohe und weinselige
Stadt — das Bild zweier kämp-
fenden Gladiatoren, an einer
andern das von zwei Sklaven,
die einen Weinschlauch tragen
und zahlreiche ähnliche Ankün-
digungen an den Läden der
Walker, Bäcker, Tischler usw.
Die Antike verstand es meister-
lich, das Banale des Alltags zu
schmücken; die Alten waren
Lebenskünstler, denen selbst das
Gedenken an den Tod nur eine
Mahnung war, das Leben um so
voller zu geniessen.
Preisausschreiben für
ein Trinkgefäss. Bei der
Studentenkunst-Ausstellung 1908
im Kgl. Landesgewerbemuseum
zuStuttgart ist von den zur Preis-
verteilung verfügbaren Mitteln
noch ein Betrag übrig geblieben,
der inzwischen durch eine Spende
des Kösener S. C. in der Höhe
von M. 1000.— noch eine Stärkung
erfuhr und nach dem Wunsche des Ebren-
ausschusses und der Jury dazu benützt wer-
den soll, um auch in der Folgezeit im
Sinne des Ausschreibens die Förderung ver-
wandter Aufgaben zu ermöglichen.
Da gerade die Gruppe Keramik und
Glas auf der genannten Ausstellung wider
Erwarten nicht so günstige Ergebnisse zeigte,
wie dies in anderen Materialgebieten erfreu-
licherweise der Fall war, hat sich das Kgl.
Wtii ttembergische Landesgewerbemuseum
von der Kgl. Zentralstellefür Gewerbe
und Handel die Ermächtigung erbeten,
für das Jahr 1909 folgendes Preisausschreiben
zu erlassen:
Gefordert wird ein beliebiges Trink-
gefäss aus scharf gebrannter Keramik oder
aus Glas, hauptsächlich für Bier oder Wein,
mit oder ohne Deckel aus geeignetem Material.
Gemeint ist ein Einzeltrinkgefäss, also kein
Vorrats- oder Giessgefäss, auch kein Gefäss
 
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