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Bund Deutscher Kunsterzieher [Hrsg.]
Kunst und Jugend — 3.1909

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Heft IV (April 1909)
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https://doi.org/10.11588/diglit.33469#0075

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zuerst interessiert haben'? Dabei darf man sich nicht durch das beeinflussen lassen, was
als 'Inhalt des Bildes angegeben wird, denn viele Unterschriften entstehen erst, wenn die
Bilder fast fertig sind. Oft ist es eine einzige Linie, um derentwillen ein Bild gemacht
wurde, oft ein Farbengegensatz, oft eine Bewegung. Es gibt Bilder, welche zwei oder drei
Ausgangspunkte zu haben scheinen, oder bei denen das Interesse des Künstlers während der
Ausführung gewechselt hat. Nur selten wird man durch blosses Anschauen die ganze Ent-
stehungsgeschichte enträtseln, aber es ist sehr lehrreich, an ihr herumzugrübeln, denn indem
man nach der Geschichte des Bildes sucht, lernt man es kennen. Schluss folgt.

Verein für Kunst- und Zeichen-
unterricht Württemberg. Unterzeich-
netem gegenüber wurde anlässlich seiner
Zeichenkurse oft der Wunsch ausgesprochen,
einen Kurs im Landschaftszeichnen usw.

irgendwo abzuhalten in den Ferien. Mit-
glieder unseres Vereins, welche sich für
einen solchen Kurs interessieren, können
auf Wunsch das Nähere erfahren von
Oberreallehrer G. Löffler
Heilbronn, Schillerstr. 37.

R. Trunk

Es gibt keinen härteren Gegensatz, als die aus starrem Winterschlaf
erwachende Natur mit ihrem tausendfältigen Weben und Blühen ringsum,
allüberall der befreiende und belebende Hauch der Schöpfung, daneben aber
das unerbittlich erfüllte Menschenschicksal — ein ergreifendes Bild vom
Werden und Vergehen!
An die Stelle bescheidener Lebensfreude, opferwilligen Schaffens und
segensvoller Berufstätigkeit tritt rasch und erbarmungslos, eine ernste Mah-
nung der Vergänglichkeit, die finstere Macht, die wie der Dieb in der Nacht
sich in unsere Behausung schleicht. Wie ein betäubender Schlag traf uns
die traurige Nachricht vom Tode eines Mannes, der ausgestattet mit reichen
Geistesgaben und im Vollbesitz körperlicher Frische auf dem Höhepunkt
seines Schaffens sich befand, plötzlich einer heimtückischen Krankheit zum
Opfer fallend, seiner Familie, dem Kreis treuer Freunde, seinem Beruf
entrissen wird, in dem er zum Segen der Jugend gewirkt. Wie wir ihn
als Lehrer und Künstler schätzen, so werden alle jene, die ihm im Leben
nahegestanden, seinen menschlichen Vorzügen, seinem lauteren Charakter
das höchste Lob nicht vorenthalten. Mit welchem Eifer er seinem Beruf
gelebt und wie er sich für ihn geopfert, beweist am besten die Uebernahme
des Vorsitzes im Verband süddeutscher Zeichenlehrervereine, trotzdem so
viele Ansprüche gesellschaftlicher Art an ihn gestellt wurden und die Lei-
tung des Vereins der badischen Kollegen seine Arbeitskraft in hohem
Mass in Anspruch nahm. Mit allem Eifer, mit voller Hingabe und sel-
tenem Geschick hat er die Sache des Verbandes geleitet, und sein Verdienst
ist es unbestritten, wenn sich dieses Unternehmen so rasch entwickeln konnte.
Unser Dankgefühl und unsere Verehrung wird ihm einen Ehrenplatz
anweisen in unserem Gedenken. Leider war es von den Verbandsmitglie-
dern nur wenigen vergönnt, dem hochverdienten Leiter und Vorsitzenden
die letzte Ehre zu erweisen, aber wir werden ihm ein Denkmal unvergäng-
licher Art aufrichten, nicht aus kaltem Stein, sondern in unseren Herzen,
als unwandelbare Dankbarkeit und Verehrung mit dem Versprechen, es ihm
an treuer Pflichterfüllung gleichzutun.
Wie der junge Frühling jetzt um uns, so möge auch unser Freund
dereinst eine frohe Auferstehung feiern!
Strassburg i. E , den 12. April 1909.
 
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