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Bund Deutscher Kunsterzieher [Editor]
Kunst und Jugend — 3.1909

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Heft VII (Juli 1909)
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https://doi.org/10.11588/diglit.33469#0116

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98

und mehr Zeit als uns in den allgemeinbildenden Schulen zur Verfügung steht.
Man beschränke sich daher in der Regel auf die Wiedergabe einer einzigen
Blüte oder Knospe. Nicht Vieles und Vielerlei, sondern nur Eines, das aber
recht. G-. Kolb.

Umschau. Vom Dürer-Bund. Durch
unsere Zeit geht eine starke Sehnsucht nach
allmählicher Veredelung des uns umgebenden
Lebens und der tausendfältig mannigfachen
Bedingungen und Bedürfnisse, die es ohne
den Aufwand übergrosser Mittel freundlicher
gestalten, die es in all seinen Wünschen und
Regungen verfeinern und verschönern können.
Die vergangenen Jahrzehnte mit ihrem über-
raschenden Emporblühen aller technischen
Wissenschaften und Beschäftigungen hatten
unsern Geist auf das Materielle gestimmt,
hatten uns gezwungen, erst wieder einen
gesicherten Besitzstand, wieder gefestigte
Lebensverhältnisse zu erringen. Heute sind
wir diesem Ziele schon näher gekommen, und
nun sind zahllose Hände am Werke, diesem

Abbildung 4.



Besitzstände und diesen besseren Lebens-
verhältnissen auch das Gepräge einer höheren
Kultur zu geben.
Ganz allmählich nur bricht diese Bewegung
sich Bahn. Sie umfasst alle Gebiete und
beschränkt sich nicht auf Einzelheiten, sondern
sucht alle Gattungen der Kunst und des Kunst-
gewerbes zu durchdringen, zu vertiefen und
neu zu beleben.
Mancherlei bedarf der Besserung: der
Städte- und Kirchenbau, die Gartenkunst,
die künstlerische Beschäftigung männlicher
und weiblicher Dilettanten, die Hausmusik,
die Erhaltung und Pflege von Naturdenk-
mälern, die Friedhofskunst und so fort bis
in die fernsten und, wie man oft glaubt, un-
scheinbarsten Regungen des Geisteslebens.
Vieles ist heute schon geschehen. Aber
was kann der einzelne erreichen! Hier heisst
es, sich zusammenschliessen, und zwar nicht
in einer kleinen Vereinigung, sondern in einem
grossen Verbände.
Ein solcher besteht schon seit einigen
Jahren. Er heisst Dürer-Bund. Neben

mehreren tausend Einzelmitgliedern gehören
diesem Bunde eine grosse Anzahl anderer
Vereine und Verbände an, so der Bund Heimat-
schutz unter Schultze-Naumburg, mehrere
grosse Lehrervereinigungen, akademische
Korporationen, auch eine deutsche Stadtver-
tretung, Vereine, gemeinnützige wie gesellige,
schliesslich zahlreiche Ortsgruppen des Dürer-
Bundes, so in Osnabrück, Kiel, Stettin, Krefeld,
Braunschweig und andere mehr.
Die Leitung des Gesamtbundes liegt in
den Händen des Arbeitsausschusses (Adresse:
Dresden-Blasewitz genügt). Dieser gibt das
Bundesorgan, die Dürer-Blätter, heraus, ferner
die Dürerbundeskorrespondenz (DBK), welche
den Zeitungen Aufsätze über Fragen der
Kunstpflege und des Heimatschutzes zum
unentgeltlichen Abdruck liefert,
ebenso verschickt er Verzeichnisse
guter Romane für Zeitungen, auch
eine Rednerliste u. a. Der Bund
verleiht weiter Ausstellungen von
Bildern für den Wandschmuck,
Glasbilder zu Lichtbildervorträgen
usw. Endlich verbreitet der Arbeits-
ausschuss Flugschriften; wir nennen
nur ein paar Schlagworte: Wandern
und Reisen, Volkskonzerte, Haus-
gerät, Hausmusik, Theater im Freien
häusliches Vorlesen, über die Dorf-
kunst und die Gebildeten auf dem
Lande, die Pflege des Heimat-
lichen im Bauwesen, Jugendschrif-
ten, Anlage des Landhauses, das
heutige Kunstgewerbe und viele an-
dere Fragen, die zeigen, wie viel-
seitig sich der Bund betätigt.
Von den überaus fruchtbringenden
Arbeiten der einzelnen Ortsgruppen
kann hier nicht weiter berichtet
werden; überall tritt das Bestreben hervor,
zunächst die am meisten brachliegenden Ge-
biete zu bestellen, auf den anderen aber mit
den schon bestehenden Vereinen Hand in
Hand zu arbeiten.
Sehen wir einmal zu, was eine Ortsgruppe
in Verfolg dieses Prinzips wohl zu leisten
hätte. Der Hauptgrund des Kunstelendes be-
steht darin, dass das Publikum, wo es als
Käufer oder Besteller auftritt, zu wenig
Geschmack zeigt, dass infolgedessen mehr
schlechte a»ls gute Massenware hergestellt
wird, dass darum auch teilweise die guten
Sachen noch zu teuer sind. Dem wäre zu-
nächst abzuhelfen durch Vorträge mit Licht-
bildern — am besten nach der Methode von
Schultze-Naumburg, durch Vorführung von
gutem Beispiel und schlechtem Gegenbei-
spiel —, ferner durch die Verbreitung der
schon erwähnten Flugblätter, durch geeignete
Abhandlungen in den Zeitungen, schliesslich
durch Ausstellungen. Solche wären zu ver-
anstalten zunächst von Zimmerausstattungen
und Erzeugnissen des Kunstgewerbes. Hiebei
 
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