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Bund Deutscher Kunsterzieher [Hrsg.]
Kunst und Jugend — 3.1909

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Heft VII (Juli 1909)
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https://doi.org/10.11588/diglit.33469#0117

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99

ist natürlich das heimische Gewerbe
in erster Linie heranzuziehen; diesem
soll an erster Stelle Gelegenheit geboten
werden, zu zeigen, dass es schöne, einfache
und gediegene Sachen hervorzubringen ver-
mag, falls nur die Besteller genügendes Kunst-
verständnis zeigen. Ein nicht unwesentlicher
Beitrag zur Mittelstandspolitik! Ausstellungen
von Wandschmuck, vor allem von Steindrucken,
Meisterbildern usw. sollen weitesten Kreisen
vor Augen führen, welch herrliche Bilder man
für ein paar Groschen erstehen kann. Wander-
ausstellungen von Gemälden moderner Künst-
ler, die von einer Ortsgruppe zur anderen gehen,
sollen das Interesse für die hohe Kunst heben
und zugleich den aufstrebenden Talenten die
Möglichkeit bieten, weiter bekannt zu werden.
Um zu zeigen, wie leicht man sich auch
zu Hause einen künstlerischen Genuss be-
reiten kann, werden sogenannte Dilettanten-
abende sehr geeignet sein. Leichte, aber
doch edle Instrumentalmusik (natürlich nur
Kammermusik), einfacher Gesang, Rezitation
und Theaterspiel wäre hier zu pflegen. Als
weitere Bestrebungen wären noch zu nennen:
Volkshochschulkurse, Ausschmückung unserer
Schulen, Volkschöre zur Hebung des Volks-
gesanges, dann Festspiele im Freien.
Wieviel Aufgaben bietet ausserdem der
Heimatschutz! So manches kleine und doch
für das Gesamtbild einer Stadt, eines Landes
so wichtige Natur- oder Kunstdenkmal, etwa
ein Gartenhaus, ein Heiligenbild, umrahmt
von einer hübschenBaumgruppe, einelauschige
Stiege geht unbeobachtet zugrunde und nie-
mand denkt daran, ein neues dafür zu schaffen.
Der Hauptnutzen einer Ortsgruppe des Dürer-
Bundes aber wäre der, dass ein Mittelpunkt
geschaffen wird für sämtliche Bestrebungen der
Kunst im weitesten Sinne, der hohen Kunst,
der Volkskunst, der Kunst im Alltagsleben.
Die vielen fruchtbaren Gedanken, die in
zahlreichen Fachblättern niedergelegt sind,
sollen von hier aus in die Wirklichkeit um-
gesetzt werden, sei es, dass man sie selbst
ausführt, sei es, dass man andere Vereine
zu ihrer Ausführung anregt und sie dabei
unterstützt.
Eine Auskunftstelle soll die Ortsgruppe
sein, wo jeder sich Rat holen kann, die Eltern,
die ihrer Tochter eine geschmackvolle Aus-
steuer kaufen wollen, der Verein, der ein
Kriegerdenkmal setzen möchte, die Gemeinde,
die eine neue Kirche bauen muss.
Auf diese Weise wird manches Samen-
körnlein auf fruchtbaren Boden fallen und
hundertfältige Frucht tragen zu unserer
eigenen Freude, zum Heile der nachfolgenden
Generationen, zur Bereicherung der gesamten
deutschen Kultur!
Man sage nicht: das sind alles Utopien!
Was hier vorgeschlagen wird, ist schon alles
irgendwo praktisch durchgeführt worden, und
zwar ohne allzu grosse Kosten. Der Arbeits-
ausschuss, die Handwerkskammern, die Ge-
meinden, befreundete und angeschlossene
Vereine, die in Frage kommenden Interessenten
haben überall den Dürer-Bund gern unter-
stützt, und nicht zu ihrem Schaden. Wer
Lust hat, mitzuarbeiten, der lasse sich un-

entgeltlich eine Werbeschrift von dem Vor-
sitzenden des Dürer-Bundes F. Avenarius in
Blasewitz kommen oder melde gleich seinen
Beitritt an bei dem Verlagsbuchhändler G.
D. Callwey, München, Finkenstrasse 2. Der
Beitrag ist nach Belieben festzusetzen, jedoch
nicht unter 1 Mark. Vereine zahlen einen mit
der Bundesleitung vereinbarten Beitrag.
Ist nur ein kleiner Stamm von Mitgliedern
da, so wird alsbald zur Gründung einer Orts-
gruppe geschritten werden können.
* *
Kind und Kunst. Die Ausstellung Kin d
und Kunst im Albrecht Dürerhause in
Berlin, die als permanente Einrichtung ge-
plant ist und von Zeit zu Zeit in ihrem Bestand
wechseln soll, verfolgt den Zweck, in aus-
gewählten Proben über bemerkenswerte

Abbildung 5.


Neuerungen auf dem Gebiet der Kunst-
erziehung zu orientieren. Es sollen haupt-
sächlich Schülerarbeiten gezeigt werden, und
zwar wird dabei weniger auf die künst-
lerische Vollendung und Exaktheit gesehen,
als auf die Anregungen, die sie dem Päda-
gogen zu bieten geeignet sind. Die Aus-
stellung ist darum in erster Linie für Lehrer
und Erzieher bestimmt, dann aber auch für
jeden Kunstfreund, der sich für Erziehungs-
reform und kindliche Kunst interessiert.
Arbeiten, die für die Erkenntnis der kind-
lichen Entwicklung oder zur Demonstration
neuer technischer oder Lehrverfahren wichtig
sind, sollen in erster Linie berücksichtigt
werden. Kollektionen aus ausländischen
Schulen sollen möglichst oft vorgeführt werden,
wenigstens soweit sie unserm Erziehungs-
wesen Anregungen geben können.
Ueber die gegenwärtig ausgestellten Ar-
beiten sei folgendes berichtet:
An der Vorschule der Magdeburger
Kunstgewerbe- und Handwerker-Schule
(Direktor Professor Thormählen) hat in den
letzten Monaten Lehrer Delavilla Kurse
gegeben, die in manchem von dem gewöhn-
lichen Verfahren abwichen (12—14jährige
Knaben). Vor allem wurde erstrebt, die frei-
schöpferische Gestaltungsfreude der Kinder
 
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