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Bund Deutscher Kunsterzieher [Hrsg.]
Kunst und Jugend — 3.1909

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Heft VIII (August 1909)
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Schwarz, E.: Das Zeichnen in der Volksschule und seine Verwertung im Unterricht, [1]: Vortrag des Herrn Zeichenlehrers E. Schwarz Karlsruhe, gehalten am 23. Mai d.J. bei der Generalversammlung des badischen Zeichenlehrervereins in Gengenbach
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Kolb, Gustav: Die neue Fibel für die evangelischen Volksschulen Württembergs
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https://doi.org/10.11588/diglit.33469#0132

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in dem grossen Weltenbuche zu lesen, dann fehlt uns die Fähigkeit, diese Schrift
zu entziffern, dann tragen wir meist unsere eigenen Gedanken hinein, statt dieses
Buch zu uns sprechen zu lassen!
Jedes Ding in der Welt hat uns etwas zu offenbaren!
Darum zurück zur Natur und zur Kunst! Wir müssen Natur und Kunst
wieder verstehen lernen und dieses Verständnis schon im jugendlichen Alter, wo
Herz und Gemüt noch weich und bildungsfähig sind, zu wecken und zu fördern
suchen! Die ästhetische Erziehung, die Pflege des Schönheitssinnes ist eine der
berechtigtsten Forderungen unseres Lehrplans! (Schluss folgt.)

Die neue Fibel für die evangelischen Volksschulen Württembergs,
Gegen Ende August wird die in Lehrerkreisen längst mit Spannung erwar-
tete neue Fibel für die evangelischen Volksschulen Württembergs herauskommen.
Sie wird ein schönes Werk werden. Dem grossen klaren Druck werden Bilder
eingefügt, die von zwei hiefür besonders geeigneten Künstlern geschaffen worden
sind. Obwohl jeder der beiden Künstler seine Eigenart kräftig zur Geltung bringt,
werden die
Bilder kei-
nen stören-
den Gegen-
satz aufwei-
sen , son-
dern sich in
gewissem
Sinn harmo-
nisch ergän-
zen. Franz
H. Gr ef ist
der energi¬
sche Zeichner, der mit kräftigen, kecken Mitteln arbeitet. Alfred Heinr. Pelle-
grini ist eine zarte lyrische Natur. Er zaubert mit impressionistischer Technik — #
soweit dies für Zeichnung Anwendung finden kann — auf kleinstem Baum Stimmungs-
bilder hervor, die uns sofort in ihren Bann ziehen. Beide aber wissen den dem Kinde
verständlichen Ton aufs glücklichste zu treffen, Freude und Leid der Kinderseele sind
ihnen vertraut und sie besitzen die Gabe der naiven kmdertümlichen Darstellung.
Sämtliche Illustrationen sind in Schwarz-Weiss gehalten, die Mehrzahl weist
zudem noch Farbendruck auf. Wenige, glücklich gewählte und harmonisch zu-
sammengestimmte kräftige Farbtöne geben den Bildern einen überaus frischen
Farbenreiz. Unsere Tafel zeigt drei dieser Bilder. Leider war es uns der Kosten
halber versagt, eine grössere Auswahl vorzuführen. Im Text unseres Heftes befinden
sich dann noch fünf Schwarz-Weiss-Zeichnungen. Das obere und mittlere Bild
unserer Tafel zeigt nun die beiden Künstler von ihrer besten Seite. Betrachte ein-
mal die Kindergesichtchen oben. Mit welch wenigen, treffsicheren Mitteln ist hier der Aus-
druck freudiger Ausgelassenheit gelungen! besonders das halb zaghaft, halb lustig
dreinschauende Mädchengesicht zwischen den beiden Knaben ist eine feine psycho-
logische Leistung. Gref hat Stil und Komposition in seinen Arbeiten. Jede
Zeichnung weist wohlabgewogen Anordnung und Aufbau auf. (Vergl. auch den
vor dem Fuhrwerk gelagerten Hund unten, sowie die Abbildungen 1 und 2 im Text.)
Im Tierbild ist er durchaus bewandert, er liebt auch hier eine stilisierte Darstel-
lung. Seine sämtlichen Schöpfungen durchzieht frische Lebenslust.
Nun betrachte das von Pellegrini geschaffene Mittelbild unserer Tafel.
Nimmt dich nicht sofort die behagliche Stimmung dieses Baumes mit den kattunen
Vorhängen, dem runden Kachelofen und dem alten Grossvater im Lehnsessel in
Bann! Dann besieh dir einmal den Gegensatz dieser Darstellungsart zu der im
oberen Bildchen. Dort straffe geschlossene Zeichnung, hier lockere, geistreiche
Technik, die manchmal nur flüchtig andeutet und ab und zu im Weglassen ihren

Abbildung 3.
 
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