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Bund Deutscher Kunsterzieher [Hrsg.]
Kunst und Jugend — 3.1909

DOI Heft:
Heft VIII (August 1909)
DOI Artikel:
Kolb, Gustav: Die neue Fibel für die evangelischen Volksschulen Württembergs
DOI Artikel:
Hoßfeld, Max: Denkmalpflege auf dem Lande, [1]
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https://doi.org/10.11588/diglit.33469#0133

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besonderen charakteristischen Ausdruck findet. Diese Art von Darstellung will
verstanden sein, lieber Leser. Während Gren auf uns wohl vertrauten Pfaden
wandelt, weil er das Erbe von Ludwig Richter angetreten hat, ist die Dar-
stellungsweise Pellegrinis nur vom impressionistischen Standpunkt aus zu
verstehen. Sie ist ein Teil jener Kunst, die nicht das einzelne, sondern den Ge-
samteindruck wiedergeben will. Du sollst also ein solches Bild, wie Avenarius bei der
Beschreibung eines Liebermann’schen Gemäldes treffend bemerkt, nicht schluckweise,
sondern auf einen Zug mit den Augen trinken.
So darf nun wohl gesagt werden, dass die neue Fibel hinsichtlich ihrer
künstlerischen Ausschmückung ein wohlgelungenes Werk darstellt, das sowohl den
beiden Künstlern als auch der wissenschaftlichen Kraft, die den geistigen Zusammen-
hang zu überwachen hatte, zur vollen Ehre gereicht. Wir meinen, die neue Fibel
wird nicht nur den Kindern ein Quell reicher Freude sein, sondern sie wird auch
wegen der Qualität ihrer Illustrationen das Verständnis bei Lehrern und Schülern
für die graphische Kunst wecken und damit ein nicht zu verachtender Förderer
der Kultur des Auges sein. G. Kolb.

Denkmal¬
pflege auf
demLande.
Unser von
Jahr zu Jahr
erstarkendes
Denkmalpfle¬
gewesen ist in
seinen An-
fängen das Er¬
gebnis der hi-
storischen Kulturströmung im geistigen Völkerleben des vorigen Jahrhunderts. Eine
Folge davon war die vorwiegende, vielleicht sogar etwas einseitige Bewertung
dessen, was geschichtliche oder kunstgeschichtliche Bedeutung hatte. Die Denk-
malpflege erstreckte sich — ganz abgesehen von der mit besonderer Vorliebe be-
triebenen Prähistorie —• vornehmlich auf die grösseren und bekannteren Kunst-
denkmäler, wie sie namentlich die Städte aufzuweisen haben. Das Land kam
zu kurz.
Der Vorgang war natürlich: die wertvollsten Schätze, die grösseren und
bekannteren, die besonders vorbildlichen Denkmäler verlangten vor allen Dingen
Beachtung und Schutz. Sie liessen sich auch besser schützen. Denn das öffent-
liche Interesse war an ihnen lebendiger; die für sie in Betracht kommenden Besitz-
verhältnisse sicherten den auf Erhaltung und Pflege gerichteten Bestrebungen den
besseren und schnelleren Erfolg.
Verhehlen konnte man sich freilich nicht, dass neben jener vornehmsten,
dankbareren Aufgabe noch eine ungeheure, ungleich schwierigere Arbeit zu bewäl-
tigen war, wenn auch die kleineren, überall im Lande zerstreuten, geschichtlich
und kunstgeschichtlich weniger bedeutenden Objekte mit gutem Ergebnis in den
Bereich der Wirksamkeit gezogen werden sollten. An Anfängen zur Verfolgung
dieses Zieles fehlte es da und dort auch in jener früheren Zeit nicht. Zum Er-
starken-der Bestrebung bedurfte es jedoch eines weiteren. Und dieses blieb nicht
aus. Neben den wissenschaftlichen Geist der Zeit, neben die ausgesprochen
historische Richtung traten in den letztvergangenen Jahrzehnten neue Kultur-
strömungen : Gefühlsdinge, Stimmungen kommen zu stärkerer Geltung. Die Be-
tonung des Aesthetischen, auch ethische, romantische Anwandlungen bilden die
Reaktion gegen die allzu verstandesmässige Behandlung der Dinge.
Sind diese Erscheinungen vielleicht auf der einen Seite das Anzeichen einer
gewissen modernen Dekadenze, so bilden sie doch anderseits eine bedeutende
 
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