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Bund Deutscher Kunsterzieher [Editor]
Kunst und Jugend — 3.1909

DOI issue:
Heft XII (Dezember 1909)
DOI article:
Kolb, Gustav: Die Ausschneidetechnik im Zeichenunterricht
DOI Page / Citation link: 
https://doi.org/10.11588/diglit.33469#0180

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156

gehalten , die grosse Gesamtform aufzufassen. Manchen wird es erst jetzt klar,
was man unter der „Blockform“ versteht und warum man beim Zeichnen von dieser
ausgeht; denn das Ausschneiden zwingt dazu, zunächst eine Blockform herzustellen.
Wenn man das „Glanzlicht“ an einigen charakteristischen Beispielen behandelt
hat, so wird es zur Klärung und Befestigung der neugewonnenen Vorstellung
wesentlich beitragen , einige derartige Hebungen machen zu lassen , wie sie Ab-
bildung 3 und 4 vorfuhrt (das Glanzlicht ist aus weissem Papier ausgeschnitten
und aufgeklebt).



Abbildung 1.

Abbildung 5 und 6 zeigen sodann Silhouetten nach Motiven auf dem Friedhof.
Der Schüler lernt dabei, dass
das Ausschlaggebende bei der
Charakterisierung eines Baumes
nicht in der Darstellung der
kleinen Unterschiede in der
Schraffierung der Laubpartien
liegt, sondern in der Wiedergabe
der grossen Masse, eben in der
Silhouette.
Ab und zu, doch selten, lasse
ich auch Silhouetten schneiden
nach Stopftieren, die vor einen
hellen Hintergrund gestellt wer-
den (Abb. 7).
Besonders instruktiv gestaltet
sich das Silhouettenschneiden als
Wiederholung von Architektur-
aufgaben, die im Naturzeichnen
behandelt wurden. Abbildung
8 —10 mögen als Beispiele dafür
dienen, dass der Schüler durch
diese Art von gedächtnismässiger
Darstellung „gross“ sehen lernt,
eben weil er gezwungen ist, alle
Einzelheiten unberücksichtigt zu
lassen. Abbildung 11 ist in einer
Klasse des zweiten Zeichenjahrs
entstanden und ein schönes Bei-
spiel dafür, wie selbst jüngere
Schüler derartige Aufgaben, die
zwischen Phantasie und Gedächt-
niszeichnen liegen, mit der Schere
sehr befriedigend lösen können.
Abbildungen 12 —15, Bei-
spiele aus dem figürlichen Zeich-
nen , sind in Oberklassen der
Oberrealschule entstanden, kommen demnach für einfache Schulverhältnisse nicht
mehr in Betracht.

Ebenso die weiteren Abbildungen 16—20, die mit farbigen Papieren her-
gestellt sind. Manchen Leser wird eine kurze Beschreibung vielleicht zu eigenen
Versuchen anreizen, die ungemein instruktiv und dankbar sind.
Der Kürbis (Abb. 16) wurde zunächst als Gesamtform aus orangegelbem
Glanzpapier ausgeschnitten und auf weisses Papier aufgeklebt, hierauf wurden
die dunkelgrünen Streifen und Flecken aus grünem Papier ausgeschnitten und
daraufgeklebt. Zuletzt wurde der Schlagschatten aus schwarzem Papier ein-
gesetzt. Die Wirkung ist eine ausgezeichnete, Unsere Abbildung zeigt die Farben
leider nicht.
 
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