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Bund Deutscher Kunsterzieher [Hrsg.]
Kunst und Jugend — 3.1909

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Heft XII (Dezember 1909)
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Kolb, Gustav: Die Pflichtstunden der Zeichenlehrer
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Kolb, Gustav: [Rezension von: Ernst Weber, Technik des Tafelzeichnens]
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https://doi.org/10.11588/diglit.33469#0186

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1G2

G. Kolb.

Lelirer entspricht.

Was hilft es uns, wenn wir unseren Vorgesetzten in objektivster Weise vom Gegen-
teil zu überzeugen suchen! Man glaubt uns nicht. Gut, wenn man uns nicht
glauben will, warum hört man nicht auf die Stimmen solcher wissenschaftlichen Lehrer,
die Gelegenheit hatten oder haben
sprechenden

, einen den neuzeitlichen Grundsätzen ent-
Z eichenunterricht zu erteilen? Solche Stimmen, die den Zeichen-
unterricht von heute, der seiner Natur nach in der Hauptsache
Einzelunterricht sein muss, als den anstrengendsten Unterricht
bezeichnen, haben sich schon des öfteren in aller Oeffentlichkeit
erhoben. Oder sind diese Stimmen dem Ohr der Behörden entgangen?
Heute nun steht die Sache so, dass z. B. ein Zeichenlehrer,
dessen Unterricht in der Hauptsache an Oberklassen stattfindet und
der ausserdem noch Nacht- und Sonntagsunterricht an der Ge-
werbeschule leisten muss, trotzdem zwei Pflichtstunden mehr geben
muss als ein Lehrer der unteren Abteilung. Und dabei ist eine
ganze Anzahl ausserdem noch zur Leitung des offenen
Zeichensaals verpflichtet — ohne eine Entschädigung
dafür zu erhalten. Dass diese ungleiche Belastung selbst von
unseren wissenschaftlichen Kollegen, die Gelegenheit hatten, unsere
Arbeit kennen zu lernen, als schreiende Ungerechtigkeit empfunden
wird, davon durfte ich mich dieser Tage wiederholt überzeugen.
Was nun? Sollen wir uns, nachdem die Behörden unserer
Arbeit keine Gerechtigkeit widerfahren liessen, an die Stätte
wenden, wo der Herzschlag des Volkes und des werktätigen Lebens pulsiert —
an die Volksvertretung? Vielleicht werden wir dann erringen, was unsere Kollegen,
soweit die deutsche Zunge klingt, längst erreicht haben: ein Ausmass an
Pflichtstunden, das unsere Arbeit gerecht wertet und demjenigen
der wissenschaftlichen

Abbildung 12.


Abbildung 13.


Die Technik des Tafelzeichnens.
Von Dr. Ernst Weber, München.
Verlag von B. G. Teubner in Leipzig. Preis 6 M.
Das sehr beachtenswerte, für die Praxis der Schule
besonders wertvolle Werk veranlasst uns zu einer ein-
gehenderen Besprechung. Es enthält ein Textheft und
40 Tafeln, die teilweise in mehreren Farben gedruckt
sind. Der Text gliedert sich in fünf Abschnitte: Kunst
als Lebensgestalterin, die bildliche Darstellung im Dienste
der Didaktik, die Technik der Gestaltung an der Wand-
tafel, Erläuterung und Anleitung, ein Blick über die dar-
gestellten technischen Ausdrucksweisen und Stoffe. Der
Verfasser spricht sich zunächst über „die Künstlerschaft
des Pädagogen“ aus, eine Frage, die er durch ein früheres
Buch „Aesthetik als pädagogische Grundwissenschaft“
durch eine eingehende wissenschaftliche Analyse klarzu-
legen versucht hat. Er führt u. a. aus: Die Forderung, dem
Schüler alles zum Erlebnis werden zu lassen, ist alt.
Zum Erlebnis kann ihm etwas werden in erster Linie
durch die Wirklichkeit. Aber Vieles ist überhaupt
nicht als Wirklichkeit vorführbar, z. B. Geschichte oder
ethische Geschehnisse. Die Kunst muss hier Ersatz

schaffen. Die Kunst lässt die Ferne fühlen und schauen. Sie bietet keine blossen
Begriffe. Sie schenkt ein Stück Leben, ein Abbild wirklichen Lebens. Darum
wird sie zur Leb en s gestalt er in, wo die Wirklichkeit nicht zu vermitteln ist,
und darum muss der Lehrer den Stoffen g e g e n ii b e r zum Künstler werden,
wo immer er ein Leben vorführen will, das er nicht in Wirklichkeit zeigen kann,
 
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