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Bund Deutscher Kunsterzieher [Hrsg.]
Kunst und Jugend — 3.1909

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Heft XII (Dezember 1909)
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Kolb, Gustav: [Rezension von: Ernst Weber, Technik des Tafelzeichnens]
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https://doi.org/10.11588/diglit.33469#0188

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schaftler, und sein Verdienst ist es, alles in logischem Zusammenhang entwickelt
und wissenschaftlich begründet zu haben.

Die drei weiteren Kapitel führen nun praktisch in die Technik der
Wandtafelzeichnung ein und sie bilden den Hauptwert des Werkes, denn
noch niemals wurde ein ähnlicher Ver-

Abbildung 16.


such, zumal mit solchem Ergebnis, ge-
macht. In der Einleitung zu seinem
dritten Kapitel äussert sich der Ver-
fasser : „Gibt es eine Technik des Tafel-
zeichnens? Als ich meine pädagogische
Laufbahn begann, hatte ich keine
Ahnung von der Existenz einer Kreide,
oder einer Wandtafeltechnik. Auf der
Schule hatte ich gelernt, mit schwarzem
Bleistift auf weissem Papier zu zeichnen.
Der Strich musste möglichst fein und
glatt sein. Die besten Zeichner durften
die Bleistiftkonturen mit Tusche nach-
fahren, und die eingegrenzten Flächen
mit dünnflüssigen Aquarellfarben, die
durchaus gleichtönig aufgetragen wer-
den mussten, oder mit braunem Kaffee-

das Zeichnen mit der Reissfeder bei

satz eindecken. Später kam dann noch
geometrischen Projektionen dazu. Bleistift-,

Schreib- und Reissfedermanier — mehr wurde dem künftigen Lehrer nicht vermittelt.

Die Kreide und die Wandtafel waren mir also bei Beginn meiner pädagogischen
Praxis durchaus ungewohnte und wenig handliche Apparate in irgend einer Ge-
staltung — ungewohnt sogar beim Schreiben.“

Nach diesen Worten, die zugleich eine treffende Charakterisierung des alten


verfehlten Zeichenunterrichts enthalten,
legt der Verfasser dar, wie bei seinen
Versuchen er nach und nach zu dei’ Er-
kenntnis gekommen sei, dass die Technik
des Wandtafelzeichnens (wie bei jeder
anderen Kunst) sich aus der Art der Ma-
terialien und des Werkzeugs entwickeln
müsse. „Die Darstellungsmöglich-
keiten des Tafelzeichnens hängen ab von
der Tafel selbst und von dem Material, das
vermöge seiner Adhäsionskraft an der
Tafel haftet — von Kreide, Kohle, von
flüssiger Farbe — von den übrigen Tafel-
utensilien — von Schwamm, Wischer
usw. Das eigentliche Tafelmaterial wird
aber immer Kreide sein.“ Wie nun die
in Betracht kommenden Darstellungs-
weisen besprochen werden, das ist nicht
nur interessant sondern auch ungemein
lehrreich. Mir selbst, der ich mich stets
angelegentlichst mit der Kunst des Wand-
tafelzeichnens beschäftigt habe, ging ein
neues Licht auf und ich hoffe aus den

Darlegungen des Verfassers reichsten Gewinn für meinen Unterricht zu ziehen.
Dem Textbuch, das einige Abbildungen enthält, sind noch 40 zum Teil mehr-
farbige Tafeln beigegeben, die in täuschender Reproduktion die verschiedensten
Wandtafelzeichnungen vorführen. (Vergl. unsere Abbildungen 21—24.)
 
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