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Bund Deutscher Kunsterzieher [Hrsg.]
Kunst und Jugend — 3.1909

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Heft XII (Dezember 1909)
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https://doi.org/10.11588/diglit.33469#0193

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169

Verlag von Georg D. Callwey-München. Diese
vortreffliche, durchaus nicht im engherzig
kirchlichen Sinn geleitete illustrierte Zeit-
schrift kann warm empfohlen werden. In
Wort und Bild bietet sie nur Vorzügliches.
Wir werden bei späterer Gelegenheit aus-
führlich auf das christliche Kunstblatt
zurückkommen. G. Kolb.
Neue Künstlersteinzeiehnungen des Ver-
lag R. Voigtländer-Leipzig. Der rühmlichst
bekannte Verlag, der mit der Kunsterziehungs-
bewegung eng verknüpft ist, liess neuerdings
wi eder 3 KünstlersteiDzeichnungen erscheinen,
die unser Interesse verdienen. Zwei davon be-
handeln Episoden der napoleonischen Kriege
und sind in grossem Format von Georg Leb-
recht auf die Platten gezeichnet worden. Die
eine behandelt den Einzug eines Teils der gros-
sen Armee in ein
preussischesGrenz-
städtchennach dem
russischen Feld¬
zug. Der Künstler
hat es verstanden,
uns das Elend die¬
ser armen,kranken,
zerlumpten Flücht¬
linge in ergreifen¬
der Weise vor die
Seele zu führen.
„Mit Mann und
Ross und Wagen,
so hat sie Gott ge-
schlagen.“ Die an¬
dere schildert eine
Episode aus der
Schlacht bei Katz-
bach. Ein schwerer
Regenhimmel
hängt über dem
braunen Erdboden.
Die Gestalt Blücher
auf einem Schim¬
mel als Mittelpunkt
der Komposition
ragt imponierend
aus dem Bild hervor. Er hält sein Ross auf
einen Augenblick stille und ruft eben einem
Trupp blaubefrackter Landwehrmänner ein er-
mutigendes Wort zu. Alles auf dem Bilde gibt
den Eindruck von Leben und Bewegung, wozu
auch die Farben — der Künstler stimmte das
Bild in den Komplementärfarben blau und braun
— beitragen, während das obengenannte Bild,
entsprechend dem Vorgang, in schwermütiger
düsterer Farbstimmung gehalten ist. Das
dritte Kunstblatt „Zeppelin über dem
Bodensee“ von Zeno Diemer darf als ein
besonders glücklicher Griff des Verlags be-
zeichnetwerden. Wir sehen die leichtbewegte
Wasserfläche des Sees vor uns, links abge-
schnitten von der Ballonhalle, im Hintergrund
einen klaren freien Blick auf die Alpenkette
gewährend. Ueber dem Wasser schwebt
majestätisch der Ballon. Unter ihm gondeln
eine grosse Anzahl von Ruderbooten auf dem
See. _ Das wäre nun der Stoff des Bildes, der
an sich schon geeignet wäre, jedes deutsche
Gemüt zu packen. Aber wie hat es der
Künstler verstanden, diesen Stoff künstlerisch

zu beseelen! Alle modernen Errungenschaften
des farbigen Sehens und Darstellens sehen
wir hier verkörpert; zumal das Wasser und
die Wellen sind glänzende malerische Lei-
stungen. So sehr der Künstler ins Einzelne
ging — wir glauben in den Luftschiffgondeln
die einzelnen Gestalten zu erkennen — so
wenig hat er sich ins Kleinliche verloren.
Alles in allem: das Kunstblatt ist ein Meister-
stück und so recht eine Gabe für das ge-
samte deutsche Volk. Während die beiden
ersten Bilder sich vornehmlich als Wand-
schmuck für die Schule eignen, kann das
dritte, das kleiner im Format und weniger
auf Fernwirkung berechnet ist, sehr wohl
auch in Wohnungen gehängt werden. G. Kolb.
Sophie Reinheimer. „Aus des Tannen-
waldes Kinderstube.“ Schmuck des Buches

von Rich. Grimm-Sachsenberg. Preis M. 3,
Buchverlag der Hilfe, Berlin-Schöneberg. Das
Büchlein ist sehr hübsch ausgestattet und
macht einen vortrefflichen typographischen
Eindruck. Die Verfasserin ist wohl eine
gewandte Erzählerin, die Worte laufen ihr
nur so vom Munde; aber ich finde die Er-
findung dieser Märchen mässig, häufig sogar
erzwungen. Die Verfasserin gibt wohl ge-
sprochene Sprache, aber der Berliner Jargon,
der allzuhäufig hereinspukt, schlägt uns Süd-
deutschen auf die Nerven. Diese „Nu“ statt
nun („so — nu mal los“), „Nö“ oder „Nee“
statt nein, diese vielen Auslassungen von
Vokalen und Silben (z. B. „hier könn’n wir
’ran“ oder „v’leicht“), ja, den Geschmack da-
für, den miiss’n wir halt fix erst lernen.“
Was?!“ G. Kolb.
„Stadt und Land.“ Viertes Bilder-
buch der Jugend. Verlag der Münch-
ner „Jugend“. Auch für dieses prächtige
Bilderbuch hat der Herausgeber Dr. Georg
Hirth eine grosse Anzahl (47) seiner schönsten
Farbdrucke zusammengestellt. Die Bilder

Abbildung 23.


Aus Tafel 33. — Schwamm und Kohle als Darstellungsmittel: Himmel und Wände des
Hauses gewischte, Schnee ungewischte Kreide, dunkle Schatten mittels schwarzer Kohle
aufgetragen. — Verlag von B. G. Teubner in Leipzig und Berlin.
 
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