Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Bund Deutscher Kunsterzieher [Hrsg.]
Kunst und Jugend — N.F. 1.1921

DOI Heft:
Heft 2 (1. Jahrgang April 1921)
DOI Artikel:
Kolb, Gustav: Etwas über Matthias Grünewald: ein Beitrag zur Kunstlehre$nElektronische Ressource
DOI Artikel:
Schudeisky, Albrecht: Über die Notwendigkeit einer höheren Bewertung der propädeutischen Belehrung in der technischen Sprache
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.20810#0030

DWork-Logo
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
29

glätteten. Der Isenhclmer Alkar ist auf Linöenholz
gemalt. Der Malgrund ist nach dem Urteil des
Malers Hans Steiner, den der oben genannte
professor H. A. Schmid als zuverlässig bezeichnet,
unlöslich, hartkörnig und wenig porös.

Die Farbe mischte Grünewald nach diesem Urteil,
nicht mit einem fettigen, öligen, dicksließenden, son-
Sern mit eincm wasserartig dünnen und flüssigen
Bindemittel. Seine Farbe besaß leuchtende Kraft,
wurde n!e schmuhig und hat heute noch den Charakter
von geschliffenem Stein. Die Bilöer sind partien-
weis, !n großen Stücken, nach einem wohldurch-
öachten Arbcitsplan gemalt. Durch Geschwindigkeit,
Dertreiben der Farben und flüsskges Ineknander-
laufen der Farben erreicht er ihre Wekchheit. Doch
findet stch nkrgends ekn Abflauen der Form. Nir-
gends kann man Ausbeffern und Ausflicken miß-
ratener Malerei nachweisen. Dke Hand gehorchte
immer und hat restlos immer das dargestellt, was
er im Augenblick wollte, während er seine Absichten
sehr oft geändert hat. ,

Mit allem dem müssen wir unsere Schüler be-
kannt machen. Denn sie müssen die Kunstmittel als

lebendige Kräste, wie sie im Kunstwerk zusammen-
wirken, kennen lernen. Auch das ist nokwendig,
wenn sie zu einem vertiesten Verständnis, als Vor-
aussetzung zum künstlerischen Erlebnis, kommen
wollen. Dabei müssen wir planmäßig vorgehen
und jeder Altersstufe das ihr Gemäße bketen: auf
der Unterstufe mehr das Gegenständliche, dann das
seelisch Ausdrucksoolle und erst auf der Oberstufe
das Kompositionelle und alles, was mit den Kunst-
mitteln zusammenhängt. Daß dabek mit aller Sorg-
falt und Feknfühligkeit vorgegangen werden muß,
damit das Kunstwerk nicht zerstört und in seiner
Einheit zerrissen wird, wird jeder erfahren haben,
der stch schon ernsthafi mit dem Kunstunterricht
hefaßt hai. Es ist wahr, daß nur der ein Kunft-
werk andern zerglkedern kann, ohne Schaden anzu-
rkchten, der es als Ganzes seelksch stark empfindet.
Iede Kunstbetrachtungsstunde soll darum den Cha-
rakter einer Kunstandacht haben, jeder Lehrer soll
sich als Hohepriester der Kunst fühlen, namentlkch
vor einem solch erhabenen Werk, wie es der Isen-
heimer Altar ist. G. Kolb.

Nber die Notwendigkeit einer höheren Bewertung der propädeutischen

Belehrung in der technischen Sprache ^

Den ungeheuren Anforderungen, welche der ver-
lorene Weltkrieg an Deutschland mehr als an jedes
andere Land stellt, kann unser Volk nur dann gerecht
werden, wenn es stch von den Sorgen und Nöten
der Ietztzeit nicht vollständig kn Anspruch nehmen
läßt, fondern dke Notwendigkeiten und Möglichkeiten
elnes Wiederaufbaus entschlossen ins Auge faßt
und danach handelt.

Wer den großen wirtschaftlkchen Aufschwung vor
dem Iahre 1914 mit einiger Aufmerksamkekt erlebt
hat, weiß, daß er vor allem aus die Kulturarbeit
deutscher Technik zurückzuführen ist, und daß Deutsch-
land nur dann wieder zu einer Gesundung sekner
Verhältnisse kommen kann, wenn kn der kommenden
Zeit äußersterAnspannung aller wirtschastlkchenKräfte
seine Industrie in jeder Hknsicht gefördert wird.

Diese Aufgabe kann aber nur dann in einer den
Wiederaufbau verbürgenden Vollkommenheit gelöst
werden, wenn auch die allgemeinbildende Schule
zur sachverständigen Mitarbeit herangezogen wird,
und es kann nicht fehlen, daß diese Erkenntnis auf
ihre Bkldungsziele zurückwirkt und zu einer An-
passung derselben an dte Forderungen des Wirt-
schaftslebens zwingt.

Das alte humanlstische Bildungsideal vermag
eben den außerordentlichen Forderungen, die sich aus

der Wendung der Dknge ergeben haben, nicht mehr
zu genügen, und es wird sich nicht nur um eine
Abänderung des überkommenen, Bildungspro-
grammes, sondern um eine ganz neue Einstellung
handeln.

Unter dcn zwkngenden Aufgaben, vor welche sich
Staat und Gemeinden kn dieser Hinsicht gestellt
sehen, beansprucht die höhere Bewertung einer pro-
pädeutischen Belehrung in der technischen Sprache
eine besondere Bedeutung.

Die Sprache des Technikers ist die maßftäbliche
Zeichnung. Sie ist die erste Grundbedingung für
die Herstellung eines Objekts und sagt dem, welcher
sie zu lesen versteht, vollkommen klar und unzweifel-
hast deutlich, was oft mit vielen Worten nlcht zum
Ausdruck gebracht werden kann,- ja, es gibt viele
Dinge, die nur durch eine Zeichnung dargestellt
werden können. Dkese Darstellungsweise hat sich
allgemein bewährt und ist knfolgedessen em inter-
nationales Verständkgungsmittel geworden.

Eine grundlegende Darstellung der Elemente der
technischen Sprache bietet der Leitfaden für den
neuzeitllchen Linearzeichenunterricht von A. Schu-
deisky (Verlag von B. G. Teubner, Leipzkg 1916
und 191?. — Lehrerhandbuch gebunden M 4-80,-
Schülerhandbuch kartoniert M 1.40).
 
Annotationen