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Bund Deutscher Kunsterzieher [Hrsg.]
Kunst und Jugend — N.F. 5.1925

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Heft 6 (Juni 1925)
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Rothe, Richard: Bemalte Krüge
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Buchbesprechungen
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https://doi.org/10.11588/diglit.22865#0166

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159

Manchmal fehlt das Bild ganz und der Krug ist
nur mil Bandornamenken gelchmückt, dle kranzartig
um den zylindrischen Körper yerum gelegt erscheinen.
Man unterscheldek dann meistenL ein mittleres Band,
ein oberes und unteres Band. Dazwischen können
noch schmale Bänder liegn oder enttprechenü ge-
formte Ornamente, die die einzelnen Äänder unter-
einander zusammenhalten.

Ein anoeresmal wieder wird der Krug ganz frei
ohne besondere Vetonung seineS Aufbaues sKonstruk-
llon) geschmückt und In einem freien Rhythmus mit
ornamentalen Blumen oder anderen Motlven be-
streut sStreumuster).

Manchmal zeigt er nur eine einzige Blume auf der
Borderleike, manchmal nur einen overen Aand, oder
cinen obersn und unteren Rand ohne Miktelstück usw.

Wie ein solcher Krug zu bemalen tst, ist uns von
unserem bemalten Teller her bekannt, nur gibt uns
der Krug viel mehr Gelegenheit zur Ausbreitung.
Wir können darauf viel mehr unterbringen als auf
einem Teller.

Wle Blumen und Blätter gemacht werden, das
wissen wir schon, so dast wir uns >n unseren Skizzen
hauptsächlich mlt dem Mittelslück und mit dem oberen
und unteren Band zu beschästigen haben. lZeder soll
seht auf seinem Bersuchsvlatt mehrere Sklzzen
machen und diese ohne Dorzetchnung gleich mtt oem
Pinsel ausführen.

Während der Zerstellung der Bersuchsblätter wird
der Lehrer von Äank zu Bank gehen, da und dork
Winke geben, vor Entgleisungen bewahren, Gutes
herausheben und die Schwachen ermuntern. Er wird
den Schiilern in der Äuswahl der zur Ausführung
geigneten Skizzen behilflich sein und sich Mitteilun-
gen über die Farbengebung machen lassen. 3mmer
wieder wird er sagen müsfen: Nicht die groste Zahl
der Farben macht den schonen Eindruck, fondern die
sparsame Berwendung am richtigen Plah. Ueber
mehr als drei Farben sollte man niemals hinaus-
gehen. Oft genügt eine Farbe in verschiedenen
Tönen, der man dann eine gutsihende Kontrastfarbe
beigibk.

Der Grund der Krüge soll nicht bei allen gleich
weih sein, es sollen auch schwarze, braune, rote, gelbe
und grane Krünge gemacht werden. Dazu eignen sich
am besten Naturpapiere oder die Ostwaldschen ge-
normten Buntpapiere, die jeden gewünschten Farbton
geben.

Die farbigen Krugmodelle werden schön gruppiert
aufgestellt und dann einer eingehenden Kritik von sei-
ten der Schüler unter der Leitung des Lehrers unker-
zogen. Dabei wird sich vieles ohne Zwang bespre-
chen und erklären lassen, was den Schülern an Ge-
setzen über den Aufbau des Ornaments mitgeteilt
werden soll.

Buchbesprechungen.

Der Plperbote für Kunst und Literakur. 2. 3ahr-
gang Zefk 1. Das Frühlingsheft 1825 wird eröff.
net von einer erschütternden Beichke Dofto-
jewäkis an seine Frau über sein Unglück im
Spiel währenid eines Aufenthalkes in> Wiesbaden.
Mit diesem Erlebnis erreicht seine Leidenschaft ihren
Löhepunkt, aber zugleich auch ihren Abschl'usz. Dosto-
iewski hak den hier geleiststen Schwur gehalken,
seine SpielerM w>ar zu Lnde. 3n dem Aufsatz
„Bon Schongltuier zu! Holsbeim" fchildert
Max 2. Frtedlaender die grohe Zeit der
deutfchen Zeichenkunst. Unter demselben Titel gibt er
glelchzeitigeineMappemikFaksimiles heraus. Alfred
Steinitzer, der Bersasser des „AlpiniSmus
l n Bildern", plauderk in einem illustrlertem Auf-
satz von abenkeuerlichen Erstersteigungen in denAlpen,
Kurt Gerskenberg hat bisher unbekannke
Sklzzenbücher des jungen Feuerbach
enkdeckk, die einen überraschenden Einblick in das
Wevden sines grohen Künstlers eröffnen. dem Auf-
sah sind 2 Zeichnungen 'des Zehnjäyrigen beigefügk,
die den künfiigen Künstler deutlich zeigen. Wil-
helm Fraenger lähk den behaglichen Humor
alter deutscher Schwänke neu zu Worte kommen.
Der Philosoph Gdmund Hufferl, der Dichter 3akob
Waffermann und di« Dichkerin 2na SWel'berichten
tlber die tiefen Eindrücke, dte sie von der Neu-
mann'schen Uebsrsetzung der Reden
Budd has empfangen yaben. Bitder und Zeich-
nungen von 3an van Eyck, Llaude Lor-
rain.WolfHuber.derBronzekopfdes
«truskischen Redners und dis Token-
m-llske Dostofew skis schmücken das Heft, -as

von einer vielseiUgen und zieibewuhten Berlags-
arbeit Zeugnis ablegk. Der Preis von 40 Pfennig
für das reichhaltige und gut gedruckte Hest ist sehr
mähig.

Oskar Rainer: „Musikalische Sraphik", Studien
und Bersuche über die Wechselbeziehungen zwischen
Ton. und Farbharmonien'. (Deutscher Berkag für
Zugsnd und Bolk. Wien).

Bei Rainers „Musikatischer Graphik" handelt es
sich um Bilder, die in der Schule, in seinem Unter-
richk nach der Mustk gezeichne! und gemalt wurden,
um Berwandlung der Mustk in Linie u. Farbe. Musik
ist Schwingung, Äewegung, Wiederkehr. 2st bildciide
Kunst nichk das gleichs? Die beigegebensn Tafeln
und Bilder haben fast ausschliehlich gestallfreie Form
und Fakbe, sind rein ungegenständliche Ausdrucks-
kunst, deren stnhalt tmmer seelischer Art ist. Um
darzukun, dah zur Umdeutung der Ton- in Farb-
harmonieen keine malerische Äusbildung oder Sonder-
begabung vonnöken ist, sind ssine Abbildungen aus-
schliehlich seiner Sammlung von 2ugendarbeiten ent-
nommen. 2hm gilt das Dlchterwort: „Die Kunst darf
nte die Wlirklichkeik erreichen, denn siegk Natur, so
muh die Kunsk entwsichen." Erst Traum und Än-
dacht geben einer Linie die Krafk, dah sie sich be-
freit von den Fesseln des Gegenständlichen zum be-
deukendsn Ausdruck emporschwingt. Reiners Buch ist
ein Weg, den auch die Erziehung einschlagen wird,
wenn Mustk als Fach in der Schule eingeführt sein
wird. Es ist Än Bahnbrecher für die Befreiung der
Kunst vom Alltäglichen. Beim Sehen der Äilder
glaubt man hie und da Gegenständliches zu erken-
nen, bei näherem Zusehen fehlen die begrifflichen
Zusammenhänge, alles ist unwirklich und spornt die
Phantasie zu immer neuen Ausdeulungen an, man
 
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