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Bund Deutscher Kunsterzieher [Hrsg.]
Kunst und Jugend — N.F. 6.1926

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Heft 7 (Juli 1926)
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Die Internationale Ausstellung moderner künstlerische Schrift in Wien und Rudolf von Larisch
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https://doi.org/10.11588/diglit.23685#0156

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Die InternaLionale Ausftellung

moderner künstlerischer Schrift in Wien und Rudolf von Larisch

Rudolf von Larisch hat mehrere bahnbrechende
Werke verfaht. Die im liahre 1889 erschienene Ab-
handlung „ueber ZierschriftenimDienste
der K u n s t" hatte, besonders bei den Künstlern,
einen derartigen Erfolg, dah Larisch schon 1900 die
erste Reihe seiner „B eispiele künstlerischer
Schrift" sWien, Berlag Schroll), eine Sammlung
von Schrifkdokumenten europäischer, zeitgenössischer
Künstler herausgeben konnte. Es folgke 1902 die
zweite, 1906 die dritte, endlich 1910 die vierke Serie.
Eine sünfte Reihe ist unter dem Titel „Beispiele
küns t l erischer Schrift aus vergange-
nen elahrhunderten" in Borbereitung. 1904
erschien „Ueber Leseriichkeit von orna-
mentalen Schriften" (ebenfalls Verlag Schroll).
Sein Schulbehelf „Unterricht in ornamen-
taler Schrift" (Verlag der Oesterreichischen
Staatsdruckerei in Wien) yatte grotzen, weit über
die Grenze seines Aeimatlandes hinausreichenden
Erfolg und machte acht Auflagen notwendig.

Larisch zeichnq/te 1904 für die Skaatsdruckerei
anläßlich ihrer Iubiläumsschrift die bekannte „Fli-
nius-Type" in Anlehnung an Nic. Zonson's
klassische Antiqua und 1905 die zunächst für Merk-
zeichen vorbehaltene modifizierte „W ertzeichen-
Typ e".

5m 5ahre 1905 erhielt er die goldene Medaille der
Meltausskellung in St. Louis. Als Ehrenmitglied der

Bild 4

Tertianerschnitt znm Eskimosilm P. Kunze, Stadc

Vereinigung deutscher Buchgewerbekünstler war er
1914 Preisrichter der „Bugra" in Leipzig. Pro-
fessor F. H. Ehmcke widmete chm sein bekanntes
Werk „Drei 5ahrzehnke deutscher Buchkunst 1890
bis 1920" (Euphorion-Verlag, Berlin) mit den Wor-
ten: „Rudolf von Larisch gewidmet, dem Bahn-
brecher künstlerischer Schrift in deutschen Landen".
5n einem der lehten Bände des leider eingegangenen
„Plakak" hat Eymcke eine kurze Monographie über
Larisch veröffentlicht.

Auf der 5nternationalen Ausstellung für dekorative
und angewandte Kunst in Paris 1925 errang dte
„Classe Larisch" mik der Kunstgewerbeschule den
Grand Prix und die Arbeitsgemeinschaft der idealen
Vereinigung „Larisch-Pflegestätke sür Schrift- und
Buchgestalkung" das Diplome d'honneur. 5n diesem
5ahre erwarb er auch die neukreierte akademische
Würde eines Ehrenbürgers der Technischen Hoch-
schule in Wien unker den Ersten, die hierzu ernannt
wurden. Durch seine Publikakionen wurde das An-
schwellen der Schriftbewegung mächtig angeregt und
jein Fach feierte nach jahrhunderkelanger Vernach-
lässigung eine ungeahnke glanzvolle Auferstehung.

An seinem 70. Geburtskag wurden ihm Änerken-
nung und Ehrungen aus aller Welk zukeil. Die ver-
schiedenen Äbkeilungen der Wiener Kunstgewerbe-
schule überreichten ihre Gaben, die sämtlich die Schrift
als dekorakives Elemenk verwenden. Larisch's Asslsten-
kin Ramsauer schrieb in monakelanger Arbeik Goethes
Faust, 1.-2. Teil, mit Gold gehöht auf edlem Perga-
menk, die Züricher Kunskgewerbeschule, die Schrifk-
gießerei Gebrüder Klingspor in Offenbach a.M. und
die Oesterreichische Staatsdruckerei überreichten ihre
schön gedruckten Adressen, Professor Hermann De-
litsch-Leipzig schrleb für die deutsche Stahlfederfabrik
Heinhe u. Blanckertz einen Glückwunsch auf Perga-
menk. Den goldenen Einband hierzu machte Fräulein
Luise Rudolph, Leipzig, die Wiener Firma Lohmeyr
widmeke ihre zarten Gläser mit fein geschliffenen
Znschrifken, dle Staakliche Akademie für Buch-
gewerbe und gtaphische Künste in Leipzig gäb eine
von Prof. F. H. Ehmcke verfaßte ünd unter der
Leitung von Prof. Skelner-Prag opulank gedruckte
Festschrift hecaus, der Bund der üeutschen Ge-
brauchsgraphiker ehrte den Meisier durch eine von
Fräulein Änna Slmons-München geschriebene und
nach Entwurf von Prof. Ehmcke in rokem Safian
gebundene Pergamenttafel, die niederlSndischen
Künstler sandlen eine von Fräuleln Te Winkel-
Amsterdam verfertigke Adreste. Ludwig Klages tele-
graphierke die solgenden Verse:

Siebzig stahre
Weitze Haare

Aber Geist und Seele jung,

Rhykhmen weisend,

Kajak preisend,

Unentwegt mit Herzensschwung.

Dazu sei erläuternd bemerkk, daß Rudolf von
Larisch einer der eifrigsten Vorkämpfer des Kajak-
segelns ist und selbst ein in persönlicher Handschrift
auf Stein geschriebenes, schon in mehreren Auslagen
erschienenes Büchlein darüber veröffentlichte.
 
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