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Bund Deutscher Kunsterzieher [Hrsg.]
Kunst und Jugend — N.F. 6.1926

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Heft 8 (August 1926)
DOI Artikel:
Petersen, Benno: Die Reklame und der Zeichenunterricht
DOI Artikel:
Schäffer, Peter: Fragen der Kunsterziehung
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https://doi.org/10.11588/diglit.23685#0178

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159

-Ein anderer, zur organischen Berbindung von
Kunst und Werkunterrichi geeigneter Borschlag be-
rührt ebenfalls das grohe Feld der Reklame: Die
Derpackung, die Faltschachtel, das Etikett. Es gibt
in der Nayrungsmiktel- und Zigarektenindustrie eine
Menge für uns brauchbares Makerial. Die Letstungen
einiger Keks- und Konfitürenfirmen weisen fo viele
vorbildliche Warenausstattungen auf, daß es nicht
schwierig ist, geeignete Verpackungen mit künstleri-
schem Schmuck als auke Beispiele auszuwählen./Wir
sollten im schmückenden Zeichnen nie auf dem'Papier
entwerfen lasien. Das Ornament ist und bleibk ab-
HSngig von dem zu schmückenden Gegenstand. Ein
prakkischer Bersuch, den ich in der Mlttelstufe mit
der Herskellung und ornamenkalen Bemalung einer
Falkschachtel machte, wurde zu einer Fundgrube für
den Kunstgewerbler. (Aierbei mag nicht unerwähnt
bleiben, dah eine keramische Fabrik in Böhmen
Knaben zur Berzierung von Tellern usw. heranziehk.)
Die Bedingungen für den Schmuck an plastischen oder
mehr dimensionalen Gegenständen kann dem Schüler
nie auf einer unbegrenzken Fläche erklärk werden.
Zn diesem Falle war es nicht nötig, auf den richtigen
Wechsel von Formen, Farben und Schrift hinzu-
weisen. Itnsttnktiv wird von den Kindern die Fläche
und ihre Grenzen berücksichkigk. Der kechnische Bor-
gang zur Anfertigung der Faltschachkel ist denkbar
einfach: Skeifer Zeichenkarton tst das Matertal, die
Konstrukkion zeigt uns in den verschiedensten Aus-
führungen die auf dem Markt gebotenen Berpäk-
kungen.

Die Vielgestalkigkeit der Reklame, ihre Bedeutung
in der heukigen Zeit, ihr ungeheurer Einfluß, ihre
praktische Berwendbarkeit in fast allen Berufen und
ihr erztehlicher Wert gibt jedem Kunsterzieher die
Möglichkeit, meines Erachkens sogar die Pflicht, auf
ihre Mängel und Borzüge hinzuweisen, ein Urteil
durch produktive und beleyrende Ilebungen zu btlden
nnd rn festigen.

kEs liegt mir fern, mit diesem Spezialexkurs das
Ml sich schon riesige Skoffgebiet des Zeichen- und
Kunstunkerrichts vermehrt zn wtsien. Itch weiß aber,
daß jeder Fachkollege sein Skeckenpferd reite. Die
Schüler stehen unter indtviduellem Einfluß, und es
ist nicht zu leugnen, daß je nach Anlagen der eine
die Darstellung des Menschen, der andere die des
Tieres oder der Landschaft bevorzugk. Für den
dekorativ begabten und interesiierken Zeichenlehrer
mögen diese Ausführungen ein Wegweiser sein, der
zeigen soll, wie man auch auf andere Weise zu dem
von allen gemeinsam erstrebken Ziel gelangt.

Erztehung zum bewußken Sehen, Erweckung schöpfe-
rlscher Kräfie und Bildung des Teschmacks!^,

Herr präsident des Schwurgerichtö!

Ich schwöre hier: Zch weiß von nichts!
Nicht etwa, daß ich was vergaß —

2m Gegenteil! Zch saß und las
Ein Ullsteinbuch zur Zeit vom Raub -
Da isi doch jeder blind und taub
Und kann auf gar nichts andres passen. -
Stimmt! Der Herr Zeuge ist entlassen.

Bers-Reklamc

Oiagnose.

Derehrte Frau: Wie seh'n Sie aus?
Sie müffen reisen! Müssen raus!
<Zgal wohin. Doch ganz allein.

Sie packen Ullsieinbücher ein,

Äei ^uhe, Lust und d e r Lektüre
Sind Sie in kurzer Zeit die srüh're!

BcrS-Reklame

Fragen der Kunsterziehung

Bon Schäffer - Uelzen.

Das Problem der Kunsterziehung gehört unftreitig
zu den schwterigsten Aufgaben der modernen Päda-
gogik. Zhr Ziel ist das Anbahnen eines persönlichen
Verhälknisies zu der gewordenen Kunst sowohl,
wie zu der werdenden. Die Kunst wird, wenn
man das Gesamkproblem im Auge hak, an dem auch
der Kulturhistoriker mitzuarbeiken hat, in zweifacher
Hinstcht aufzufasien sein: als ein Abhängiges, Kultur-
und Raffenbedingtes, das am flnnfälligsten den Zeit-
ausdruck wiedergibk, und als ein Absolutes, eln Zeit-

loses, das ähnlich wie Religon an die metaphyflschen
Beziehungen des Menschen rührk.

Die Derankwortung der Zukunst gegenüber ist
groß, die Aufgabe sehr schwierlg, da es sich nicht um
Mikteilung gegebener Taksachen, sondern um Er-
weckung geistiger Kräste handelk.

Bom Zeichenlehrer wird zweierlei mit Recht ver-
langk; er soll Pädagoge und Künstler fein.
Die Forderung ist lelchker gestellk als erMt. AkS
Künstler besiht er das feine Organ für alle gei-
 
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