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Bund Deutscher Kunsterzieher [Hrsg.]
Kunst und Jugend — N.F. 6.1926

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Heft 12 (Dezember 1926)
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Eckert, Georg: Einiges über die exacten Methoden und über die Wirkungen der heutigen Kunst- und Erziehungswissenschaften im Zeichen- und Kunstunterricht
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Die Neugestaltung des Zeichen- und Kunstunterrichts in Bayern
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Braig, Adolf: Neue Wege im Zeichen- und Kunstunterricht
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https://doi.org/10.11588/diglit.23685#0270

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238

kultur heute gepflegt wtrd, spüren die KrisiS der
heutigen Pädagogik nicht so, wie wir im Kunstunter-
richt. Aber auch dort macht sich eine gewisse Unruhe
und eine oft schief verstandene Forderung nach künst-
lerischer Pädagogik bemerkbar. Man sucht die Hilfe
vielfach bei einer Psychologie, die im Makerialismus
und im Experimenk, in Skatistik und Normierung
geistig verödet und Seele und Geist als einen Appa-
rat behandelt.

Mir Kunsterzieher müssen unsern gesunden Men-
schenverstand im Denken so scharf machen, wie er
nur sein kann, ihn frei machen von allen Borurkeilen
und Denkgewohnheiten und mit unserer denkenden
Seele den trüben Schleier zu durchdringen lernen,
der uns den freien Blick in die übermaterielle Welt
verschließt. Begegnen sich dann unsere Gedanken
in dieser lebendigen Geisteswelt, in der das Men-
schenwesen wie alles Geschehen wurzelt, dann werden
wir in anderer Gemeinsamkeik an unserer Lebens-
aufgabe als Trzieher arbeiten können. Wer diese
Krisis im modernen Leben überhaupt, wie besonders
auf pädagogischem Gebiete erkannt und erlebt hat

und bei seinen Bersuchen nach einer im Znnerfirn
befriedigenden Lösung immer wieder neue Zweifel
hak aufkauchen sehen, die seinen Weg immer wleder
stören, der wird nun die Frage stellen: wo ist der
Weg, der zu dem einen Ziele führt? Es gibk kausende
Mege. Zeder muß den seinen suchen und stch ihn br-
reiten. Doch das Ziel muß zuerst erkannt werden
und das liegk in dem Suchenden selbst. Beim Zlel-
Erkennen mutz die Arbeit einsehen, dazu sollen diese
Zeilen anregen, ohne datz auf Sonderfragen etnge-
gangen worden ist.

Anmerknng. Es sei auf zwet Schriften auf-
merksam gemacht, die helfen können den Bltck lm
angedeuteken Sinne frei zu machen: R. Steiner, „Dle
Methodik des Lehrens und die Lebensbedingungen
des Erziehens", fünf Vorträae. 1928. Philos.-Anthro-
posophischer Verlag am Goetyeanum Dornach <Basel)
und R. Steiner „Die Erziehung des Kindes vom Ge-
sichkspunkke der Geisteswisienschaft". Berlin 1921,
Philos.-Anthroposophischer Verlag, Berlin W., Moh-
straße 17. Die erstere Schrift kostet 2.— M, dl«
zweite 1.— M.

Die Neugestaltung des Zeichen-- und Kunstunterrichts in Bayern

Preußen ist gegenwärkig schon deshalb führend
auf dem Gebiet des Zeichen, und Kunstunterrichks,
weil es Männer in der ohersken Schulbehörde (Pal-
lok, Nichert!) hat, die nicht nur volles Verständnis
für den gesunden Fortschritt haben, sondern selbsk
auch ungemein anregend durch Darbietung neuer Ge-
sichtspunkke in Wort und Schrift wirken. Die reg-
samen Zeichenlehrer haben dadurch einen starken
Hinkerhalt. Missen sie doch, daß ihre Bemühungen
um die Neugestaltung des Ilnterrichts von der Schul-
verwalkung voll gewürdigk und untersküht werden.

Wo die Verhältnisse nicht so günskig liegen, hat
der fortschrittliche Zeichenlehrer einen schweren
Stand. Muß er doch meist gegen zwei Fronten
kämpfen: gegen oben und gegen die eigenen Amts-
genoffen.

Das ist hark und kosket Herzblut!

Wir müssen uns sedoch sagen, daß schließlich aller
Forksckritk erkämpft werden muß. Ilnd glücklicher-
weise ist die innere Wahrheit, die jeder guten Sache
innewohnt, eine Kraftspenderin, die über vieles Iln-
gemach hinweghilft.

Zeder ehrlich geführte Kampf birat auch wieder
einen Segen in sich. 3n Zeiten der Gärung nament-
lich ist er unbedingt nokwendig. Zwingk er doch zur
Verkicfung, zum Durchdenken der Probleme nach
allen Seiken hin. Ohne Kampf keine volle Klärung!

Von diesem Gesichkspunkt aus möge man die man-
nigfachen Auseinandersehungen, die in leüter Zeit
in „Kunsk und Zugend" zwischen Amtsgenosien stakl-
fanden, betrachten. Es gibt ängstliche und zarte Ge-
müker unker uns, die vör solchen Dingen einen Ab-

Neue Wege im Zeicheu

Von Studienprofesior

Man darf nicht verlangen, daß alle Leser der
„Wisienschaftlichen Beilage" den Gedankengängen,
dle hier entwickelt werden, mik wahrem Verstehen
und Urteilen folgen können. Sie sehen wie von
ferne einem Kampfe zu, desien Sinn und Rechkslage
ihnen verborgen bleibt. Denn es ist zu seiner Be-

scheu haben, weil sie „die Würde unserer Sache und
unseres Standes beeinträchtigen". 3ch vertrat alS
Schriftleiter indessen steks den Standpunkt: jeder
soll sich in „K. u. 3." ungehindert aussprechen dür-
sen, der etwas Sachlicheszu sagen hat. Ünd noch
nie wies ich eine derartige Einsendung zurück, auch
wenn sie nach meinem Dafürhalten strrkümliches ent-
hielt. Wie soll auch ein ehrlicher Mensch, der flch
in einen lirrkum verrannk hat, zur Erkenntnts kom-
men, wenn man ihm nicht Gelegenheik gibt, flch aus-
zusprechen und zu hören, welcher Anstcht andere
sind?!

Der Kampf hak also keine Berechtsgung um seiner
selbst willen, sondern er ist nur Weg und Mittel
zur Klärung und zum Forkschrlkt. '

Unter diesem Geflchkspunkk möge man auch dte
Auseinandersetzungen auffaffen, die zur Zeit in
Bayern staktfinden, wo Studlenprofessor Brala-
München als Leiter einer Arbeiksgemeinsckasi eVMsd
geistvoll wie unerschrocken und krastvoll fllr die Neu-
gestalkung des Zeichen- und Kunstunkerrichks elnkrltt.

Einen Aussak von ihm. den wlr im nachfolgenden
wiedergeben, ist der Wisienschaftllcken Beilaae zur
^elksckrifk des Verbachöe^BaMrT^PUIologenZlNeues
Lan^entnomm.en ünd fckon deshäsb"wertvoll7wetl
er die Gegensähe, die flch zur Zeit in unserem
Arbeitsgebiek gegenüberstehen, aufs klarste ins Licht
stellt.

Der Aufsah bezieht flch auf vorhergegangene Aeu-
ßerungen zweier Amksgenoffen. der Herren Skudien-
profesioren H. u. U. sihre Auffasiong geht ohne
weikeres aus Braig's Erwiderung hervor.

- und Kunstunterricht* /

Braia-München.

urteilung unumgänglich nokwendig, daß der Zeuge
dieser Waffengänge als Lehrer unseres Ilnterrichts-
faches vor den Schülern stehe mit dem lebendlgen

* An dem Auffatz hat dle Schrlftleffung mlt Srlaudnt» d«»
Herrn Derf. eintge Kürzungen vorgenomme«.
 
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