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Bund Deutscher Kunsterzieher [Hrsg.]
Kunst und Jugend — N.F. 15.1935

DOI Heft:
Heft 1 (Januar 1935)
DOI Artikel:
Seibold, Karl: Nationalchor und Musische Erziehung
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https://doi.org/10.11588/diglit.28171#0015

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MiWe Erzlchung

^arl ^eibold, Milnchen

Mtjonalchor unS Musische LcZlchung

Is in dcn Märztagcn is;; das Hakenkreu; sicg-
rcich übcr Dcutschland aufgincs, das Volk aus-
stand und marschicrtc, das Volk in all scincn
Standcn und Bcrufen, als 2lrbcitcr, Bürgcr,
Bauern und Studcntcn Schultcr an Schulter standen, als
dcr sortreißcndc Rhytbmus der nationalsozialistischen Revo-.
lution die Hcrzcn dcr Volksgenoffen crcsriff, in Bewegung^
scczte und cndlich zusammenschwcißtc im wcrterlebnis der
nationalsozialistischcn wcltattschauung, in jenen Tagen
wurdc walirhaftig die Idcc des Nationalchors geboren.
Dicscs Schulter an Schulter Lämpfen, Seite an Seitc
Marschiercn, Vcrbundensein von Hcr; ;u Herz, von Staud
zu Stand, das gcmeinsamc Sichten eines neuen Reiches, das
uns der Führer crschloß und wonach wir Deutschen uns
ein Iahrtausend gcsehnt habcn, diese Erhebung der Herzen
im Morgenrot ciner neuen Epoche deutscher Geschichte,
dicsc erste, größtc ünd tiefschürfendste Erlebniswelle in dcr
Volkwerdung der Dcutschen schrie nach Ausdruck. Spontan
sticgen dic Licder zum Himmel, die Marschgesänge der
SA. wcckten wic Fanfarenstöße die politischen Schläfer,
dic Trommcln gaben den Ähythmus des Aufbruchs der
Nation und die Sprechchöre dcr Straßc waren em un.
behaucncs abcr gewachsenes Bckenntnis zu Führer und
Rcich. "iD "

Dic urgewaltige Nlonumentalität des sich zur Gcmein.
schaft in viot und Tod bckcnnendcn Volkes, der Vlation,
als immcrfort zeugcndcs Erlebnis zu erhalten, ist Aufgabe
dcs lTrationalchors. Niemals wird der Nationalsozialis.
mus aufhören ;u marschieren, niemals versäumen tn
Feierstunden wiedcr und wieder dic Volksgemeinschaft Und
Volkwerdung erleben ;u laffcn, doch sene entflammendc,
hinrcißcnde Epoche dcr nationalen Erhebung war ein-
malig und muß in allcr kommenden Zeit ersetzt werden
durch die tibcrhöhung des Gemeinschaftserlcbniffes in
seincr Formung und Gcstaltwerdung durch die Runst.
über werk und Rampf steht die leuchtendc Hoffnung das
ewigc Dcutschland ;u bauen und dieser Glaube läßt auf
wochcn harter 2lrbcit, zähen Ringens und zielsicheren
Strebcns immcr wieder die feierlichc Rückschau auf das
Erreichtc und dcn gläubigcn Hinblick auf das Ersehnte
folgen. wcrk und Feier stnd dic stnnvcrbundenen pole
hcs Lebenswillens der Nation gewordcn. Arbeit und
Feste sind durch die nationalsozialistische Erneucrung des
deutschen Lebcns hinaufgehoben worden aus dem Mate.
. rialismus und der Eintagsbedeutung empor in die Sphärc
x des Idealismus und des Ewigen. Geradc die Festtage er-
cheben und läuteru das Her;,. brfestigcn den willen und
schwcißcn die Gcmeinschaft. Dic Feiern sind das Gesicht
drr ZFation, das Bekenntnis ihres politischen willens,
da» Zeügnis ihrer Lebenskraft, der Beweis ihrer Ge-
schloffeitheit.

W.Als-tzist« hat darum Retrhsminister Dr. Gocbbels nach
-dem Theater der xo ooo gerufen und die Errichtung von
Thingplatzcn in die wege geleitet. Dort, wo die Zuschauer
unter stM keiiiessalls nack Rangstufen gctrcnnt stnd. wo
auch eine bcwußt durchgeführte Trennung von Buhne
und Zuschauern vcrmieden wrrd, wo der versammlungs.
raum in semcr arcliitcktonischen Gestaltung allein schon
- stchtbaren Ausdruck der Volksvcrbundenheit darstellt, dort

KWK




-8M


wird das Volk bei besonderen Gelegenheiten ;u Rund-
gebungcn gemeinsamcn politischcn willens aufmarschie.
rcn. Dort, auf der Freilichtbühne des Thingplatzes ist auch
das wirkungsfeld des llZatioiialchors. Jn dcr Durchfüh-
rung der chorisch-kultischen Feier, im Zelebrieren des Fest.
spicls dcr LZation wird der Nationalchor den 2lbschluß
und dic Rrönung jcder politischen willenskundgcbung der
versammelten Volksgemeinschaft darstellen.

Dcr Nationalchor, als Sprech-, Sing. und BewcgungS.
chor, wird cinc über ein Iahrhundert alte Sehnsucht det
Dcutschcn crfüllen und aus dcm chorischen Theater HÜ»
Dheatcr des Volkes, das Theater dcr deutschen VlatGn
aufbauen. Friedrich Schiller hat einst den ersten Block
gesetzt zu dieser Entwicklung, als er in der „Braut üW 4
Mesfina" den Vcrsuch unternahm, durch Linfügung de»
Lhores Front ;u machen gegen den Naturalismu» W
Runst, das Drama von den Schranken des wirkli,

;u befreien und hinüberzuführen in den Raum de«
lichen. Lin neues Rultdrama, aufgebaut auf Raum
Brwegung, sollte entstrhen, die Lühne der Verga
verlaffen und zum heroischen deutschcn Thrarer
kunst sich entwtckeln. Bleibt «tcht hi» i« t» ^
wart herein „wilhelm TeS* ba« hrtltgstr
des gryßten dramatischrn Dichters. der -ier wir
dcnburg sqgt „Line SrmphSNir »u» Raum UNd "
geschafsen hat, ein Dheater von einer großen l
pathetischen Reigenform". 2n srinem lryten Wrrk
in „Demetrius" sprengt Schiller das Ruliffrnt
Reichstagss;ene ift ein Lhor, der die ZuschauerDWU
einbe;ieht und dic lrtzte Linheit von Spielraum
Schauraum wieder herstcllt. Glrich;eitig mit Schi
letzten Arbeiten untcrnahm Hernrich von Rleist den
such in „Robert Guiskard" auf der dramatischen
hcit, sast symphonischen Romposition dee Lhores das r
deutsche Drama aus;ubauen. Rühn wollte er Shäkespeare
und dic alten Griechen, Lebcnswahrheit, Realität und
antike Formenschönhcit vereinen und damit Goethr und
Schiller den Lorbeer des Dramatikers von der Stirnx
rcißen. . -

Hundert Jahrc vcrrinnen, die Epochc des Jndrvidua-
lismus setzt mit voller wucht ein und keinem der Dich-
ter des 10. Iahrhunderts gelingt es, aus der Verein;elung
;ur Gemeinschaft ;urück;ufinden und einen Schritt vor.
wärts ;u tun in der von Schiller und Rleist beschrrttenen
Richtung. Das Drama verfällt und verlicrt sich schließ-
lich im Naturalismus in peinlich genauer Milieuschilde-
rung und psychologischen Spitzfindigkeiten. ^ietzsche konnte
;war in dieser Epoche in einer großartigen Vision den
chorischen Rult der alten Griechen erkennen, trieb aber
in seinem eigenen Schaffen den Individualismus auf die
Spitze. Erst der Fran;ose Romain Rolland greift um die
Iahrhundertwende die Ideen Schillers wieder auf. Er er-
kennt, daß Schillers „Räuber" und „wilhelm Tell" und
Rleists „Prin; von Homburg" der Volkspsyche am näch,>
sten stehen, und untcrnimmt den Versuch, dem Volke sein
eigenes Lheater ;u geben. Da das Volk hinreißendcn
Idealismus. und l-eroische; Monumentalität per-
lange, will Rolland die Rraft der Vergangenheit erwecken,
den willen ;ur Lat an der Große und dem Herojsmus

ES
 
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