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Bund Deutscher Kunsterzieher [Hrsg.]
Kunst und Jugend — N.F. 15.1935

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Heft 4 (April 1935)
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Jansen, Hans: Auch eine Kunstbetrachtungsstunde
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https://doi.org/10.11588/diglit.28171#0089

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§. Ianlen-Iena

Auch eine KunslhelrachkungssWüe

Lci dcn nachstchcnden AusfUhcungcn handclt cs stch um eine Untercichtsstunde in dcc
chbcrprinia cines Refdrmcealgymnasiums

Wir sprachen im Unterricht darüber, daß Runst Aus-
druck dcr geistigen Haltunx, cines Volkcs sei und stelltcn
fcst, daß es ohne eine Gcschichte dcr Runst nur einc recht
unvollkommcnc Dulturgcschichte der Völkcr gebcn würdc.
Die Runst spiegclt dic Seele dcr Mcnschcn widcr, sie
sffenbart uns etwas von dcm innerstcn wesen einer
Rultur. Untcr dicsem Gesichtspunkt bctrachtcten wir einc
Reihe der schönsten Bauten und Bildwcrke Griechenlandö.
Es sührte uns dies alsbald mitten hinein in dic natio-
nalsozialistische Gedankenwclt, und wir begrifsen, warum
das neuc Dcutschland mit Recht dcn Blick wicder hin-
wcndct auf jenes Volk des Altertums, das schon ;u wie-
derholtcn Malcn dcr Rultur des Abendlandcs neuc Im-
pulsc gegcbcn hat.

Zunächst wurdc die Akropolis gczeigt. wir vcrsuchten
uns ;urück;uverseyen in jene Zcit, wo diesc Lur§, diese
geweihte Stätte, stol; und bedeutungsvoll emporragtc
über der Stadt dcs perikles. Ein Symbol jencr §roßcn
und erhabencn Epoche! Die Rcpräsentan; dcr Gbrigkeit
Mnd Macht! Zu diesen gcwaltigen Mauern und Tempeln
sah der Bürger täglich empor. Er mag dabei mit Genug-
tuung und Stol; empfunden haben, daß da oben das
Sinnbild seines Staatcs sich erhob, dic Macht seines
tapferen, siegreichcn Volkes sich verkörpere. Der Anblick
diescr Bauten mag ihn innerlich gestärkt und mit stol-
;cm Bcwußtsein erfüllt haben. Diese psychologischen Mo-
mente waren ;wcifellos nicht als gering an;uschlagen. Und
so hattc das Errichtcn rcpräscntativer Staats- und Sa-
kralbautcn auch seinc großc staatspolitischc Bedeutung.
Sic waren die stummcn Er;ieher und Mahner des Volkes.
Sie gaben den Rahmen ab für großc Staatsaktionen, sie
dokumentierten den heroischen Stil des griechischen Bür-
gers und Ariegcrs. Die Runst war die erste Dienerin
des Staates, sre bestand nicht für sich, losgelöst vom Volke,
sondern sie stand mitten drin und riß die Menschen empor
und begeisterte sie. wie wuchtig und kraftvoll, wie orga-
nisch und edel stehen diese griechischen Bauten ;. T. noch
heute vor uns! So etwaS konnte kein schwächliches Volk,
kein kraftloser Staat schaffen!

wo sind dje monumentalen öffentlichen Bauten des
deutschen Volkes? wo tritt uns Erhabenheit und Größc
in dcn Städten entgegen; Gewiß, es gibt vielc auffallende
und große Gcbäude: Banken, Börsen, warenhäuser, Bahn-
höfe, postämter, Rinos, Hötels, Braucreien usw. Aber
wo sind die steinernen Sinnbilder eines großen Volkes,
eines starken Staates? wir müffen mit Beschämung fest-
stcllen, daß davon in unsercm Vaterlandc nur wenig vor-
handen ist. Und das wenige, was nach 1S70 entstand, ent-
behrt vielfach der würde und schlichten Erhabenheit, um
wirklich den Beschauer ;u ergreifen und innerlich ;u

tung dcs neucn Dcutschlands, wie sie sich durch Gpfersinn
und Gemcinschaftsgcist kenn;cichnct, ;um Ausdruck ;u brin-
gen haben. Sic wird hcroisch und monumental sein, weil
dcr Nationalso;ialismus das ist. Sie wird uns die er-
habcnen Dcnkmäler als wahr;eichen einer großen Zeit
schaffen, und sic wird wieder mitten im Volk stehen und
;ur erstcn Dicncrin dcr ncuen deutschen Volksgemein-
schast werden, wic sie sich im Dritten Reich verkörpert.
Schon jeyt hat man mit der Errichtung repräsentativcr
Monumentalbautcn begonnen: Das Haus der deutschen
Runst in München, das Haus der dcutschen Er;iehung in
Baypeuth, das Haus dcr deutschen Arbcit in Röln, dic
Rongreßhallc in Vlürnberg!

Kunst ist Ausdruck dcr geistigcn Haltung eines Vol-
kcs! — was von dcr Baukunst gilt, gilt auch von dcr
/bildcnden Runst.

Es wurden einc Reihc dcr schönsten Skulpturen Gric-
chcnlands ge;cigt. wir sahen werkc wic den Diskuswcr-
fer, dcn Apollo von Belvedcre, den Ares Ludovisi, den
ausruhenden Hcrmcs (Neapel), Mcnelaus mit der Leichc
des patroklus, Galatcr und sein weib, den farnesischcn
Stier, die Laokoongruppe.

2n diesen Bildwerken crlebtcn wir die Verkörpcrung
von Rrast und Schönheit. welch hcrrliche Gestalten!
Sinnbilder des gcsundcn, starkcn Menschen. Vlichts Rrank-
haftes, Dekadentcs: Und diesc plastiken stellte man mittcn
hincin ins Volk, auf dic Straßcn und Plätze, in die Hal-
lcn und Tempel! So ;eigte man dem Volk die aus den
wettkämpfcn crfolgrcich hcrvorgegangcnen Iünglinge und
Männcr in Idealgcstalt. Auch diese Runstwerke waren
dic stummen und doch so beredtcn Er;icher. Sie forderten
auf, es dicsen Siegern glcich;utun und sich ;u üben und
;u stählcn für den Rampf in Glympia odcr für den
kriegcrischen Strcit init dcn waffen.

Und dann sahen wir Frauengestalten wie Eirenc mit
dem plutoskinde, Tychc (Vatikan), die „Gewandstatue vom
Rapitol", Vliobe, Aphrodite von Mclos, Ropf der Rore
(München) u. a. welcher Adel, welche Fraulichkeit und
Mütterlichkeit, welchc Gesundheit und auch welches Hcl-
dischc und Starke spricht aus diesen plastiken! Gewiß:
auch dics Find Idealgestalten. Abcr ist es nicht eine klugc
Tat, wcnn der Staat Idealgcstalten wie sie die Runst
schafft, hineinstellt ins Volk! Diese vielen herrlichen werke
können nicht ohne starke wirkungen auf die Menschen
jrner Zeit geblicben sein. Noch heute ;iehcn sie uns in
ihren Bann und ergreifen und erbauen — und veredeln

UNS!

Und welchc Runstwcrke stellte der liberalistischc Staat
dem Volke hin- wenn wir an die letzten ;o Iahre ;urück-
dcnkcn, dann erfaßt uns ein Grausen! (Es wurde eine

packen. Die Arbeiter, die am Bau des Reichstagsgebäudes Reihe Bilder sog. „promrnentcr" gc;eigt). Rrankhaftc,

beschäftjgt waren, sprachen von diesem als von einem
,^egräbnis erster Güte"! wir brauchen auch nicht erst
an die Siegesallee ;u erinnern! Hier hätte sich die Ge-
legenhcit geboten, wirklich rtwas Eindrucksvolles und Ge-
waltigcs zu leisten, würdig eines großen Siegcs und wür-
dig der Gründung cincs deutschcn Reichcs. Aber es fehlte

armselige Rreaturen, idiotische Fratzen und dämonischc
Masken, cin buptes Gemisch von gclben, schwar;en und
weißen Raffen! Älles dekadent und lebensmüde! Alles
vcr;errt und verkräMpft! Girls und mondäne Püppchcn
wurden mit Vorliebe verherrlicht! wo war das Adeal-
bild der gesunden starken dcutschen Mutter- wo waren

noch die innerc Rrast fiir solchc Gcstaltung. wie söllte die Helden, die ,s>4 m den Rrieg zogent Man fand src

auch das Zeitalter des Liberalismus und Individualis. auf keincr Ausstellung durch die Runst dargestcllt. Ronntc

inus ;u eincin heroischen und monumentalen Äaustil kom- rnän sich da wundcrn, wenN die gesund ünd natürlich einp-

men, da cs doch in sciner geistigen Haltung alles andere findenden Menschen sich vön einem solchen Höllengesindel

war als hcroisch und monumental! und Teufelsspuk cntseyt abwandten, und dic Runstaus-

Und nun sckcn wir vollcr Erwartung anf dcn National stclluiigc» immcr Iccrcr wurdc»; warum ließ der Staat

lismus. A>
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leich jgeauße

wiederdolt se,nt

uG der Runst tin Dritte

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...,^ ^Wren werkcn die geistige

ine solchc Runst zur Rannte cr nicht die große Bcdeutung
er Runst- wufitc er nicht, daß Runst veredeln und begei-
'ern kami ;u guten Taten? Er wußte es schon, aber er
' " ' tiiMementmt und Apsuschcrtt Pir

dit) Rraft und nicht - den wjsten.

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Runst! Er liattc n
 
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