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Bund Deutscher Kunsterzieher [Hrsg.]
Kunst und Jugend — N.F. 15.1935

DOI Heft:
Heft 7 (Juli 1935)
DOI Artikel:
Parnitzke, Erich: Baut Schützenvögel!
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https://doi.org/10.11588/diglit.28171#0166

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Erlch Parnitzke

Vgut HchutzMögel!

Ich bin zwcinial „zuspätgckommen". An dem eincn Drt
kam ich vorbei, als ciradc Schützcnfcst war und mit dcr
Armbrust nach cincm prächtigcn Vo§el gcschosscn wurdc.
Ich crfragtc, wo und von wcm das kunstvollc Gcbildc, das
ja jcdcsmal nur txebaut wird, um zerschoffcn ;u werdcn,
hcrgcstcllt ;u wcrdcn pflcgtc und wollte „nächstcs Aahr"
;eitig da;ukommcn.

2lbcr dcr Stcllmachcr dcs Grtcs starb im winter in
hohcm Alter und mit ihm cinc Tradition; dcnn es gab
niemand, der dic Formcn außcr ihm „im Ropf" hatte und
dcr nächstc Vogcl wurdc cin Rümmerling, wie so vielc ...
— Im andcrn Fall ging es mir auch um das „echtc", viel-

Das führt ;u den wichtigcn Dcilcn, aus dcncn die Vögel
ja losc ;usammengcsctzt scin mUffcn, damit das Abschicßen
auch gradwciscn Erfolg hat. Das Rumpfstück ist immer
dcr lcyte Rcrn.

Daran wcrdcn angedübclt nach dcn Scitcn, nach obcn
und untcn: Flügcl, Ropf, Schwan;, nach vorn die Füße.
Und nun kann die Giicdcrung weitcrgchen: Federn, Dro-
ncn, Schnabcl und noch was drin, Her; vor der Brust,
Xcichsapfcl und S;cptcr in dcn Fängcn (draufgesteckt),
Fahnen usw. usw.

Das gan;c Gebildc konimt auf eine Stange, unter
halbcm rcchtcn IVinkcl ctwas gcncigt, kann mit Bol-

1. Doppcladler aus einem hcffischcn Dorf (vermittelt durch das „Dcutsche
Hcimatwcrk", Bcrlin w, potsdamerffraßc 11)

r. Für ein Rinderfest von Studcnten der Hochschulc für
Riel 1934 gebaut.

teilige Gcbilde, auf das ich aus Resten schließen durfte.
Als ich aber da;ukam, wars dcr Sohn des Drechslers,
der den neuen Vogel baute, aber „modern stilisiert" und
aus Volkskunst;ur kunstgewerblichen Mache entartet. Der
Vater konnte nicht mehr, weil die Augen ;u schwach
waren.

Es ist gar keine Frage, daß sich dies Schicksal stetig
wciter voll;ieht und an vielen Stellcn volkstümlich echte
und schöne Bildwcrkc spurlos, d. h. weder im werk, noch
im Bild erhalten, verschwinden.

^ier heißt es Augen auf und retten und erhalten und
neuschaffen und die Dildekräfte der Augend einsetzen, da-
mit die Tradition der gewachsenen Form nicht an die
kunstgewerbliche „kalte Hand" überliefert werdel

1-Erst nachdem dieser Vogel fertig war, fand ich in
Derlin im Laden des «^eimatwerks den hessischen Adler
(s Hff.), gan; echt und warm auch in den Farben. Im
photo hat der linke Lypf keinen Schnabel "
der war nur vergeffen worden an;ustecken.

;en beschoffcn odcr mit kleincn ^ol;keulen
werden. ^

r. Dcr Adler mit den beiden Fahncn ist von einer mei-
ner werkgruppen der H.f.L. Riel — also von etwa
ro-Aährigcn — gebaut worden, nachdem vielerlei Ent« ^
würfe voraufgingcn. Man sieht ihm die „lüberlegtheit"
an, auch in den Farben, die ini photo irrig wirken. Tat-
sächlich sind allc Außenfedcrn dunkclblau, Flügel und
Schwan; klargelb und der Rumpf orangc. —

;. ist 2luswirkung von r. während des Landschulprakti-
kums. Nicht aus übungsgründen, sondern ;um klaren
Zweck fürs Sommerfest der kleinen Schule. Die größten
Aungcns und die Eltern, soweit sie am Material und gro«
ber Bearbeitung betciligt waren, erhielten hier den An«
stoß. Die Zeit dafür war kur; und die Rlaffe solcher V)erk«
aufträge noch sehr ungewöhnt. Das Ergebnis soll Mut
machen und aufrufen, bcsser, reicher und unmittelbarer
aus dem Bildesinn dcr Dinder ;u arbeiten.

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