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Bund Deutscher Kunsterzieher [Hrsg.]
Kunst und Jugend — N.F. 15.1935

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Heft 9 (September 1935)
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Grunow, Gertrud: Die Wirkung des klingenden Tones auf das Hören
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Aus altem Schrifttum
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https://doi.org/10.11588/diglit.28171#0219

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Es wurdc gcsagt, dafi kis cinc cigcnc Hclligkcit bcsaßc.
Schlagt man auf dcm Flügel die erstc dcr drci schwarzcn
Lastcn an, in nicht zu langsamcr Folgc, von dcr tiesstcn
zur höchsten Vktave hinauf, und lafit dcn Ton unvorein-
genommcn im Ghrc crklingcn, dann tritt cr ins Bcwufit-
sein als lis (bcim Anschlagcn in den Oktavcn von oben
nach unten als Zss) in einer schr hohcn Lagc, wclchc dcr
Hclligkeit der scchsgcstrichcncn Oktave entsprcchen würde.
Der hohen Spannung gcmäfi zeigt dic Hörart, wclchc stch
entwickelt, den Lharakter größtcr Feinhcit und Schärfc.
Diesen Lharakter nimmt als höhcrc geistigc Gespannthcit
die Hörart jeden Tones an, dcr um cinen halben Ton cr>
höht ist.

<)instchtlich der Erniedrigung eines Tones um eincn hal-
bcn Ton sei folgendes gesagt: man schlagc die zweitc dcr
drei schwarzcn Tasten des Flügels von dcr höchsten hinab
zur tiefsten an. Hat der Ton im <vhre stch ;u reinem Rlin-
gen cntwickelt, wird bci Unvoreingenommenheit der Ton
als ein ss erkannt (bcim Anschlagen dcr Vktavcn auf«
wärts als Zis). Man cmpfindet die Lagc als eine aufier-
ordcntlich hohe, letztmögliche Spannungslagc, dic man
etwa als acht gestrichene Oktave bezeichncn kann. Man hört
in höchster Gespanntheit, die Hörart ist nichts weitcr als
„hören". Dieses ,Zören trägt dem Tone gegcnüber dcn
Lharakter der Beschränkung, es verrät, dafi dic Erkennt-
nistätigkeit vermindert ist, indcm die Auffaffung mchr
gefühlsmäßig und zugleich unklarer ist, man wird an den
Mollklang erinncrt. Diese Lharaktereigenschaft nehmen die
Hörweisen dcr um einen halben Ton erniedrigten Töne an.
Das Lauschen, das ,Korchen verliert sich in entsprechende
Dcrsunkenheit, das musikalischc wird ;u einem unmusi-
kalischen rKören, weil der Rlang eine Vcrminderung und
Verdunkelung erfährt. Bei kss wird dic Schärfe der
wahrnehmung eincs Toncs gemindcrt, das Rlingen er-
weitert, das Hören „klanglicher". Hin- und Zuhören ist
bci ZS8 unklarer, es scheint, als würde l^euem, Unbe-
kanntem zugehört. Das ns als Erniedrigung dcs s be-
wirkt eine gcdächtnrsmäßige Hörweise, üss eine mehr füh-
lendc Art, wie wenn man etwas zu hörcn erwartet und
nichts hört. .

Der Ton b in seiner Urhelligkeits-Lage (man such,
ihn in seinem Rlingen unwillentlich als d durch Anschlage»
der am meistcn rechts gelegenen — dritten — schwarzen
Taste von der höchsten zur tiefsten Dktave ;u erfahren)
ift derjenige Ton, welcher eine Hörart ent-
wickelt, in welchcr das Dhr anr elementar-

stcn und cinfachstcn cincn klingcndcn Ton
in sich aufzunchmcn und zu wertcn v c r m a g.
(Dcr Ton crklingt als ui« bci Anschlagcn der Gktavcn von
dcr Ticsc zur Höhc). Dic Hörwcisc cntspricht dcr Art
wclchc diescr Arbcit hicr zugrundc liegt.

Das Anschlagcn dcr erstcn dcr zwci schwarzcn Tastcn
von untcn nach oben (eis) odcr von obcn nach untcn (clss)
durch allc Oktavcn ergibt cincn klingcndcn Ton eigener
Hclligkcit, welchc dcrjcnigcn dcr Rontra-Oktave entspricht.
Er crzcugt einc Hörwcisc, die eincn Lharaktcr offcnbart,
dcr mit cincr höhcrcn wcrtung verbundcn ist. Die zweite
schwarzc Tastc, angcschlagcn in allcn Oktaven von unten
nach obcn (clis) odcr umgckchrt von obcn nach unten (ss),
ergibt eincn Hclligkcitsklang, der mrt demjenigen der klei-
ncn Oktavc übcreinstimmt. Unter diesem klingenden Tone
cntwickclt stch cin Hören, deffcn Lharakter ein Bewerten
enthält, das intcllcktucll beeinflußt ist (kritischc Hörwcise)

Mit den Hörweiscn zugleich erscheint dcr Rlang in ver-
schicdcner Richtung liegcnd. Dei e ist es der Stimmklang,
bei cl dcr Vokalklang (Sprache), bei s das mustkalischc
Erklingen (in Form dcr Acolsharfe), bei k ein gefestigte-
rcr Donklang (wic der Ton über einem Glasc, das mit
wasser gefüllt ist), bei Z ist es ein vielfaches Rlingen
(Orchesterstimmen), bci s ein fester, kräftiger Stimmklang,
rein sachlich crfaßt, bei b ein Rlingen, das dem scharfen
Geräusch des Materiales cines Instrumentes ähnelt.

Es ist bekannt, daß dic Rcsonanz von außerordentlicher
wichtigkeit und Bcdeutung ist. Dic obigen neuartigen
Tatsachcn, ernst und vielfach erprobt, sind von grund-
legender Bedcutung für dic problematik der Empfindung
und wahrnehmung. Sie sollcn hier nur einen Llick wer»
fen laffcn auf eincn weg, einc neuartige, allerding» größte
Objektivität fordcrnde Auffaffung des klingenden Tone»,die
bci der weiterführung und Lntwicklung der Arbeit sich
als köchst fruchtbar erwiesen hat. Daß eo außcrordentlich
sckwcr ist, über diese Dingr zu schreiben, wikd, ho
wir, verstanden wrrden.

'' - (KKWOM-EÄ) > vM.

Leitrag M.

Anmerkung: (ÄchA
Grunows über die wirkung d«

Iuli-Heft), nachdem e» (fich um .,,,,,, ,
verwandt sind im Ergednisf nämlich Tatsache»
schließen, welche eine wrsentlich reifere, d. h. objtl
Grundlegung physio- und psychologischer Art drs Runst-
studiums ermöglichen. E.

Aus altem GchrifttuiN

' -

' 7 - ü- , " ' 7/ -'77.



7 - -

Uns ist die weltvereinzelung, die Rlarmaü
Dinge durch Begriffc eine weltentgötterung
zensverarmung.

WS

. '7 >


*

' -

Ernst Möriy Arndt war ein Mann von tiefen
Linsichten auch aus dem Gebiet der Erziehung, die uns
heute noch, oder vielmehr, heute erst rccht wieder- er-
lcuchtcn könnten. Das sollen einige worte aus seinen
Schriften belegen. - (.

^ s 7 ^ Vom Lrzschungswert des Zeichnens

Meinung. Und er hatte auch das rechte '

,sür, daß es sich dabei nicht um Anlernen
ten, um Dechnik handle, sondern um einen
gen Gchöpfungsprozeß, der zur Bildung

_.weltanschauung-'-^-.-(dähk-W^MDM^Wtchen'

höhere Rlarheit der Begrifse, än eine göttlichc Offen- nommen — notwendig ist. Ec mähnt'?^-^E^
' i Aärun« de» Gemüts: mi-lcbe die Ri-d,-»- . -

L'"

wir ärbeiten bet der Erziehung des Rindes auf nichts
so wenig hin als äüf Rlarheit der Bcgrisfe, wollen am
allerwenigsten bre Einbildungskräft aus ihrem Dämmer-
lichte drs füßen Traumlrbens in die Bestimmtheit sistd .
Nackthcit dcr Begriffc reißcn. wir glauben an eine


. barung dev
N jbildrn jsoll,
^SNdtrn

KMEWWä!

tie en Meere bL

'v'"'


-lche dre Rinder dunkcl bildct und »i'» libe die Kerrliil

chauung nicht durch Zerstückelung. . ,2dee»

lügelei fchuldig war, uns auf die Schspsung rst.

tvr'ibt, -'- Darum ist die Runst sehen )U lernen, die

' M ^aufen-zitterniIMM-A . ,Runst.">:. - . " >

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