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Bund Deutscher Kunsterzieher [Hrsg.]
Kunst und Jugend — N.F. 18.1938

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Heft 1 (Januar 1938)
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Keller, Hans: Zur Aufbauarbeit in Württemberg
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https://doi.org/10.11588/diglit.28172#0005

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r

Zur Aufbauarbeit Ln U)ürttemberg

Von ^ans Reller-Eßlingen

Ie sicherer das cxemeinsame Ideal der nationalso;ialisti-
schen weltanschauung in uns wurzelt, desto zwingender
wird die Verpflichtung, das Ringen um die Grundfragen
unseres besonderen Auftrags im neuen Geiste ;u ver-
tiefen. —

Auch die schwäbischen Runster;ieher haben dem Ruf ;ur
Sammlung Folge geleistet und sind auf dem wege, aus
neuer Gesamthaltung heraus die lebensvollen Ansätze un-
serer Bildungsarbeit in württemberg weiter;uführen und
;ur Tradition aus;ubauen. wir sehen den Rern unserer
Aufgabe vor allem darin, die Reime seelischer Rultur im
Volke ;u hüten, ;u besreien, ;u pflegen und ;ur Entfal-
tung ;u bringen. wir sind uns bewußt, daß die Auf-
gabe der musischen Er;iehung eine überaus schwere und
verantwortungsreiche ist. Gilt unsere Sorge doch gleich-
sam einem nur noch leise glimmenden Funken, den wir
kämpfend berufen sind, ;ur wärmenden Glut neu an;u-
fachen. wir glauben aber an unsere Sendung, wir glau-
ben an die Notwendigkeit einer treuen und sachkundigen
Rleinarbeit als Vorbereitung ciner allgemeinen künst-
lerischen willensbildung. An diese wiederum als tragen-
den Gemeinschaftsgrund für das Emporsteigen neuer gro-
ßer Meister. Damit die Runst wieder Lebensmacht werde,
wieder Lebenswert gewinnt für's Volk, genügt es ja
nicht allein, daß der Rünstler wieder ;um Volk finde,
sondern von unten und innen her muß ;ugleich auch im
Volke gearbeitet werden, namentlich auf dem weg über
die Iugend. Gemeinsam mit allen gleichstrebenden Rame-
raden iin Reiche wenden wir uns an die breite Schicht
der seelisch aufschließbarcn Volksgenoffen, bemühen uns,
eine produktive Er;iehung des Formge-
fühls in Angriff ;u nehmen, damit das Volk die
Sprache gestalteter Form wieder verstehen und bis ;u
cinem gewissen Grade wieder selbst sprechen lerne. —

Es ist klar, daß dieses Fern;iel nur Schritt fllr Schritt
verwirklicht werden kann und der Erfolg nur eintritt,
wenn die Er;ieherschaft ;u einer idealistisch-bewegten Ziel-
und Gesinnungsgemeinschaft ;usammenwächst. wir sagen
dcshalb dem Außenseitertum in unseren Reihen den
Rampf an und werden ;ersetzende Eigenbrödelei nicht dul-
den. Wer sich aber ;vr Geschloffenheit bckennt, soll sich
in Freiheit bewcgen dürfen. Die Eigenwüchsigkeit der
Lehrcrpersönlichkeit soll den nötigen Spielraum haben,
wenn sie sich selbst die ;um gemeinsamcn Aufbau uner-
läßlichen Bindungen auferlegt.

Drei Grundforderungen stchen vor jedem. Sie müffen
uns im Laufe der Zeit aus dem Wirrwarr atomistischer
Verein;elung herausheben:

1. Das stete Bewußtsein vorbehaltloser weltanschau-
licher Zusammengehörigkeit.

r. Das unermüdliche Ringen um cine gemeinsame ^al-
tung dem wesen der Runst gegenüber.

;. Das Bekenntnis ;u einer Er;ichungsgesinnung, die
sich stets bcmüht, das natürliche wachstuin der jugend-
lichen Gcstaltungskraft, sowie die Gesetze jugendlichen Le-
bens überhaupt, ;u beachten. —

Mit anderen worten: Unser Unterricht muß natio-
nalso;ialistisch, künstlerisch und jugend-
gemäß sein. Diese drci Angelpunkte sind uncntbehrlich
und gleichermaßen gültig für jeden als Ziel und Aus-
richtung. Ach bin übcr;eugt: 2luch die äußere wertung
unserer Bildungsarbeit wird sich in dcm Maße bcssern,
als uns der Zusammenschluß auf dicser lcbcndigcn Grund-
lage gclingt. —

2Zon^entscheidender Bedeutung für die Zukunft ist die
Frag^der L e h r e r b i I d u n g. Sic ist cinc umfaffende

und be;ieht sich nicht nur auf den llFachwuchs unseres bc-
sonderen Faches, sondern namentlich auch auf die Studic-
rende'n an den Lchrcrbildungsstätten, die später draußcn
im Dorf als Volksschuler;ichcr in die Breite wirken
sollen. Sie haben einc wichtigc Sendung. Die Anfordc-
rungen, die an die Ausbildung gestellt werden müssen, sche
ich folgendermaßen: während für den eigentlichen Runst-
lehrer, neben seiner Eignung ;um Er;ieher, künstlerische
Sonderbegabung bis ;u eincm gewissen Grade unerläßlich
ist, genügt cs in Anbctracht unserer Ziele bei der Lchrer-
bildung der Volksschule keineswegs, nur die wenigen
Sonderbcgabten aus;ubilden. wir haben grundsätzlich mit


Direkt-Druck auf Seide, Ausschnitt i,6oX),ro Meter.
Von Linol gedruckt. Referendararbeit.

demselbcn Ernst auch die bildnerische Volksbegabung
;u schätzen, die gleich dem gesunden Menschcnvcrstand wcit
allgemeiner vorhanden ist, als das heute noch gemeinhin
geglaubt wird. Sie ist auch entwicklungsfähig — je nach
ihrer Lebenskraft in gan; vcrschiedenen ^öhegraden. Alle
müffcn uns willkommcn sein, die die seelisch-geistigcn Vor-
aussetzungen, die Bcreitschaft für das künstlerische Er-
;iehungswerk, in sich tragcn. Diesc werden vielleicht —
was ihr eigencs Rönnen anbclangt — nur die Anfangs-
be;irkc der Runst betretcn könncn, die werte bodenstän-
diger Handwcrks- und Volkskunst. Das Entscheidende ist
die Entwicklung des G u a l i t ä t s g e f ü h l s. Augc,
Seele und Geist kann auch am Einfachen so stark bcrührt
werden, daß verständnisvolle Führung draußen auf dcm
Lande möglich ist und ;um mindesten dic größten Entglci-
sungen, das Abgleitcn dcr gcsundcn Volksbcgabung in
den Ritsch, vcrmiedcn wird.

Für beidc aber, Runst- und Volksschuler;ieher, gilt das
Eine gcmciiisam: Zur Lösung des problcms „Runst und
Volk" genügcn in Zukunft die sogen. „Auch-Rünstler" und
landläufigen „Dalcntc" kcineswegs. Echtc Er;iehernatu-
 
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