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Bund Deutscher Kunsterzieher [Hrsg.]
Kunst und Jugend — N.F. 18.1938

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Heft 4 (April 1938)
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Parnitzke, Erich: Vom Bildgut in der Schule
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https://doi.org/10.11588/diglit.28172#0071

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Das Amt „Schöi, heit der Arbeit'

üangsam erst regt es sich in den Schulen, obwohl diese
Arbeitsstättcn der Iugend, dje ost els und mehr Iahrc
lang einwirken und neben oder gegenüber dem Elternhaus
i„ allcm vorbildlich cinwirkcn sollten, wahrlich
crnsthast bedacht sein solltcn.

wie selten erst wird planmäßig versahren- wie
selten wird eine Vollmacht ausdrücklich zuerkannt und dann
auch ausgeübt; Man hat bei vielen Schulen den Eindruck,
daß da im Lauf der Iahre allcrlei sich angesammelt hat
in Rlaffenräumen und Flurcn und im Lehrmittelraum,
daß abcr offenbar noch niemand auf die Idee gekommen ist,
einmal zu überprüfen, was da ist, was es für Haltung hat
und wie es dargeboten ist. Manchmal gibt es Gelegen-
hciten zum „Großreinemachen". Die Schule erhält einen
ncucn Önnenanstrich. Alles ist abgehängt, was die wände
zierte oder verunzierte, und steht nun auf cinem Haufe»
beieinandcr, ;u vergleichender wertung anreizend. Aelteste
Andcnkcn, Stiftungen. neben Verlegenheits-Erwerbungen,
Brauchbares neben „Bildermöbeln", die in jeder Be-
zichung verstaubt sind. Nlanchmal sind nicht mal die Rah-
men das Ncuaufhängen wert.

Wohl gibt es auch vorbildliche Anstalten, aber meine
worte geltcn der Breitenarbeit, dic noch aufgenommen
ivcrden will.

Es ist hier cine besondere Aufgabe der Gausachbcarbei-
ter, eine Gen eral-Revision des Bildschmucks
anzusetzen und in den Rreisen auf die Durchführung ;u
sehen. Es ist cine Ausgabe, anläßlich einer Dagung von
nicht ;u kurzer Dauer die Rreisbcauftragten ;u schulen
und eine planmäßige 2lrbeit vorzunehmen, die. der Aus-
wahl, der Rahmung und dcm Hängen gilt. Es ist eine
2tufgabe, solche Tagung an einem platz ;u halten, wo
beispielhafte Lösungen gegeben sind und wo auch angepackt
werden kann bei Gegcnbeispielen. im Bildgut und seiner
Darbietung.

Es ist klar, daß diese Arbeit nicht kurzfristig bewältigt.
werden kann, aber es muß cbenso klar sein, daß überall ein
weg ist, wo der wille besteht und wo überhaupt erst mal
losgelegt wird.

Es wird sich herausstcllen, daß mancher Amtsgenoffe
noch nie nachgedacht hat über dicse Dinge, daß er im
cigcnen Hause nie das Bedürfnis empfand, „mit sich selber
anzufangen". wie soll aber von da ein Aufruf an die
Augend ausgehen, wenn cben die „tätige Antcilnahme"
noch garnicht klar ist und konkrct gesehen wird;

Die Schulung wäre weiterzutragen in alle Lehrerkollc-
gien. Denn es ist nicht cinzusehen, wenn ;. B. in der NS.-
Frauenschaft und anderen Gliederungen oft mit Erfolg
bildpädagogisch geschult wird, daß diese Schulung nicht an-
gebracht wärc in einer Erziehergemeinschaft, die in sich
einig sein muß, wie im Fall des Deutschsprcchens und
dcr pflcge andrer Volksgüter.

Und sie wird von dicsem „Ernstfall" aus weiterwirken
inüffen auf die Rlaffen. Empfindsamkeit und Bchutsamkeit
in künstlcrischen Dingen in allcn Ehren. Sehen wir indes
auf das Beispiel des FUHrers und auf die große Reinigung
dcr öffentlichcn Runststätten.

Man muß handeln können, wenn man ;ur Tat crzie-
hen will! Sollte es nicht möglich sein, daß cinmal jedcr ab-
gehende Schüler ein bcstimmtes wiffen und wollcn mit-
nimmt vom Volksgut dcutscher Bildkunst, daß er cine
Wcrkkcnntnis hat von cinigem Umfang und eine sichere
Wiedergaben-Renntnis?

2!m Laufe dieses wintersemesters habe ich mal wieder
»1 mehreren Studentengruppcn gefragt, welche Bcschaf-
fungsquellen sie kcnnen. Es war schon betrüblich. wie
vielen mußte ich z. B. erst sagcn und zeigen, was Reichs-
rucke seien. Rcin Einzigcr besaß eincn solchcn Druck.
Achnlich stand es mit dcm Rapitcl „Bildgnt im Buch".

und seinc Träger in dcr Schulc.

Man hat den Eindruck, daß an manchen Schulen auf die-
sem Gebiet völlige Fehlanzeige bestcht. wo ist in der
Lehrerbücherei und erst recht in der Schülerbücherei das
Rapitel: Deutsche Runst sorgfältig bedacht und voll ein-
gesetzt? wo werden bei allen Veranstaltungen,
wo preise oder Verlosungen vorkommcn, statt der Buch-
gaben regelmäßig auch Bildgaben wahrgenommen? wo
wird in den Gberklaffen sozusagen abfragbar geschult: dies
und das an Bilddrucken und an Schrifttum gibt es, laßt
cs euch gelegentlich schenken? Gibt es in jedec Rlaffe Schü-
ler, die aus lebendig angeregter Renntnis und einem ebenso
angeregten willen auch gute Bildwiedergaben auf den
wunschzettel setzen; Gibt es in jeder Rlaffe Schüler, die es
für selbstverständlich halten, Bilder ;u sammeln aus Zeit-
schriften usw? werden diese Dinge auch mal gewertet
und ausgehängt? wird hierin eine Sitte gepflegt, ein
Brauch geschaffen, der sichtbar weiterwirken kann?

Denn; darüber wollen wir uns klar sein: Der Bereich
der „Bildbetrachtung" ist keine Sonntags-Zuspeise und
Gelcgenheits-Rost. Er steht in seiner aktiven Ausweitung
auf eine Urteilsschulung in allen bildnerischen Fragen
mächtig und breit und fordernd neben der praktischen Bc-
tätigung, läuft vielfach mit ihr gleich, greift aber in sci-
nen Entscheidungen weiter und zwar in solchen, vor denen
Ieder cinmal steht, auch wenn er sich selber zeichnend odcr
werkend nicht mehr betätigt.

Mit „wiffen" um diese Dinge meinen wir ja kein
Wortwiffen, sondern aus tätigem Umgang mit werken
erstandenes Verhältnis. wie oft haben wir es in Volks-
schulen erlebt, daß dec Student, der für vier wochen;u
praktizieren hatte, der Erste war, welcher der Rlaffe
einmal wertvolle Bilder mitbrachte und sie wirken ließ.
Ich sage: mitbrachte, denn im ganzen Schulhausc
inußte er vergeblich suchen und die Lchrer konnten selber
nicht einhelfen.

Alles andre pflegt da ;u sein: gut ausgewähltes Schrift-
tum in der Bücherei oder gute Liedsammlungen. 2lber
nicht entfernt rechnet man bislang die Beschaffung von
hochwertigem Bildgut dahin, obwohl es eine „Selbst-
verständlichkeit" sein sollte. wenn im Folgenden an dieser
Stelle von einem „Standgut" gesprochen wird, mag bedacht
werden, daß vielerorts noch nicht der leiseste Anfang ge-
macht ist dazu und daß erst allmählich der Stand des Dild-
guts wirklich so gehoben werden kann, wie es wünsckens-
wert sein muß im Intereffe der Iugend, die einmal selber
„wohnt" und eine Verpflichtung ;um Guten mitnchmen
soll.

Dic Arbeitsgruppen des plSLB. können ideale „Zellen"
für die Ueberprüfung und Beratung scin; denn cs ist klar,
daß hierbei aus kameradschaftlichem Geiste gehandelt wer-
den muß. wie oft ist es noch leider so, daß fähige Runst-
erzieher gerade dieser Erziehungsarbeit auswcichen, d. h.
höchstens — wenn sie schon den Nichtfachlchrern sich ;u-
wendcn — nur den verletzendcn „Atelierjargon" ;ur Hand
haben und aburteilen statt ;u unterwciscn und positiv mit
Vorschlägen;u helfen.

Träger des Amtes „Schönheit der Arbeit" in den Schu-
len eines Grtcs odcr Rreises sein, das ist cine Ehrenpflicht
dcr Runsterzicher, dic Einsatz fordcrt und den willen ;u
uncrmüdlicher schulung, also auch pädagogischcs Geschick.
wcr mit Erwachsenen diese Dinge ;u bchandeln weiß, dafi
sie ;um Erfolg führen, wird auch den Nutzcn für dcn
cigncn Rlaffenunterricht daraus gewinnen. Dcnn dies blcibt
am crstaunlichsten, daß die Fachlehrer oft genug ihr cigcnes
Vcrhältnis ;u guten werkcn für so „selbstverständlich"
halten, daß sic garnicht auf die Adce kommcn, darin cinc
planmäßige Schulung ;u durchdcnkcn und durchzuführcn.

Noch immcr kann man dic irrige Mcinung findei: dcr
al'solutc Schwcrpunkt dcr Aiinsterzichung läge bcim Hin-
 
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