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Bund Deutscher Kunsterzieher [Hrsg.]
Kunst und Jugend — N.F. 18.1938

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Heft 4 (April 1938)
DOI Artikel:
Zenke, Richard: Nationalsozialismus - Kunsterziehung - Schulreform
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https://doi.org/10.11588/diglit.28172#0081

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73

WloMsoMjWM - MnsWehung - Wulrefocm

Von R. Zenke, Rönigsberg pr., Gausachbearbeiter für Gstpreußen

Viele Jahre lang haben wir Runsterzieher intensiv ge-
arbeitet. Ungezählte Lehrplanentwürfe, Äufsätze und Denk-
schriften übec unsec Sachgebiet, Vorschläge klarster Art
sür praktische Aenderungen sind in die.Ämtsstuben der maß-
gebenden Stellen gebracht worden. persönliche Verhandlun-
gen mit vielen Rultursührern des Reichs haben stattgesun-
dcn. vor allem haben hervorragende 2lusstellungen in allen
Gauen unseres Vaterlandes durch einheitliche Ausrichtung
bewiesen, welche hohen unersetzlichen werte die
Runst- und werkerziehung für unser Volk
und den N at i o n a l so z i a l i s m u s im besonderen
hat.

wir legten dar die wegbereitung einer großen seelischen
Ärast im jugendlichen Menschen, die Rlarstellung völki-
scher Rultur und die Rampfstellung gegcn den Bolschewis-
mus. Die kulturpolitische Orientierung der Runst- und
werkerziehung ist die Folge. Denn eine neue deutsche
Volkskultur und damit eine wirkliche Verinnerlichung des
deutschen Menschen als Plotwendigkeit für die national-
sozialistische Gdee wird nur möglich durch umfaffende Ar-
beit auf diesem Gebiet in der Schule. Die Richtigkeit die-
scr Aussassung zeigt sich in der Begeisterung der vielen
Volksgenoffen. die unsere Ausstellungen besuchen.

Dic Schulresorm brachte uns eine bittere Enttäuschung.
wir waren überzeugt, daß die Schulreform unsere 2lrbeit
unterstützen mußte, da der Führec und führende partei-
und Staatsstellen immer wieder in stärkstem Maße Runst-
und werkerziehung als Lebensnotwendig-
keiten herausstellten. wir empfinden daher besonders
schwer die große Tragik, die darin liegt, daß sür diese
Dinge in der neuen Schule nicht mehr Raum da ist als
früher. Dabei sind doch die Ideen und /Tatsachen einer
Verinnerlichung des Volkcsund weckung
schöpserischer Rräste die sichere Unter-
bauung des lAationalsozialismus. Das ist
Ausgabe und Ziel der Runst- und werkerziehung in vor-
nehmstem Sinn! Sic trägt in höchstem Maße dazu bei,
Volkstum zu formen. Um so mehr ist dicse Mißachtung
unserer Arbeit jetzt niederdrückcnd, gerade weil wir so sehr
von ihrer hohen Mission überzeugt sind!

Man spricht wohl in der Einleitung der Schulreform im
Amtsblatt von der Formung des nationalsozialistischen
Menschcn, von Fähigkeit statt Fachwissen, von Leib, Geist
und Seele, von Volksnähe, von völkischer Bildung, von
der Entwicklung schöpserischer Rräfte, vom Nationalreich-
tum der Rrast. Immer wieder betont der Führer die
Macht des Gemüts gegenüber der Macht des wiffcns in
früherer Zeit.

Drotzdem stehen in der Gberschule gegen öo Stunden
Englisch und Latein nur Stunden Runsterziehung, im
Gymnasium gcgen 05 Stunden Latein und Griechisch nur
)r Stunden Runsterziehung. Beim »Zinzurechnen der übri-
gen Fächer muß noch mehr das grellc Mißverhältnis in
dcr völkischen Bildung deutlich werden. Dabei ist längst
erwiesen, daß ;. B. der Geist des alten Hcllas klarer durch
kunsterzieherische Arbcit als durch Sprachwiffcnschaft Uber-
mittelt werden kann. wie man bei einer Stunde
Runsterziehung wöchentlich in der «vber-
stufe dem später sührenden Deutschen den
ungeheuren Reichtum deutscher Runst
näherbringen, wie man da schöpserische
Rräfte cntwickeln soll, bleibt ein unlös-

bares Rätscl.

Die künstlerischen oder werklichen Arbcitsgemeinschasten
epistjeren nicht mehr im neuen plan; eine wertvolle Ein-
richtung wird damit lahmgclegt. Für die „Sprachen" ist sie

geblieben; ist aber die „Bildsprache" nicht ein ebenbürtiges
Rüstzeug für den Lebenskampf?

werkerziehung fehlt vollständig bei den
Gungen, während die Mädchen wenigstens Handarbeit
habcn, leider aber aus Rosten der schon wcnigen Runst-
erziehungsstunden. Und sollte gerade die werkecziehung
nicht für unsern national sozialistischen Staat ihren
wert erwiesen haben!

wie und wo wollen die Oberschulen B. auch ihre
Aufgabe des Flugmodellbaus bewältigen, die doch mit recht
allen Schulen auferlegt ist;

Wic soll der Plachwuchs an Ingenieuren aller Art ausge-
rüstet werden, wenn man die Grundlagen an „technischer
Bildung" völlig unter den Disch fallen läßt. wo soll noch
von pflege des. gebundenen Zeichnens die Rede sein für die
künstigen Architekten usw., wenn jede Möglichkeit ;u wahl-
freier Arbeit gestrichen ist;

Es besteht die Gesahr, daß dies Schicksal nicht nur die
höhere Schule, sondern auch die Volks- und Mittelschule
trifft. Liegt diese Behandlung vielleicht daran, daß die
maßgeblichen persönlichkeiten in der Runsterziehungssrage
nicht Runsterzieher, sondcrn unverständlicherweise Guristen,
wissenschaftler und freie RUnstler sind, die unserc Ziele
nicht kennen können und sie deshalb auch gar nicht ver-
tretent So sind wir als ausrechte Plationalsozialisten ver-
pflichtet, äus Verantwoctungsbewußtsein für cin ewiges
Deutschland ernste Fragen zu stellen.

weshalb beachten die maßgebenden persönlichkeiten un-
scre Vorschläge, die von den parteistellcn dcs NSLB.
kommen, nicht?

weshalb mutct man uns ;u, jahrelang nutzlos ;u arbei-
ten, da die pläne ohne uns ;u hören ausgestellt sindt Zu-
gleich spricht man aber von würde, von Ehre und von
Stolz! Es wird uns dadurch unmöglich gemacht, die Ra-
meraden ;u Arbeitsgemeinschasten zusammenzuschließen,
denn sie glauben uns nicht mehr, wenn wir sie für die hohe
Mission der Runst- und werkerziehung begeistern wollen.

wie viele Rameraden haben in Mühen und Gpsern eine
Schulwerkstatt eingerichtct, haben in den 2lrbeitsgemein-
schaften Stoßtrupps herangezogen, die ihrem Lchrer hei-
ßen Dank wissen für einen planvollen weg ins Lcben, oft
genug für dic entscheidende Berufswahl durch das nicht
buchmäßig und wissensmäßig erfaßte, beseclte und
durchgeistigte Tun? Sie müffcn zusehen, daß Schu-
len, wic sie die Iugend sclber fordert und verwirklicht,
die Arbeitsweisc übcrnchmcn in der Erkcnntnis
ihrer großcn Bedeutung, cincr Erkenntnis, an
welcher die ncuen pläne glatt vorbcigehen!

wollen wir uns noch wundern, wcnn dic
Augendeigene Schulen errichtet, die ihrem
hcißen Drange besser cntgcgenkommen-
wir Runsterzieher haben in jedcm Fall den willen dcs
Führers zu erfüllen und wollen zur Dat kommen!

Dcshalb fordcrn wir erneut:

1- Mehr Raum im plan der Schule für unscre Arbeit,
da werkcrziehung anscheinend durch cin Versehcn vcrgeffen
worden ist.

r. Fachvertretung im Ministerium.
z. Berufung von Runst- und werkcrziehern statt frciec
Äünstlcc an die Hochschulen für Runst- und wcrk-
erziehung.

4. Die amtläche Fachberatung in dcn Gaucn gchört in
die 'Aände der Runsterzieher.

5. Eine weitere ^ochschule für Runst- und werk-
erzichung in Rönigsberg (pr.), um dcn vollständig unge-
nügcnden Runfterzichcrnachwuchs im Gstcn dcs Rcichcs
 
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