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Bund Deutscher Kunsterzieher [Hrsg.]
Kunst und Jugend — N.F. 18.1938

DOI Heft:
Heft 5 (Mai 1938)
DOI Artikel:
Müller, Bruno: Der Zeichenlehrer als Förderer der bildenden Kunst
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.28172#0094

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Runst undIugend

Monatsschrift des NSEB für Bilönerische Erziehung

Herausgeber NS.-Lehrerbund, Hauptamt fur Erzieher, Bayreuth

Schriftleiter professor Erich parnitzke, Riel, Hamburger Lhauffee ro?

Geschäft,sstelle: Persandu.Anzeigen: Eugen Hardt, Verlag „Runst und Iugend", Stuttgart-N, Lange StraßeiS

Samtliche EinsendunAen sind an die Schriftleitung Riel, Hamburger Lhauffee 207 zu richten
Für Besprechungsexemplare und andere Einsendungen irgendwelcher Art wird eine Verantwortlichkeit nur übernommen, wenn sie erbeten worden sind

)6. Iahrgang Mai i o?6 'Zeft 5

Ner Ztlchenlkhrer M Kßröerer öer bilömöm Kunsl

Von Bruno Müller-Lauenburg

Als Sachwalter der Runsterziehung an der Schule wird
der Zeichenlehrer dann besonders ein Förderer der bilden-
den Runst scin, wenn er durch seinen Unterricht die tra°
genden Rräfte für Runstbereitschaft und Runstverständnis
schafst. Die oberste Rlaffe in der Schule ist dabei der
prüsstein des Erfolges solcher Bemühungen. Die in ge-
fälliger Reinheit der Rinderzeichnung sich zeigende Unter-
stuse und die nach außen immer wirksame Gemeinschafts-
arbeit, deren Möglichkeiten zwar viel besprochen, deren
Grenzen aber ;u wenig erkannt sind, zeigen niemals das
wahre Gesicht des Zeichenunterrichts, der auf eine wirk-
same Förderung der bildenden Runst bedacht ist. Die kunst-
bereite und selber anständig schaffende Gberprima oder die
gut ausgerichtete erste Rlaffe der Volksschule ist aber nur
möglich, wenn der sich als Förderer der Bildenden Runst
fühlende Lehrer ebenso wie der wiffenschaftliche Amts-
genosse nach einem straff und entwickelnd aufgebauten
plan arbeitet, der stetig das Leistungsprinzip verfolgt. So
fallen also nach meiner Mrinung diejenigen Zeichenlehrer
nicht unter diese Ueberschrift, welche genial aus der pin-
selgewandten Hand solche 'elhemen schütteln, die man so
als Einheitsthemen von Se;ta bis prima für alle Zeichen-
stunden mischen kann. Zeichenunterricht kann nur dann ein
Bollwerk für ein Runstverständnis und einen späteren tat-
kräftigen willen für Runstpflege und Runstkauf sein,
wenn er kein Beschäftigungsunterricht ist und keine lie-
benswürdige Freizeitgestaltung. Mir erscheint nach wie
vor das Rapitel der Förderung der Schülerarbcit das
wichtigste und Schwerste unseres Faches ;u sein, jencr
Förderung, die bei Schulschluß sich auch gleich;eitig als
eine stille Bereicherung der Bildenden Runst erweist. Ich
sehe cs dabci als äußerst wichtig an, daß die Schüler in
dcn lctzten Schuljahrcn werke der Bildenden Runst der
Gegcnwart im Original kennen lernen. Der l.lnterricht der
Obcrstufe muß die l^lamen von werkstätten der Brauch-
kunst dcs Hcimatgaues nennen und immer cine Heimat-
kunst im Auge haben, die auch gleich;citig guter Runst
cine Heimat bedeutet.

Diese in unscrem Unterrichtsauftrag liegcnde Möglich-
keit der Runstpflege wird immer die Basis für die Pflege
der Belange der Runst sein. Dic wcgc da;u sind die selb-
ständigcn bildncrischen 2lrbeiten dcr Schüler, die Runst-
bctrachtung und die werklichen 2lrbciten, die für das ver-
ständnis und die üiebc ;uin Runsthandwcrk inaßgcbcnd
>>nd. Daneben habcn wir als Zcichcnlchrer abcr noch 2lr-
beitsfeldcr ;u unserer Vcrfügung, die bcsondcr» in kleinc-
een Städtcn eifrig bestcllt werdcn solltcn. Die Begren;ung

dieser Felder wird mehr oder weniger von der eigenen
künstlerischen TLtigkeit des Zeichenlehrers abhängen.

Ich weiß, daß viele Rünstler lächeln, wenn sie etwas
von malenden Zcichenlehrern hören. wir haben alle noch
sehr viel ;u tun, um aus diesem Lächeln einen Blick der
Achtung und einen kameradschaftlichen Händedruck ;u
machen. Von Berlin aus läßt sich gerade dieses Rapitel
wenig überschauen und die dort durch eine An;ahl bekann-
ter tüchtiger Maler unter den Zeichenlehrern geschaffene
Lage ist keineswegs oft im Reich an;utreffen. Die künstle-
rische Tätigkeit des Zeichenlehrers, wie wir sie verstehen,
ist weder Frei;eitgestaltung, Sonntagsbeschäftigung, noch
Mittel ;ur Ausfüllung des Girokontos. Sie ist vielmehr
die unerläßliche Ouelle jeder kunster;ieherischen Tätigkeit
in der Schule und immer mit ernster Arbeit, großen Sor-
gen und Mühen um Zeiteinteilung verbunden. wer nicht
selber ernsthaft um malerische und graphische probleme
gerungen hat, kann als Zeichenlehrer niemals ein Förderer
der Bildenden Runst sein. Das laute Auf;äumen des päda-
gogischen Roffes ist oft nur eine Ausflucht. wer immer
wieder einseitig Rünstlertum oder Er;iehertum be-
tont, ist meist cin schlechter Lehrer b;w. ein schlechtcr Zeich-
ner. wenn wir auch oft unsere besten Bilder nur mit den
Augen malen können, für alle Aufrcchtcn unter uns, die
die Vlöte des schaffenden Menschen kenncn, bleibt doch die
Tatsache bestehen, daß diese künstlerisch arbeitenden Zei-
chenlehrer auch immer die besten pädagogen sind. Dic
Frage, ob Rünstlertum oder Er;iehertum, ist eine Frage
der charakterlichen Substan;. Man vcrstehe mich hier nicht
falsch; ich weiß wohl, daß es manchen künstlerisch starken
Lehrer gibt, dem die Gabe der sprachlichen Mittcilung ab-
geht. Er kann aber durch den Ernst sciner schulischen und
künstlerischen Arbeit den Mangel ausgleichen. Die Recht-
fcrtigung jeder künstlerischen Arbcit ;uhause muß ein
Unterricht in dcr Schule sein, der den Verglcich mit dcr
Arbeit der Besten unsercs Faches aushalten kann.

In kleinen Orten habe ich die Erfahrung machen kön-
ncn, daß sich Zeichcnlehrer alle Mühc gcben, ihre beamt-
liche Stcllung ;u mißbrauchen, indem sie die Städtc,
Grganisationen und sogar eigne Dicnststellcn mit tcurcn,
offi;icllen Bildern versehen. Rn vcrantwortungsloscr
weise, als wenn es nirgends wirklich tüchtige Malcr gäbc,
werden Führerbilder am laufendcn Band gcmalt und
Städtcansichten ohnc graphische Formgestaltuiig gelicfert:
das ist dann der vcrincintliche Beitrag aus eigcnem Schaf-
scn ;u dcm Thcina: Bildcnde Ruiist dcs Zcichcnlehrcrs.
Es hat kciiien Zwcck, dicse Tatsache irgcndivie;u bcschöni.
 
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