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Bund Deutscher Kunsterzieher [Hrsg.]
Kunst und Jugend — N.F. 18.1938

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Heft 5 (Mai 1938)
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Wieneke, R.: Der Gerbdruck (G-Druck)
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https://doi.org/10.11588/diglit.28172#0109

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Der Gerbdruck (G-Druck)

R. Wieneke-Bispingen (Rs. Goltau)

Steindruck und Radicrung sind Techniken, gegen deren
Ausübung im Zeichenuntcrricht nicht ohnc Grund
Bedenkcn erhoben werden. Zu einer wirklichen Erlernung
dieser Verfahren durch die Schüler wird es niemals kom-
men. Anders ist es, wenn der Schüler im physik-, Lhcmie-
oder Deutschunterricht zwecks 2lbrundung seines wiffens
über solche und andere Drucktechniken belehrt, ihm ferner
die Entstehung einer Zeitung, eines Buchs mit Abbildun-
gcn, eines Mehrfarbendrucks gar in eincm Detriebe ge-
zeigt wird.

Ist es beabsichtigt, den Schüler im Zeichenunterricht
mit einem Druckversahren vertraut zu machen, so sei es
cin solches, das wirklich vollkommen erlernbar ist, das mit
einfachen Hilfsmitteln auskommt und cinwandfreie Dar-
stellungsmöglichkeiten gewährleistet, das keine Spielerei ist.

Der vicl ausgeübte Linolschnitt weist einen großcn Teil
dieser geforderten Eigenschaften auf, allerdings mit einer
sehr wesentlichen Einschränkung: ihm mangelt die viel-
seitige Darstellungsmöglichkeit. Der Uberwiegende Teil der
Schülerarbeiten überschreitet kaum die Stufe des Steinpel-
drucks. Gcht es um empfindlichere Bildwiedergaben, um
eigentliche „Zeichnungen", so erlahmt das Gntereffe bald.
Hier setzt die Dedeutung des Gerbdrucks ein.

Voriveg sei gesagt, daß mittels des G-Drucks Beistift-
(auch feinste Ronstruktionszeichnungen), Rreide- und Rohle-
zeichnungen originalgetreu gebracht werden können. wei-
terhin laffen sich Radierungen bis zu stahlstichartiger Fein-
heit auf sehr vereinfachtem wege drucken, ohne daß da;u
Metallplatten benötigt werden.

Die Anwendung einer preffe ist nicht erforderlich. Falls
vorhanden, können indes alle 2lrten von preffen heran-
gezogen werden: Rupferdruck-, Steindruck-, Tiegeldruck-
und Buchdruckschnellpreffen, sowie wäscherollen. Wenn
man sich ;u letzterer einen richtigen Druckpack aus Runst-
maffe und Linoleum nach Vorschrift anfertigt, hat man
eine wertvolle Druckmaschine, auf der sich größte Formate
drucken lassen.

Hier kann nur eine kur;e Beschrcibung der Verfahren
gegeben werden; wer sich aber sür den Gerbdruck inter-
essiert, findet eine sehr sorgfältige Anleitung in dem Heft:
„Der Gerbdruck", von H. wiencke. (Der Gerbdruck (G-
Druck), neue, einfache Druckverfahren manueller Graphik
für Rünstler und Techniker von Hans wicneke. preis:
gcheftet r.— RM.; ;u be;iehen von der Firma „Depsor",
G-Druckbedarf, Thalfang, Rreis Bernkastcl, gegen Vor-
einscndung von r.os RM. auf postscheckkonto Röln 47 Sd),
„Depsor".)

wie ist nun das Derfahren?

Die Hand;eichnung wird mit Bleistift, Rreide oder
Rohle ausgeführt. Die Spe;ialstifte unterscheiden sich
äußerlich nicht von gewöhnlichen Stiften. Der Unterschicd
ist lediglich chemisch, da die Spe;ialstifte Gerbstoffe ent-
halten.

Aehnlich, wie bei der Hektographic cine Schrift mit
Anilinfarbe auf eine glycerinfeuchte Druckmaffe abgc-
quetscht wird, wird auch beim G-Druck die Hand;eichnung
auf cine glycerinfeuchte Gelatineschicht übertragcn. Auf
dcr klcbrigcn Schicht bleibt ein erheblicher Tcil dcr auf-
gcquetschten Hand;eichnung haften. wird die Zcichnung
wieder abgc;ogen, so sieht man ein dcm Griginal gleichcn-
des Spicgclbild auf der Druckform. Diescr Ucbertrag übt
anf die Gelatine cinc kräftige Gerbwirkung aus, und ;war
in der wcise, daß das Bild der Zeichnung cin „Gerbbild"
gleichcn bildmäßigen Zusaminenhangs cr;eugt. Der Zeich-
iiungsgrund blcibt unverändcrt. Die Gcrbung hat nun auf
feuchte Gelatinc cine wirkung, die darin bcsteht, daß die
der Gelatine sonst eigene G.ucllfähigkeit aufgchobcn wird.
Diese durch Adsorbtion von unlöslich geivordencn cheini-

schen Stoffen fest gewordene Gelatine nimmt beim Ein-
färben mit strenger Fettfarbe die Farbe an, während der
feuchte Gelatinegrund diese Farbe abstößt.

Mit dein Uebertrag ist die Druckform bcreits fertig.
Sie muß nur noch eine Zeit lang liegen, bis der Gerbvor-
gang sich ausgewirkt hat. 'Ie länger man mit dem Druck
wartet, umso beffer; mit einer Viertelstunde kommt man
aber im allgemeinen aus.

An;wischen bereitet man sich auf einer ebenen platte die
Druckfarbe vor, indem inan eine gan; geringe Menge der
Dose entnimmt und mit sehr wenig Druckfirnis verspach-
telt. Mit 'einer kleinen Gummiwal;e wird dann die Farbe
ausgcwal;t.

Mit der nur dünn cingefärbten wal;e übergeht man
nun die Druckform, die man mit den Fingern der linken
Hand festhält. Anfangs wal;t inan nur den Staub der
Zeichnung ab, damit er nicht an ciner anderen Stelle Gerb-
wirkung ausüben kann. Dann wal;t man gan; langsam so
lange, bis alle Zeichnungsstellen gut Farbe angenommen
haben. Dabei stehenbleibender „wal;ton" ist meist er-
wünscht. Ist er aber ;u stark, so kann man ihn durch
schnelleres wal;en verringern oder beseitigen. Strenge
der Farbmischung, Dicke der wal;e und Schnelligkeit der
Wal;bewegung stehen im Zusammenhang und die Beherr-
schung der Einsärbetechnik ist wohl das Ein;ige, was man
erlernen müß und was 'dem 2lnfänger einige Schwierig-
keiten macht.

Man kann die lose Druckform auch leicht auf einer festen
Unterlage montieren mittels ;weier schmalen Streifen
eines doppelseitig klebenden pflasters. Der Druckfilm
wird da;u nur an ;wei Rändern befestigt. Man hat dann
beim Arbeiten beide Hände frei. Benutzt man eine Stein-
druckpresse, so klebt man den Druckfilm auf den Stein.

Das schön tonig eingefärbte Druckbild wird vor dem
Abdruck ringsherum mit Gelpapierstreifen genau recht-
winklig abgedeckt, was man sich durch Hilfslinien auf
unterlegtem Papier erleichtert.

Dann wird gutdr Druckkarton aufgelegt und durch
Ueberreiben mit einem Duche der 2lbdruck genommen.
Durch Anheben der Ecken läßt sich feststellen, ob der 2lb-
druck völlig beendet ist; nötigenfalls muß das Papier wie-
der niedergelegt und weiter gerieben werden. Mit ciner
preffe erleichtert män sich die Arbeit wesentlich. Bei
kleineren Formaten und geringer Stück;ahl kommt man
aber gut ohne presse aus.

Ukach jedem Abdruck muß neu eingefärbt wcrden. Es
lassen sich Hundcrte von Druckcn von ciner Druckforin
herstellen.

Die Druckspannung sei mäßig. Sie ist gan; erheblich
gcringer als beim Stein- oder Rupferdruck.

Die Drückformen sind in Rollen käuflich. Für dcn Gc-
brauch wird ein paffcndes Stück mit ciniger Uebergröße
abgeschnitten und nach genauer Vorschrift in Glycerin-
waffer gefeuchtet. Man kann die Druckformcn auch gly;e-
rinfeucht unbegrcn;t lange auf Vorrat halten, wenn man
sie mit wafferfestcn Folicn abdcckt. 2luch nach bcendctcm
Druck kann man dic Druckform für späteren weiterdruck
init Folie überdeckt fortlegen.

Rur; sei noch die Tcchnik dcr G-Druck-R a d i e r u n g
bcschricben.

Es wird mit cincr in eincm Spc;ialhalter für Minen
bcliebiger Dicke befestigten Nadel (Ulähnadcl; Grammo-
phonnadcl) ge;eichnet, dic auf eincm Gelstcin gut ange-
schärft wurde. Als Zcichcnmaterial dicnen Zclluloid- odcr
Zellonfslien von ctwa o,re mm Dicke, die glasklar und
doppclscitig policrt sind. Eine solchc Folic nürd über eincn
Bildcntwurf (Stift;eichnuiig) gelegt, am obcrcn Rande
iiiit .Zcllopliaiiklebeband angeheftet, mn cin Verschieben
 
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