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Bund Deutscher Kunsterzieher [Hrsg.]
Kunst und Jugend — N.F. 18.1938

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Heft 5 (Mai 1938)
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Wieneke, R.: Der Gerbdruck (G-Druck)
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Das Zusammenstimmen: aus Otto Stiehls "Weg zum Kunstverständnis", Berlin 1930
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Sprecht deutsch!
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https://doi.org/10.11588/diglit.28172#0110

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101

bcim Xadiceen ;u verhindcrn. Lerner wird zwischen Hand-
skizze und Radierfolie eine dünne Blaufolie geschoben, die
den Zweck hat, den Lber dem blauen Grunde weiß erschei-
nenden Zeichenstrich klar hervortreten zu laffen. Man hat
dann während der Arbeit stets eine klare Uebersicht über
dcn Stand der Radierung.

Die Mökslichkeit des pausens erleichtert dem Schüler die
Arbcit ungeinein und es ist ein großer Vor;ug der G-
Druck-Radierung, daß seitenrichtig gearbeitet werden muß.
Es braucht auch nicht tief graviert ;u werden; es genügt
vielmehr, wenn die Gberfläche der Folie aufgeriffen ift.
Dicke üinien wecden mit einer Nadel radiert, die meißel-
förmig angeschliffen wurde. Mit der Meißelecke laffen sich
auch Rraftlinien darstellen. Man arbeitet daher zweck-
mäßig mit;wei verschieden geschliffenen Nadeln.

Ist die Radierung fertig, so wird sie mit einer Spezial-
schwärze, die den Vorzug hat, in der Dose nicht einzu-
trocknen, kräftig eingerieben und darauf wieder blank ab-
geputzt.

In den rauhen Radierstellen bleibt eine geringe Menge
der Einreibung hängen. Dann wird dem Gerbpulver „Dep-
sor -l." eingestaubt und mit einem breiten Staubpinsel
gründlich abgestaubt, bis der Grund staubfrei ist. Ueber
schwarzem Grunde ist dies gut feststellbar. An den Radier-
stellen haftet aber noch ausreichend Gerbstaub, dessen
Uebertrag auf die feuchte Druckform genau wie der Ueber-
trag von Stiftzeichnungen ein druckfähiges Gerbbild zu
erzeugen imstande ist.

Radiertechnik und Stiftzeichnung laffen sich mit Vorteil
auf gleicher Druckform vereinigen. Man kann ;. B. die
haarscharfe Linienradierung durch eine Schattierung mit
Bleistift vervollständigen, also gewiffermaßen einen Aqua-

tintaton auf einfachstem wege hinzufügen. Roulette und
dergleichen Gerät ist vsrzüglich anwendbar und jedes
pünktchen kommt klar ;ur Geltung.

Im Gegensatz ;um echten Lichtdruck ist däs Verfahren
rein manuell, und die Druckergebniffe haben unbedingt
Vriginalwert. Nur wenn eine Großauflage gedruckt wer-
den soll, kann das Verfahren auch mechanisch gestaltet
werden, indem mit mehrfachem Nutzen Fettsarbcnumdrucke
direkt vom Film auf Zink gemacht werden, von dem zink-
druckmäßig hergerichtet auf der Gffsetpreffe im Rotations-
druck gedruckt wird. An diesem Falle erhält man natürlich
„Reproduktionen", denen auch die Güte der auf manu-
ellem wege hergestellten Drucke mangelt.

2m Gerbdruck laffen sich auch schöne Buntdruckc her-
stellen. Da der Druckfilm durchsichtig ist, kann man die
verschiedenen Farben gut aufeinanderdrucken. Für jede
Farbe ist natürlich eine besondere Druckform erforderlich.

Bisher war es für den Reproduktionstechniker eine
recht schwierige Aufgabe, eine Bleistiftzeichnung wieder-
zugeben. Ghne Reproduktionsaufnahmen mit Rasterzer-
legung war es nicht möglich.

Heute kann ein Schüler diese Aufgabe lösen!

Ich empfehle jedem Zeichenlehrer, dieses einzigartigc
manuelle Druckverfahren ;u erproben; ich bin überzeugt,
daß nicht nur die Schüler, sondern auch die Lehrer den
wert erkennen und nuyen.

Anmerkung der Schriftleitung: Von einer wiedergabe
der proben, die in reichlicher Art und Zahl vorlagen,
sehe ich hiev ab. Sie zeigen, daß der Gerbdruck jeden
Strich und Ton in jeder Modulation wiedergibt, so, wie es
nur ein großformatiger Bilddruck in „Runst und Gugend"
deutlich;u machen vermöchte.

Das Zusammenftimmen

Aus: Gtto Stiehls „weg ;um Runstverständnis".

Berlin >s;o.

Es gibt kein Runstmittel, das nicht an unrechter Stellc
falsche wirkung täte. Nachfolgende kleine Gegenüber-
stellung fügt jedesmal der erstrebtcn wirkung die uner-
wünschte Ausartung bei:

kraftvoll / roh
wuchtig / ungefüge
schwer / drückend
bestimmt / hart
schwungvoll / schwülstig
würdcvoll / gezwungen
fcicrlich / düster
crnst/ bedrückend
vornehm /kalt
heiter / zügellos
strcng / steif
bcwegt / aufgcregt
ruhig/langwcilig
kühn / gewaltsam
cigenartig / gcsucht
zart / schwächlich
milde / wcichlich
lcicht/ zerbrcchlich
zicillich / gczicrt

stol; / aufgeblascn
schlicht/dürftig
reich / überladen
rcgelmäßig / trocken
einheitlich / eintönig
cindrucksvoll / aufdringlich
lioch / au-'gcreckt
niedrig / gedrückt
geschloffen / schwerfällig
durchbrochen / zerriffen
glatt / geleckt
schlank/ mager
weiträumig / öde
bchaglich/cng
hell / nüchtern
gedämpft/ trübe
reichfarbig / bunt
starkfarbig/ knallig
abgetönt / stumpf

Stichl bringt dicsc Gcgcnübcrstellungen in cincm Ab-
schnitt übcr das „Zusammcnstimmen" in der Baukunst.
wir mcincn, daß manchc paare auch sonst Geltung habcn
und sich unschwcr vcrmehren ließen, wenn man cinmal
den eignen Sprachschatz im Ansprechcn von gutcn oder
wcnigcr gutcn Schülerarbciten prüft. Solche probe ist
gan; lieilsam, ivcil cs eine öfter ;u bcobachtcnde Erfalirung

ist, daß der sprachliche Ausdruck bei der Bcurteilung von
Arbeiten ungebührlich eng ;u sein pflegt, von den gering-
sten Rraftworten gan; ;u schweigen, mit denen die „Atc-
lier"sprache anerkennt oder ablehnt. E. p.

Sprecht deutsch!

Auf dem Reichslehrgang der Gaufachbearbcitcr für Vor-
geschichte in Bayreuth wurden folgende einheitliche Bc-
zeichnungen auf dem Gebict der deutschen Vor- und Früh-
gcschichte festgelegt:

Statt vor b;w. nach Lhristi Geburt ist ;u gcbrauchcn:
Vor oder nach der Zeitrechnung (n. Ztr., v. Ztr.), nicht
Zeitwende (Ztw.) / Die Ausdrücke: vorrömisch, nachrömisch,
provinzialrömisch, kaiserzeitlich sind zur Rennzcichnung ger-
manischer Zeiten und Rulturstände nicht mehr ;u verwcn-
den. (Dagegen urgermanisch und großgermanisch) / Statt
wenden ist Slawen bezw. der bctreffende Stammesnamc
;u gebrauchen / V und v sind ;u vermeiden und dafür w,
w;u setzen, so in den Begriffen wandaler, Ariowist, Swe-
ben, Awaren, Slawen / Die 2lussprache hat cntsprechend
dem germanischen Lautstande ;u erfolgcn: wandaler nicht
wandalen, Burgunder nicht Burgunden, Markmanncn,
Barstarner, Silinger / Latinismen sind ;u vcrmeiden:
Rarlinger nicht Rarölinger, Mcrwingcr nicht Merowingcr,
Markmanncn nicht Marcomaiinen, Belgcr statt Belgier /
Alamannen ist nur ;u gcbrauchen, wo nicht Swebcn oder
Südschwabcn richtiger und kcnnzcichncndcr ist / Bcim Gc-
brauch eines Volksnamcns für die Lausitzcr Rultur ist
Vkordillyrcr (nicht Nordillyrier) ;u gcbrauchcn / Es heißt
Wasgenwald nicht Vogcsen / Es heißt Lcitformcn und
nicht Lypen / Gstdeutschc Rolonisation ist ;u crsctzen durch
ostdeutsche Landerschließung, ostdcutsche Rückgewiniiuiig,
ostdcutschc wicderbesiedliing, ostdentsche Rodczeit.
 
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