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Bund Deutscher Kunsterzieher [Hrsg.]
Kunst und Jugend — N.F. 18.1938

DOI Heft:
Heft 6 (Juni 1938)
DOI Artikel:
Grutschnig, Karl: Ueber Werkerziehung und den Werkleherer
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https://doi.org/10.11588/diglit.28172#0127

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'Mas der wcrdcnde Mensch »eben der intcllektuellcn und
sportlichcn Schulung braucht, ist schöpserische Erziehung,
Erziehung ;u schafsender 2lrbeit, zur werkfrcudigkeit,
zum Tatmcnschen. Gerade heute erachte ich den Zeitpunkt
für günstig, ;u diesem problem aus einer rcichlichen Er-
fahrung aus meinem werkunterricht, den ich durch 17 Iahre
an der Staatserziehungsanstalt wien i; leite, Stellung
zu nehmcn.

Es ist zweifcllos, daß im Iugcndlichen ein Drang ;u
cigener Formung vorhanden, daß das Seinserlebnis das
primäre ist und zur schöpfcrischen Gestaltung drängt.
Eine wiffenslehre bietct in dieser ^insicht zunächst wenig.
Eine Erzichung aber, die auf alle Fähigkeiten und Ge-
biete der Entwicklung des Iugendllche» die cntspccchendc
Xückstcht nimmt, kann unmöglich an scincm vitalcn pro-
duktionswillen vorbeigehcn. Die ^armonie eines Erzie-
hungsplanes würde zerstört werden, wcnn cinc einseitigc
wiffenserziehung dies unmöglich machte. Die handwerk-
liche Arbcit wird, wenn sie sinnvoll produktiv aufgefaßt
wird, gan; besondcrs dcr weg sein, dcc zur Entfaltung
ursprünglichen Formungswillcns bcim Rinde führt. Damit
jcder Bcgabung cin Feld eingcräumt ist, muß dicsc Arbeit
möglichst viclc Formungswcge und Ausdrucksmöglichkeitcn
bietcn. Und ich muß bctoncn, daß ich in mcincr llchrtätig-
kcit dic Erfahrnng gemacht habe, daß die Aungen dcr
dcutschen Gstmark nicht nur tcchnisch, sondcrn schr rcich
schöpscrisch veranlagt sind. Gerade bcnn jugendlichen „An-
tellcktucllcn" (unsercr lNittclschulcn, d. h. sonst >m Aeich:

höhcren Schulen) ist cs zur Durchbildung des Eharaktcrs
unbedingt erforderlich, das Verständnis für die Schwierig-
kcit der gestaltenden Leistung auf allen Lcbensgebietcn ;u
wecken. Diesem Ziel dient alle Schulung, die dem Ein-
zelnen sinnfällig sein Verwurzeltsein und seine 2lbhängig-
keit von dex harmonisch gcordneten Gesamtheit zum Be-
wußtsein bringt. Der angehende „Intellcktuelle" muß ein-
mal mit den anderen in der Volksgemeinschaft wirksamc»
Lebenskräften in Berührung kominen. Indcm sie ihm Er-
lcbniswerte vermitteln, erweitcrn sic sein Verstehcn, seinc
Einfühlungsfähigkeit und seine sittliche ^altung der Gc-
samtheit gegenüber. Ein Schülcr, der sich niemals hand-
wcrklich betätigt hat, wird sehr unsozial sein und all das,
was die Hand tut, nicht nur nicht verstehen, sondern
sogar hochmütig unterschätzen. Der „^andgebildete" aber,
dcr das wirkcn der 'Zand crlcbt, hat sich damit gcistig
cinen weiten Lebcnsbczirk crschloffen, dcr ihn erst voll-
wcrtig für dic Gesamtheit macht.

Der richtige werkunterricht ist eine Auffordcrung an
den willen des jungen Menschen, seine cigenc schöpferische
Begabung in ursprüngliche und produktivc Lciftung um-
zusctzcn. Er wird seinc wichtigstc crziehlichc Aufgabe darin
finden, daß cr die Forderung nach dcr schulcndcn Bc-
tätigung dcs jungen schöpferischen willcns stellt, Frcudc
am Einsatz dcr eigcncn pcrsönlichkeit und 2lchtung vor
der Arbcit dcs Andercn lchrt. Solches Erlcbnis ist cin
so wertvollcr Erziehungsfaktor, daß cr uns unentbchrlich

Ueber Werkerzrehung und den Werklehrer

Von profeffor Rarl Grutschnig-Wien

Rekonstruktion des Laurcntium des jüngeren plinius

Illustration einer lateinischen Maturaarbrit
 
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