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Bund Deutscher Kunsterzieher [Hrsg.]
Kunst und Jugend — N.F. 18.1938

DOI Heft:
Heft 7 (Juli 1938)
DOI Artikel:
Arbeiter, Bruno: Über naturwissenschaftliche Abbildungswerke
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https://doi.org/10.11588/diglit.28172#0135

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RunstundIugend

Monarsschrift des NGLB für BLlönerische Erziehung

Herausgeber VlS.-Lehrerbund, ,Zauptamt für Erzieher, Bayreuth

Schriftleiter professor Erich parnitzke, Riel, Hamburger Lhauffee ro?

Geschaftsstelle: Versandu.Anzeigen: Eugen Hardt, Verlag „Runst und Iugend", Stuttgart-N Lange Straße)S

Sämtliche Linsendungen sind an die Schriftleitung Liel, ^amburgcr Lhauffce -07 zu richten
Für Lesprechungscxemplare und andcre Linscndungen irgendwelcher Art wird eine verantwortlichk-it nur llbernommen, wenn sie erbeten wsrden sind

1§. Iahrgang Iulr 193S ^Zeft 7

Mr notmrollsenschlistllche AHHMungswerke

Von Lruno Arbeiter-Wocpswede bei Bremen

Bemerkungen anläßlich der „Ausstellung schö-
ner Tier- und pslanzenbücher aus vier Iahr-
hunderten", die im Frühjahr in Flensburg er-
öffnet wurde. Sie zeigte ;um ersten Male in
größerem Zusammenhang einen Lereich künstle-
rischer Letätigung, der oon der Runstgeschichte
wenig gekannt und kaum beachtet wurde, ob-

wohl diesem Bereich tatsächlich eine grundsätz-
liche Bedeutung zukommt auch sür die Geschichte
künstlerischen Sehens und Gestaltens.

Besonders erfreulich ist, daß die Ausstellung
ihren weg weiter zu andern Städten genom-
men hat und nehmen wird:

Die Geschichte der Abbildungen.

Mit dem „Gart der Gesuntheit" und dem „liortus
sLnilstis", 14S5, und den Büchern der „pflanzenväter"
Brunfels, Bock, Fuchs, alle noch mit Holzschnitten ver-
sehen, beginnt diese Runstübung. Bald wird der Rupfer-
stich den t^katurbeschreibungen dienstbar gemacht. Er
herrscht vor, kaum noch im Wettbewerb mit dem Holz-
schnitt stehend, bis etwa isro.

wir wollen im folgenden eine gedrängte Darstellung
des geschichtlichen Ganges geben, sehen dabei ab von den
vielen Gesichtspunkten medizinischer, offizineller, natur-
wiffenschaftlicher, kulturgeschichtlicher Art, um uns n'ur
auf das ;u wenden, was diese Arbeiten ;u Dokumenten
künstlerischer Gesinnung macht. wir wollen die Frage
stellen nach dem „künstlerischen Bild" in den Naturge-
schichtswerken, da wir glauben, daß in unserer Gcgenwart
dieser Frage wieder grundsätzliche Bedeutung zukommt,
daß die Anschauung alter werke ;u klaren Deurteilungen
;u führen vermag.

Der Verfolg der Geschichte dieser Tier- und pflanzen-
bücher, besonders der mit Rupfern geschmückten, ist ein
spannendes Rapitel Runstgeschichte überhaupt. wer ein-
mal nur einige dieser werke gesehen hat, vielleicht die
?lors Ormlcs, Trews plLntse selectae, den Isräin äe Is
IVlsImsison oder die Bücher Roesels und der Maria
Sibylla Merian, der wird staunen ob dieses Stecher-
fleißes, der sich dienend in die Absicht der Naturerkennt-
nis stellte und doch künstlerische Leistungen hohen Grades
vollbrachte.

Gerade der Rupferstich, die Tcchnik, die in einzigartiger
weise für die künstlerische Naturabbildung geeignet ist,
half diese lange Reihe der erstaunlich schönen werke her-
vorzubringen. Die vier großen Rräuterwerke des Brun-
fels (1530), des Bock (1530), des Fuchs (i54r) und des
Dabernaemontanus (1588), die tiistoria snimalium des
Schweizer Gesner (1551—155S), das italienische Heilpflan-
zenwerk des Matthiolus (1544), bas flämische Rräutcr-
buch dcs Dodonaeus (>574) und die schöne Grnithologie
des Dolognescrs Aldrovandi (idoo) sind dic ersten Haupt-
werke der Dicr- und pflanzcnbüchcr und zuglcich die wich-
tigen mit Holzschnitten versehcnen überhaupt.

15sr entsteht dann die erste Flora, die sich den Rupfer-
stich dienstbar macht. Die „phytobatanos" des Fabius Lo-
lonna wird von 37 Rupfern begleitet. (Zum Vergleich:
DUrers Stich Adam und Eva entsteht 1504). Das früheste
deutsche Rupferstichwerk ist der prachtvolle „ltortus lcystet-
tensis" des Basilius Besler, 1S13, ein werk, deffen Bil-
derschmuck heute noch Vorbild für jede beliebige tTkatur-
geschichte sein könnte.

Noch ist es nicht viel, was erscheint. Erst um die wende
zum is. Iahrhundert beginnt die gewaltige Verbreitung
dieser werke. 1705 erscheint Maria Sibylla Merians bis
auf den heutigen Tag berühmt gebliebene „Oissertatlo
cle Aenerstione et metsrmorpliosi insectorum Lurinamen-
sium", 1704 und 1708 Volckamers „NUrnbergische Hespe-
rides, oder Beschreibung der edlen Litronat, Litroncn und
pomerantzenfrüchte, 170s Scheuchzers „klerbarium clilu-
visnum".

Ab 174V ungefähr können wir fast Iahr für Iahr neue
werke, begleitet mit prachtvollen Rupfern, finden. 1737
bis 1745 kommt weinmanns „PKytnntliorL iconoArLpliiL..."
heraus, deren Tafeln erste Belege des botanischen Farben-
drucks sind. >746 bis 1755 erscheint das bekannteste, nicht
das beste, werk Roesel von Rosenhofs, die Insekten-
belustigungen. Die Aahre 1748 bis 1750 bringen Ehrets
Stiche ;u „plnntLe et pspiliones...". Ehret ist „neben
Fran; und Ferdinand Bauer der bedeutendste deutsche
pflanzenzeichner des 18. Iahrhunderts". Dies „Bedeu-
tendste" möchte man nun fast jedem der folgenden werke
zum Lobe beifügen. Drews „plLntne selectLS..." mit
Rupfern nach Zeichnungen Ehrets, 1750 bis 1773, „das
prächtigste botanische Rupferwerk Deutschlands im
18. Gahrhundert" reiht sich an, 1751 bis I77r Rnorrs
„Vergnügen der Augen und des Gemueths, in Vorstellung
ciner Sammlung von Schnecken und Muscheln", 1753 bis
1750 das besonders in seiner Rolorierung prächtige werk
des Rcgenfuß „Auserlesene Schneckenmuscheln und Schaal-
thiere", im glcichen Gahr die wundervolle „Vkatürliche
Historie der Frösche hiesigen Landcs ..." von Roesel,
cbcnfalls erstaunlich schön aquarclliert. 1701 bis i7ör vcr-
lcgt Ecderinüllcr seine „Mikroskopische Gcmucths und
 
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