Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Hinweis: Ihre bisherige Sitzung ist abgelaufen. Sie arbeiten in einer neuen Sitzung weiter.
Metadaten

Bund Deutscher Kunsterzieher [Hrsg.]
Kunst und Jugend — N.F. 18.1938

DOI Heft:
Heft 9 (September 1938)
DOI Artikel:
Bormes, Wilhelm: Was will die Gauaufgabe?
DOI Artikel:
Ramge, Fritz: Holzfiguren im Zeichenunterricht
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.28172#0181

DWork-Logo
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext

Holzfiguren im Zeichenunterricht

Von Fritz Ramge-Stettin

Die Bereicherung der Gestaltungsmittel im Zeichenunter-
richt ist vor allem dann ;u begrüßen, wenn dem Iugend-
iichen Mittcl und wege ;ur Gestaltung gewiesen werden,
die seiner natürlichen Veranlagung entsprechen. Es ist gut,
wcnn dcr junge Mensch im Lause der Schulzeit mit meh-
rercn, gan; verschiedenen Gestaltungsmitteln vertraut ge-
macht wird, aber ebenso gefährlich, wenn durch ;u raschen
Wcchsel der Techniken ein nur oberslächliches Bekannt-
werden mit werkstoff und werk;cu§ erreicht wird.

Dic Einführung der ^ol;arbeit in den Zeichenunterricht
kommt namentlich an den Rnabcnschulen der Begeisterung
eines echten Iungen für das Umgehen mit werk;eug ent-
gegen. Icder Pimpf und ^itlerjunge hat ein Messec und
vcrsteht auch damit um;ugehen. welcher Iunge hat noch
»icht ein Boot aus Borke geschnitzt? Ist es deshalb nicht
gan; natürlich, im Zeichen- und werkunterricht einmal da-
mit an;ufangen;

Dem werken im Zeichenunterricht sind allerdings dem
rcgelrechten werkunterricht gegenüber die Gren;en erheb-
lich engcr gesetzt. Einer großen Rlasse (40 bis 50 Iungen)
kann man hier nicht dieselben Aufgaben stellcn wie einer
klcinen Gruppe von 15 Iungen etwa. Der unvcrmeidliche
llärm, die ;u große Belastung des Lehrers bei den vielen
vcrschiedenen Betätigungen und nicht ;uletzt die un;urei-
chcnden werk;euge ;wingen ;u einer starken Bcgren;ung
der Themen. — Die Behandlung einfachster Aufgaben ist
deshalb gerade hier notwendig.

Zwei Rur;bcrichte ;cigen hiec, wie weit das Schnitzen
aus Borke ausgebaut werdcn kann („Schiffe aus Borke")
und in Verbindung mit andercn wcrkstoffcn ;ahlceiche
Möglichkciten bcstchen, Gemcinschaftsarbeitcn hcr;ustellen
(„Zvir basteln ein Fischerdorf").

Andcre Aufgaben wie: Bollwcrk, Hafen, Schiffswcrft,
«Zchiff im Dock,2lnlegebrücke bieten dieselben Möglichkeiten.

Sclbstverständlich sind der Bearbcitung von Borkc
sehc enge Grcn;en gcsctzt. Das Schnitzen von Schiffcn aus
diescm weichen und wenig haltbaren Stoff wird den Gun-
gen auf die Dauer nicht bcfriedigcn. Das Vcrlangen nach
verfeincrung und Bereicherung der Formcn läßt ihn un-
willkürlich ;u härtcrcm und cdlerem ^ol; grcifcn („Gdcr-
kähne und Schleppcr aus 'Aol;").

Hier soll nun ge;cigt werden, wie das Schnitzcn von
'Zolssigurcn im Zcichenuntcrricht in größercn Rlasscn auf-
gebaut und wcitcr cntwickelt wcrdcn kann. Nlcine Erfah-
eungcn als Zcichcn- und wcrklchrcr an cincr Mittclschule
A'igten ,nir, daß dcr lNittelschülcr, der häufig aus 'Zand-
werkerfamilicn kommt, von 'Zause aus eine natürliche Ver-

anlagung und Lust für das werken mitbringt, so daß also
hier verhältnismäßig leicht ein gutcr Durchschnitt erreicht
werden kann.

Bei den ersten Versuchen, die Hol;arbeiten in den Zei-
chenunterricht ein;uführen, machte ich ;wei wichtigc Er-
fahrungen:

I.An großen Rlassen kann eine werkaufgabe gar nicht
eng genug sowohl in ihren formalen Zielen als auch
in den Anwendungsmitteln wie werkstoff und Werk-
;eug begren;t werden.

r. Da das Schniyen einer Rundfigur aus dem Rlotz nicht
geringe Schwierigkeiten technischer Art bietct und cinc
räumliche Vorstellung voraussetzt, die der Iunge in
den unteren Rlassen noch nicht besitzt, ist es richtig,
von der Fläche aus;ugehen, die hier dem Brett cntspricht

Ich setzte mir nun das Ziel, mit einigen unteren Rlaffen
kindgemäßes, gütes Spiel;eug aus einem Brett aus mög-
lichst einfachcm wcge her;ustellen. Ein Blick auf unseren
heutigen Spiel;eugmarkt genügt, um die Ueber;eugung
von einer unerhörten Unkultur auf diesem Gebict ;u gc-
winnen. Das Spiel;eug für das Rleinkind kann nicht cin-
fach genug sein. Es müßte ohne große Ausgaben für wcrk-
;eug und werkstoff von den Eltern oder älteren Rindern
selbst hergcstellt werden können und vor allem so bcschaf-
fcn sein, daß cs nicht gleich;erbricht.

Diese Gedanken waren Ausgangspunkt für dic weitcre
Arbeit. Ich verteilte nun kleine, behobelte und unbehobelte
dicke Drettchen (höchstens 10 X 6 X r cm).

Durch Bindung an Größe und Dicke des Hol;es und die
Forderung der größtmöglichen 2lusfüllung der gcgcbcncn
Fläche schon in der Zeichnung war dcr crstc Einfluß auf
die Gestaltung gegeben. Die dicken Brcttchen, die gcnau
rcchtwinklig und scharfkantig ;ugcschnitten warcn, gewähr-
lcistetcn, wcnn das Dier mit den Bcincn bis auf dic untcre
Rante kam, cin festes Stehen, so daß das Anbringcn cincs
Bodenbrettes sich eriibrigte.

Die Aus;cichnung dcr Dicre war insofcrn schwierig, als
hier dcc Aungc;um crsten Male bci der Zeichnung sich in
cinen ihm noch mehr odcr wcnigcr unbckanntcn wcrkstoff
hinein;udcnkcn hattc und ihm klar wcrdcn mußtc, daß nicht
jede Dlcistift;eichnung sich ohne wcitcrcs in eine 'Aol;-
arbeit umsctzcn läßt, cin llnfug, der ja leidcr hcute immcr
noch an manchcr Schule mit den üblichcn „Laubsägcarbci-
tcn" betricbcn ivird. — Dic entstandcnen Zcichiiungcn inuß-
tcn also ;unächst vcreinfacht und vergrübcrt ivcrdcn. Dnrch
Einbe;ichung dcr 'Zol^mascrung in Richtung dcr dünnstcn
Rörperformen war ein Zcrbrechcn der Figur wcniger mög-
 
Annotationen