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Bund Deutscher Kunsterzieher [Hrsg.]
Kunst und Jugend — N.F. 18.1938

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Heft 11 (November 1938)
DOI Artikel:
Böttcher, Otto: Das Kunstwerk und das Erlebnis
DOI Artikel:
Fischer, Max: WHW-Arbeit der Dietrich-Eckart-Schule, Neumarkt-Oberpfalz
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https://doi.org/10.11588/diglit.28172#0226

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Flur, Uhdcs „Lafftt die Rindlein ;u mir kominen". was
sieht manir In der (Nuinta kann ich Schwinds Märchen.
bilder, den Zyklus der schönen Melusine anbringen, viel.
leicht auch eine Landschaft L. D. Friedrichs, etwa die
Lannen im Frühschnee. In der Oberstufe kann man mit
dem wechselrahmen arbeiten. Der Gbersekunda zeige man
anfangs Abbildungen von germanischen Altertumcrn, dann
von plastischcn werken aus dem frühen Mittelalter, dann
romanische Dome und pfalzen, dann vielleicht Abbildun.
gen von Elfenbeinarbeiten. Die Schülcr bekommen durch
diese Schau eine zwanxstose Fühlungnahme mit den wer-
ken, die für den Deutsch- und Geschichtsunterricht eine
Untcrlage schaffen und eine wichtige Ergänzung bilden.
Für den Augenmenschen kann gerade die Abbildung 2lus-
gangspunkt für das Erleben des lTkibelungenliedes sein.
Das ausgestellte Bild weitet den deutschkundlichen Unter-
richt ohne Mühe durch das cinfache Vorhandensein, da es
der Schüler im täglichen Umgang aufnimmt. Das Aus-
stellen verdient weit mchr Beachtung als bislang, selbst
wenn cin kurzer Hinweis beim wechseln gefordert wird.
In der Unterprima kann ich mit Abbildungen aus dem
wcrke des Ronrad witz, mit dem Genter Altar, mit
Schongauers Stichen und Dürers Schnitten, mit Abbildun-
gen aus dem werk Altdorfers, Grünewalds und Holbeins
aufwarten und den Unterricht erlebnisvoll gestalten. wie
lcicht sind solche 2lbbildungen ;u haben, jeder Runstkalender
birgt einc Fülle, einige Aahrgänge viel Material. Viel
Freüde bringt der wechsel, das neue Sehen, das Auge
bleibt in steter 2lnregung, der Blick wird geschult. Durch
die Auswahl kann ein bestimmtes Ziel erstrebt werden, kann
der Gualitätssinn ;u worte kommen. Man kann auf diese
weise viel zur Ausbildung und Anwendung der Sehfor-
mcn und Seharten beitragen, etwa das plastische zum Er-
lebnis werden lasscn, indem man plastisches gegen Male-
risches oder Grnamentales absetzt. Der Unterricht erhält
hierdurch eine größere weite, die uns wenigstens eine
größere Gewähr gibt, alle Schüler ;u umfaffen. Ae mehr
wir das künstlerische wollen einer Zeit als Ausdruck der
Lcbenshaltung wirklich lebensvoll darbieten, desto größer
wird die Möglichkcit, daß diese Zeit in einer Form Er-
lebnis wird, entweder in der Musik, in der bildenden

Runst, in der politik, in ciner Gestalt, in eincm werk.
Es gibt Zeiten, die nur in der Runst in ihrer ganzen Füllc
erlebt werden können, etwa das Barock in der Baukunst
und in der Musik, wiederum Zeitcn, in denen dic bildende
Runst geringe Bedeutung hat, ich denke an unsere Rlassik.

Durch das Runstwerk, das die Rlaffe als Einheit um-
gibt, kann die Gemeinschaft ;um Erlebnis werden. Das
Formende, perbindende, im Runstwerk muß einmal crlebt
werden, um es mitzuteilen. Eine Rlaffe vor einem Ge-
mälde kann durch das Thema, durch den Gehalt ;um De-
wußtsein, ;um Erlebnis dcr wahren Gemeinschaft ge-
langen. Eine Seite kann das Gemälde oder die plastik um-
schließen, die in jedem Glied der Rlaffe irgendwie widcr-
hallt und sie verbindet. Gft wird der geistige wettkampf
vor dem Bilde entfacht und formt die Einheit der Gemein-
schast. Inneres Erwachcn und frische Regsamkeit führen
;um Erlebnis und sind sclbst Erlebnis. was nützt uns
die eingehende Runstbctrachtung, die mit allen Hilfswis-
senschaften, mit philologischcr Gclehrsamkeit, mit Typen
und cntlegenen Ronstrüktionen arbeitet, aber ;u keinem
inneren Verhältnis ;ur Runst führt. Man muß die Herzen
für die Runst öffncn, immcr wieder zeigen, wie einfach
und doch schön diese Linien, dieser Ausdruck sind, wie
wenig Farbtöne ;u dem Gcmälde verarbeitet sind, das den-
noch oder gerade deshalb so vollkommen in der Darstcllung
ist, wie das Unwesentliche im Bilde, in dcr Architektur, in
der plastik fortgelassen ist, wie wir das Unwescntliche im
Leben fallen lassen können. Der kulturelle Tiefstand des
19. Iahrhunderts liegt doch in der Umkehr der wertc,
Unwesentliches wird ;u wesentlichcm. wie unwesentlich
sind die Grnamentgespinste, wie sinnlos die Anordnungcn
und Verhältniffe der Bautcn. Eine geistige Leere wird
durch Faffaden verbrämt. Die große Linie in einfacher
Form muß erfühlt werdcn, alles Gefühl und Empfindcn
ist doch Erlebnis, das aus dem Lebensvollen erwächst und
das notwendige Gegengewicht;um abstrakten Denken dar-
stellt. Alle Runst ist schöpferisches Leben und kann als
solche mit Freude und innerer Erbauung erlebt werden.
was uns durch ein Erlebnis;u eigen geworden ist, bleibt
mit uns immerfort verhaftet, bccindruckt uns als Einhcit
immerdar.

WHW-Arbeit der DietrLch-Eckart-Gchule, Neumarkt-Oberpfalz

Stud.-Rat Max Fischer, Neumarkt

Iedcs Aahr steht dcr Zeichenunterricht im Herbst unter
dem Zeichen des WHW. während wir zuerst auf wunsch
von oben nur Zeichnungen anfertigten, entschloffen wir
uns im letzten winter weihnachtsgeschenke fürs WHW
hcrzustellen. Der Vorschlag wurde von den Rindern mit
Begeisterung aufgenommen und jede Rlaffe sctzte ihren
Ehrgei; darcin, möglichst Schönes ;u machen. Insgesamt
wurden von den drei unteren Rlaffen SS Spielsachen ab-
gcliefcrt.

Hergestcllt wurden von der ). Rlasse (VI) Hampclmän-
ncr aus Sperrhol; — und von dcr r. Rlaffe(V) Holzticre
auf Rollen oder Schaukcln.

(2lnm. dcr Schriftleitung: Leider mußtc auf die wicder-
gabe der guten Beispicle verzichtet werden.)

Die z. Rlaffc (IV) steucrte Raspcrle-Figuren bci. Röpfc
aus starker Papiermaffe, Rleidcr aus Vtcffel und bcdruckt
mit Buchdruckcrfarben mit Hilfe von Linolschnitten. Dic
Figurcn dienten ;ur 2lufsührung von poccis „Rasperl bci
den Leuwutschen". Da in dicsen Hcften schon übcr dcn Bau
von Bühncn bcrichtet wurde, will ich nur das von mir
ausprobiertc Verfahrcn ;ur Herstcllung der Rasperlköpfe
nenncn.

Dic Papprolle cincr altcn patrone odcr Stabbatteric

umwickeln wir obcn mit einem Papicrwulst und binden
ihn fcst, so daß das Ganze S—io cm mißt. Hierauf tragen
wir eine dünne Schicht Papiermasse darauf, ö—8 mm dick,
laffen sic etwas anziehen und modclliercn dann fertig; dae
unterstc Drittel der HLlse auch mit Maffe umkleidet, er-
gibt dcn Hals. wulst nicht vergcffen ;um Bcfestigen dci
Rleidcr! VZach dem Trocknen bemalcn und lackicrcn. Rc-
zept: loooZ Zeitungspapicr zcrreißen und lange (i—: Tagc)
cinweichen. An viel wasser kochen, bis cs sich gan; auf-
gelöst hat. wasser abscihcn b;w. weiterkochen bis ;ur
Vcrdunstung. Hierauf loo^ weizcnstärkc odcr Roggcn-
mehl in kaltem waffcr anrühren und der kochcnden Pa-
piermasse unter ständigem l.Imrühren bcimcngen und so
lange kochcn bis der Brei schr dick ist. Dicse Maffe ist
bereits nach einigen Tagcn verwendungsfähig (wcnn dcr
waffergehalt abgenommcn hat); sic wird im trockcncn
Zustand sehr leicht und man kann sie mit dem Mcffer usw
gut bearbciten. Sie hat aber dcn Vsachtcil, daß sic stark
schwindet und runzlig wird. Um das ;u vcrmeidcn, knctc»
wir der kalten Maffe noch rooi; Schläiiimkrcidc bei. Da
durch wird das Ganzc zwar brciigcr, nnd erst in mehrcrcn
Tagen gcbrauchsfähig; dic Figur jcdoch wird nur noch
wcnig schwinden. Auf diese wcise erhält man ungefahr
yoog Maffe, dic sür 4—5 Raspcrlköpse rcicht. (VNcht )"
langc aufbewahrcn, da sic saucr wird.)
 
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