Kunst der Nation
3
über 1,5 Millionen Zuschauer, 80 000 lrm zurück-
gelegte Wegstrecke.
Das musikalische Leben
Ans dem Gebiet der Volksmusik hat die O.N.D.
die Konzert- und Chorvereine in ihre Organi-
sation ausgenommen und diese zu einem großen
Erfolg geführt. So ist es dem Dopolavoro gc-
stützung voll Lichtbilderprojektionen und Filmvor-
führungen aus das Niveau wirklich praktischer
Unterrichtsstunden gehoben worden.
In jedem Dopolavoro wurden Bibliotheken
eingerichtet und sür die Landbevölkerung landwirt-
schaftliche Bücher zur Verfügung gestellt. Diese
Tätigkeit, besonders die Einrichtung von Biblio-
theken technischen Charakters, ist noch stark in der
Entwicklung begriffen.
Anton Krauel, Akt
langen, die Zersplitterung der Musikkapellen zu
verhindern und dem vorznbengen, daß diese an
Tradition reiche Institution verlorenging. Ebenso
stark waren die Bemühungen zur Verbreitung
von Vokal- und Jnstrumentalkonzerten und zur
Schaffung geeigneter Musikschulen. Mit den
großen italienischen Theatern, wie der Scala in
Mailand, deut S. Carlo-Theater in Neapel, dem
Kgl. Theater in Turin, dem Carlo-Felice-Theater
in Genua, dem Großen Theater in Brescia, dem
Kgl. Opernhaus in Rom, dem Fenice-Theater in
Venedig, dem Teatro Massimo in Palermo und
der Arena in Verona wurden besondere Verträge
abgeschlossen, um den Dopolavoristen die Möglich-
keit zu geben, den Opernanssührnngen zu er-
mäßigten Preisen beiznwohnen.
Im Laufe der Jahre zwischen 1926 und 1932
hat die Entwicklung lind Förderung der Musik
enorme Fortschritte gemacht, wie folgende Ziffern
beweisen:
1926: 120 Kapellen, 15 Singschnlen, 145 Or-
chester, 600 Konzerte der Musikkapellen,
70 Chorkonzerte, 656 Orchesterkonzerte.
1932: 3324 Musikkapellen, 8969 Chorkonzerte,
14 733 Orchesterkonzerte, 806 Sing-
schulen, 2139 Orchester, 75 042 Konzerte
der Musikkapellen.
An der musikalischen Fortbildung ist auch der
Opern-Thespiskarren beteiligt, der durch seine
Originalität und seine Bedeutung eine besondere
Erwähnung verdient. Die Tätigkeit des Opern-
Thespiskarrens weist in der Saison 1931/32
147 Ausführungen, 65 besuchte Städte, über
600 000 Zuschauer und 20 000 lern znrückgelegte
Wegstrecke aus.
Kino und Radio
Den Leitern der Opera Nazionale Dopolavoro
ist die propagandistische und kulturelle Bedeutung
des Kinos und des Radio nicht entgangen. Zu
diesem Zweck wurden in vielen Dopolavori kine-
matographische und Radio-Apparate eingebaut.
Wanderkinovorführungen helfen dem Mangel
einiger Provinzen ab. Das Dopolavoro hat ferner
durch Abkommen mit allen Kinos ermäßigte Preise
für die Dopolavoristen erreicht, desgleichen für
das Abonnement der Zeitung der Filmgesellschaft
L.U.C.E. und beim Erwerb von kinomatogra-
phischen Apparaten nationaler Produktion.
Mit gutem Erfolg wurden Liebhaber-Film-
grnppen gebildet.
Im Jahre 1932 fanden 28 575 Filmvorführun-
gen und 344 416 Radiosendungen statt.
Volksbildung
Die O.N.D. hat seit ihrer Gründung versucht,
alle Erscheinungen kulturellen Charakters zur
Förderung der italienischen Kultur, zusammen-
zufassen, die früher, vor dem Faschismus, Italien,
oft im Gegensatz zueinander, überflutet hatten. So
ordnen sich im großen, organisatorischen Bild des
Dopolavoro die Kulturknrse, die Vorträge, die
Bibliotheken, die Ausstellungen und schließlich die
Kurse für Analphabeten und Halbalphabeten.
Die Vorträge haben, kurz gesagt, ihren päda-
gogischen Charakter verloren und sind mit Unter-
Die Trachten haben in der Organisation des
Dopolavoro keine wissenschaftliche Bedeutung, sie
werden vielmehr als Erziehungsmittel angesehen,
nm die Volkstradition, die Grundlage des Volks-
lebens, wachznhalten.
Die ans diesem Gebiet dnrchgeführte Arbeit
war sehr verschieden. Man hat wieder die alten
Volksfeste eingeführt, Trachtenfeste in Venedig
und in Rom, gelegentlich der Hochzeit des italieni-
schen Kronprinzenpaares veranstaltet, usw.
1926: Kulturelle Abteilungen 87, Kulturknrse
370, kulturelle Veranstaltungen 1580,
80 Bibliotheken mit 24 000 Bänden,
76 traditionelle Volksgruppen, 790 Ver-
anstaltungen in Trachten, 50 Besuche
von Museen und Denkmälern, 25 Aus-
stellungen.
1932: Kulturelle Abteilungen 6690, Kultur-
kurse 2694, 518 Ausstellungen, 114 134
kulturelle Veranstaltungen, 2365 Biblio-
theken mit 655 000 Bänden, 1272 tradi-
tionelle Volksgruppen, 2047 Veran-
staltungen in Trachten, 2700 Besuche von
Museen und Denkmälern.
Das ist, znsammengefaßt, die praktische Arbeit
des Dopolavoro ans kulturellem Gebiet. In jedem
einzelnen Zweig macht sich eine ständige und fort-
schreitende Entwicklung bemerkbar. Bedeutungs-
voll (oder erwähnenswert) ist die Eroberung des
Landes und der kleinen landwirtschaftlichen
Zentren in bezug auf die kulturelle und künst-
lerische Tätigkeit. Die rege Anteilnahme der Ar-
beiter an den vom Dopolavoro verwirklichten
Ideen beweist die. Güte und die ausgezeichnete
Organisation dieser großen, von Benito Mussolini
sür das Volk geschaffenen Institution.
Die folkloristische Bewegung erhielt ebenfalls
durch das Dopolavoro einen außergewöhnlichen
Anstoß: 1930 erreichte sie mit 2543 Veran-
staltungen ihren Höhepunkt. Eine der ersten und
bedeutendsten war die nationale Zusammenkunft
aller italienischen Trachten in Rom anläßlich der
Hochzeit des italienischen Kronprinzen, an der
4000 Dopolavoristen in den Trachten der ent-
sprechenden Regionen teilnahmen. Dann folgten
Veranstaltungen in Taormina, in Florenz für
Chorgesang und Tanz, die auch im Ausland großes
Interesse erweckten. Die Feste der Bodenfrüchte
dürfen nicht vergessen werden: das Erdbeerenfest
in Nemi, das Spargelfest in Turin und das in
ganz Italien gefeierte Traubenfest.
Endlich folgt die Fürsorgetätigkeit zugunsten
der Berufsschulen mit eingeschränktem Stunden-
plan abends oder Sonntags, Aufgaben, die nach
der Erklärung der „Carta del Lavoro" dem Dopo-
lavoro übertragen sind. Nach einer Zählung der
bestehenden Berufs-Institutionen, die dazu dienen
sollte, die Orte festzustellen, denen derartige
Schulen fehlten, hat die Opera diesem Problem
eine große Aufmerksamkeit gewidmet und die be-
stehenden Institute durch Bildung von neuen
unterstützt. 1930 fanden 1110 Fortbildungskurse
unter Teilnahme von 42 000 Arbeitern statt. Diese
Kurse, die von einem bis zu acht Monaten dauern,
sind so verteilt: Landwirtschaft 128, Fischerei 16,
Technisches und künstlerisches Zeichnen 149,
Plastik 65, Industrielle Berufe 29, Graphische
Kunst 13, Bergbau 32, Mechanik 87, Motor-
wesen 70, Baukunst 132, Kunsttischlerei 41, Elektro-
technik 49, Telegraphie 21, Weberei 13, Stenogra-
phie 46, Schreibmaschine 49, Schneiderei 34, Ver-
schiedenes 33.
Die gesamte Tätigkeit der Opera Dopolavoro
kann aus den nachfolgenden Ziffern, die sich auf
die Einschreibungen und die Gesamtheit der Ver-
anstaltungen beziehen, ersehen werden. Die Zahl
der Mitglieder der Opera belief sich 1926 auf
280 584, 1927 auf 538 337, 1928 auf 882 589, 1929
auf 1 445 226, um in den Jahren 1930/31 ans
1 622 140 bzw. 1 772 085 anzuwachsen. Es ist nicht
möglich, für das laufende Jahr genaue Angaben
über die Zahl der Mitglieder zu machen, weil die
Einschreibungen noch nicht abgeschlossen sind; trotz-
dem kann man schon jetzt sagen, daß sie 2 000 000
erreichen wird. Was die Gesamttätigkeit der Opera
anbelangt, so genügt es, zu erwähnen, daß die
Veranstaltungen im ersten Halbjahr 1932 513 495
betrugen gegen 305 548 in der gleichen Periode des
Vorjahres.
Das „Dopolavoro" ist eine der schönsten
Schöpfungen des Faschismus, über diesen Punkt
sind sich alle Italiener und Ausländer einig. —
Es entsprang der Idee, den Arbeitern zu
einer ehrlichen Erholung in den nach der müh-
samen Tagesarbeit bleibenden freien Stunden zn
verhelfen, weil die Ausbreitung der Industrie,
welche die menschliche Arbeit mechanisierte und
standardisierte, diese monoton und ohne jede geistige
Anregung gestaltete.
Der in wenigen Jahren erzielte Erfolg war
grandios. Nur wenige Ziffern genügen, um dies
zu beweisen. Die in die O. N. D., welche im Jahre
1926 280 000 betrugen, stiegen Ende 1932 ans
1 775 000 und erreichen heute zwei Millionen, von
denen 700 000 Angestellte oder geistige Arbeiter
sind. Die Einrichtungen des Dopolavoro haben
sich natürlicherweise ebenfalls im Verhältnis ver-
vielfacht: Ende 1926 waren es 1064 und Ende 1932
17 809.
Der Maler Peter Stermann
ll68 Lx^r6881OIli8I14U8
Peter Stermann
Peter Stermann gehörte zu den ersten rheini-
schen Kämpfern um das neue Deutschland. Mit
dem Maler Willi Kelter zusammen gründet er
1923 die Ortsgruppe der N.S.D.A.P. in Duis-
burg. Der Kampf für sein Volk bedeutete ihm
auch den Kampf für seine Kunst. So bewies er,
daß ihm Kunst in erster Linie eine ethische Ver-
pflichtung ist. Doch das stand bei ihm nicht auf
Peter Stermann, Bildnis Frau H.
dem holzigen Papier hysterischer Programme, son-
dern in seinem Herzen. Stermann ist heute
dreißig Jahre alt; geboren in: Rhein-Ruhr-Gebiet,
in einer der aufgerissensten und wildesten Land-
schaften Deutschlands, zwischen fahlen, schwefel-
zerfressenen Wiesen und Hochöfen, zwischen form-
los ins Land sich vorwälzenden Fabrikftädten und
dem sich breit durch die Ebene schleppenden Rhein,
mußte er als Künstler die ungeheuere Spannung
zwischen der Landschaft und dem Menschen, die
hier verbissen miteinanderringen, in einem Werk
lösen, das durchaus dynamisch bestimmt ist; das
heißt: es spürt die großen Leidenschaften der Men-
schen und Landschaften aus, es legt ihre Triebe
und Kräfte bloß, um auf solche Weise dem Herz-
grund der Dinge nahe zu kommen. In seinem
Blnt ist all die Traurigkeit der niederrheinischen
Bruchebenen und ihrer weiten Himmel, ist all die
Rastlosigkeit des ungestümen Arbeitens. Tas
Künstlerische wächst am steinigen Widerstand der
erdrückenden Not, der körperlichen und seelischen.
Und immer eigenwilliger wird das Werk. Ihm,
dem Sohn von Bauern und Arbeitern, erspart
man nicht den Vorwurf, er male intellektualistisch.
Die Dummheit speit Galle. Hier und dort sind
einige, die ihm die Treue halten.
Dann wird das Malen unterbrochen von Ar-
beiten im Bergwerk: Hamborn, Schacht IV, vier-
hundert Meter unter Tag. So werden seine Bil-
der zu Zeugnissen seines Lebens; ihre Zahl ist
nicht groß, es fehlt die geschickte, ein wenig un-
bekümmerte Hand. Er träumt in aller Armut
und in allem Dreck von der Erhabenheit
Beetyovenlcher Werke, sie feuern' ihn an mW
machen ihn zugleich verzagt wie ein Kind.
Die Sturheit mancher Kunstjünger der Düssel-
dorfer Akademie treibt ihn fast zur Ver-
zweiflung. Er, der breite, tellurische Mensch,
verliert immer mehr an Boden, immer
schmaler wird die Basis seines Schaffens,
immer größer die Einsamkeit. Er kann es
kaum verwinden, daß seine Mitkämpfer um
Deutschlands Erde den Künstler in ihm miß-
verstehen; so laut überschreien die Literaten die
Stille eines ehrlich Schaffenden und machen selbst
die Wohlwollenden blind für das Echte. Dann
strömt die gestaute Kraft des Schaffens in ein
paar Bilder klaren und gebändigten Formats. Die
Bildnisse der Männer und Frauen und Kinder
sind scharfe und unbarmherzige und dennoch von
einer tiefen menschlichen Wärme erfüllte
Charakterisierungen. In der letzten Tiefe
sammelt sich das Arbeiten und das Leben in dem
einen Sinn, der Deutschland heißt. Der mächtige
Vorbildner seiner Kunst ist Munch. Ihm gilt
alle Verehrung und Sehnsucht. Aber man darf
die Bilder Stermanns nicht nach den Ähnlichkeiten
fragen, die sie mit diesem oder jenem Maler ver-
binden. Denn nichts ist ihm selber verhaßter als
eine Kunst um der Kunst willen. Einzig das
aus tausend Gefahren hervorgegangene Leben kann
schöpferisch werden, und es ist selbstverständlich,
daß es seine Formen, die es in der Kunst hervor-
bringt, mit denen teilt, die um gleiche Berufung
ringen.
6. 8. Mi6nni8S6n
Peter Stermann, Dampskotter
3
über 1,5 Millionen Zuschauer, 80 000 lrm zurück-
gelegte Wegstrecke.
Das musikalische Leben
Ans dem Gebiet der Volksmusik hat die O.N.D.
die Konzert- und Chorvereine in ihre Organi-
sation ausgenommen und diese zu einem großen
Erfolg geführt. So ist es dem Dopolavoro gc-
stützung voll Lichtbilderprojektionen und Filmvor-
führungen aus das Niveau wirklich praktischer
Unterrichtsstunden gehoben worden.
In jedem Dopolavoro wurden Bibliotheken
eingerichtet und sür die Landbevölkerung landwirt-
schaftliche Bücher zur Verfügung gestellt. Diese
Tätigkeit, besonders die Einrichtung von Biblio-
theken technischen Charakters, ist noch stark in der
Entwicklung begriffen.
Anton Krauel, Akt
langen, die Zersplitterung der Musikkapellen zu
verhindern und dem vorznbengen, daß diese an
Tradition reiche Institution verlorenging. Ebenso
stark waren die Bemühungen zur Verbreitung
von Vokal- und Jnstrumentalkonzerten und zur
Schaffung geeigneter Musikschulen. Mit den
großen italienischen Theatern, wie der Scala in
Mailand, deut S. Carlo-Theater in Neapel, dem
Kgl. Theater in Turin, dem Carlo-Felice-Theater
in Genua, dem Großen Theater in Brescia, dem
Kgl. Opernhaus in Rom, dem Fenice-Theater in
Venedig, dem Teatro Massimo in Palermo und
der Arena in Verona wurden besondere Verträge
abgeschlossen, um den Dopolavoristen die Möglich-
keit zu geben, den Opernanssührnngen zu er-
mäßigten Preisen beiznwohnen.
Im Laufe der Jahre zwischen 1926 und 1932
hat die Entwicklung lind Förderung der Musik
enorme Fortschritte gemacht, wie folgende Ziffern
beweisen:
1926: 120 Kapellen, 15 Singschnlen, 145 Or-
chester, 600 Konzerte der Musikkapellen,
70 Chorkonzerte, 656 Orchesterkonzerte.
1932: 3324 Musikkapellen, 8969 Chorkonzerte,
14 733 Orchesterkonzerte, 806 Sing-
schulen, 2139 Orchester, 75 042 Konzerte
der Musikkapellen.
An der musikalischen Fortbildung ist auch der
Opern-Thespiskarren beteiligt, der durch seine
Originalität und seine Bedeutung eine besondere
Erwähnung verdient. Die Tätigkeit des Opern-
Thespiskarrens weist in der Saison 1931/32
147 Ausführungen, 65 besuchte Städte, über
600 000 Zuschauer und 20 000 lern znrückgelegte
Wegstrecke aus.
Kino und Radio
Den Leitern der Opera Nazionale Dopolavoro
ist die propagandistische und kulturelle Bedeutung
des Kinos und des Radio nicht entgangen. Zu
diesem Zweck wurden in vielen Dopolavori kine-
matographische und Radio-Apparate eingebaut.
Wanderkinovorführungen helfen dem Mangel
einiger Provinzen ab. Das Dopolavoro hat ferner
durch Abkommen mit allen Kinos ermäßigte Preise
für die Dopolavoristen erreicht, desgleichen für
das Abonnement der Zeitung der Filmgesellschaft
L.U.C.E. und beim Erwerb von kinomatogra-
phischen Apparaten nationaler Produktion.
Mit gutem Erfolg wurden Liebhaber-Film-
grnppen gebildet.
Im Jahre 1932 fanden 28 575 Filmvorführun-
gen und 344 416 Radiosendungen statt.
Volksbildung
Die O.N.D. hat seit ihrer Gründung versucht,
alle Erscheinungen kulturellen Charakters zur
Förderung der italienischen Kultur, zusammen-
zufassen, die früher, vor dem Faschismus, Italien,
oft im Gegensatz zueinander, überflutet hatten. So
ordnen sich im großen, organisatorischen Bild des
Dopolavoro die Kulturknrse, die Vorträge, die
Bibliotheken, die Ausstellungen und schließlich die
Kurse für Analphabeten und Halbalphabeten.
Die Vorträge haben, kurz gesagt, ihren päda-
gogischen Charakter verloren und sind mit Unter-
Die Trachten haben in der Organisation des
Dopolavoro keine wissenschaftliche Bedeutung, sie
werden vielmehr als Erziehungsmittel angesehen,
nm die Volkstradition, die Grundlage des Volks-
lebens, wachznhalten.
Die ans diesem Gebiet dnrchgeführte Arbeit
war sehr verschieden. Man hat wieder die alten
Volksfeste eingeführt, Trachtenfeste in Venedig
und in Rom, gelegentlich der Hochzeit des italieni-
schen Kronprinzenpaares veranstaltet, usw.
1926: Kulturelle Abteilungen 87, Kulturknrse
370, kulturelle Veranstaltungen 1580,
80 Bibliotheken mit 24 000 Bänden,
76 traditionelle Volksgruppen, 790 Ver-
anstaltungen in Trachten, 50 Besuche
von Museen und Denkmälern, 25 Aus-
stellungen.
1932: Kulturelle Abteilungen 6690, Kultur-
kurse 2694, 518 Ausstellungen, 114 134
kulturelle Veranstaltungen, 2365 Biblio-
theken mit 655 000 Bänden, 1272 tradi-
tionelle Volksgruppen, 2047 Veran-
staltungen in Trachten, 2700 Besuche von
Museen und Denkmälern.
Das ist, znsammengefaßt, die praktische Arbeit
des Dopolavoro ans kulturellem Gebiet. In jedem
einzelnen Zweig macht sich eine ständige und fort-
schreitende Entwicklung bemerkbar. Bedeutungs-
voll (oder erwähnenswert) ist die Eroberung des
Landes und der kleinen landwirtschaftlichen
Zentren in bezug auf die kulturelle und künst-
lerische Tätigkeit. Die rege Anteilnahme der Ar-
beiter an den vom Dopolavoro verwirklichten
Ideen beweist die. Güte und die ausgezeichnete
Organisation dieser großen, von Benito Mussolini
sür das Volk geschaffenen Institution.
Die folkloristische Bewegung erhielt ebenfalls
durch das Dopolavoro einen außergewöhnlichen
Anstoß: 1930 erreichte sie mit 2543 Veran-
staltungen ihren Höhepunkt. Eine der ersten und
bedeutendsten war die nationale Zusammenkunft
aller italienischen Trachten in Rom anläßlich der
Hochzeit des italienischen Kronprinzen, an der
4000 Dopolavoristen in den Trachten der ent-
sprechenden Regionen teilnahmen. Dann folgten
Veranstaltungen in Taormina, in Florenz für
Chorgesang und Tanz, die auch im Ausland großes
Interesse erweckten. Die Feste der Bodenfrüchte
dürfen nicht vergessen werden: das Erdbeerenfest
in Nemi, das Spargelfest in Turin und das in
ganz Italien gefeierte Traubenfest.
Endlich folgt die Fürsorgetätigkeit zugunsten
der Berufsschulen mit eingeschränktem Stunden-
plan abends oder Sonntags, Aufgaben, die nach
der Erklärung der „Carta del Lavoro" dem Dopo-
lavoro übertragen sind. Nach einer Zählung der
bestehenden Berufs-Institutionen, die dazu dienen
sollte, die Orte festzustellen, denen derartige
Schulen fehlten, hat die Opera diesem Problem
eine große Aufmerksamkeit gewidmet und die be-
stehenden Institute durch Bildung von neuen
unterstützt. 1930 fanden 1110 Fortbildungskurse
unter Teilnahme von 42 000 Arbeitern statt. Diese
Kurse, die von einem bis zu acht Monaten dauern,
sind so verteilt: Landwirtschaft 128, Fischerei 16,
Technisches und künstlerisches Zeichnen 149,
Plastik 65, Industrielle Berufe 29, Graphische
Kunst 13, Bergbau 32, Mechanik 87, Motor-
wesen 70, Baukunst 132, Kunsttischlerei 41, Elektro-
technik 49, Telegraphie 21, Weberei 13, Stenogra-
phie 46, Schreibmaschine 49, Schneiderei 34, Ver-
schiedenes 33.
Die gesamte Tätigkeit der Opera Dopolavoro
kann aus den nachfolgenden Ziffern, die sich auf
die Einschreibungen und die Gesamtheit der Ver-
anstaltungen beziehen, ersehen werden. Die Zahl
der Mitglieder der Opera belief sich 1926 auf
280 584, 1927 auf 538 337, 1928 auf 882 589, 1929
auf 1 445 226, um in den Jahren 1930/31 ans
1 622 140 bzw. 1 772 085 anzuwachsen. Es ist nicht
möglich, für das laufende Jahr genaue Angaben
über die Zahl der Mitglieder zu machen, weil die
Einschreibungen noch nicht abgeschlossen sind; trotz-
dem kann man schon jetzt sagen, daß sie 2 000 000
erreichen wird. Was die Gesamttätigkeit der Opera
anbelangt, so genügt es, zu erwähnen, daß die
Veranstaltungen im ersten Halbjahr 1932 513 495
betrugen gegen 305 548 in der gleichen Periode des
Vorjahres.
Das „Dopolavoro" ist eine der schönsten
Schöpfungen des Faschismus, über diesen Punkt
sind sich alle Italiener und Ausländer einig. —
Es entsprang der Idee, den Arbeitern zu
einer ehrlichen Erholung in den nach der müh-
samen Tagesarbeit bleibenden freien Stunden zn
verhelfen, weil die Ausbreitung der Industrie,
welche die menschliche Arbeit mechanisierte und
standardisierte, diese monoton und ohne jede geistige
Anregung gestaltete.
Der in wenigen Jahren erzielte Erfolg war
grandios. Nur wenige Ziffern genügen, um dies
zu beweisen. Die in die O. N. D., welche im Jahre
1926 280 000 betrugen, stiegen Ende 1932 ans
1 775 000 und erreichen heute zwei Millionen, von
denen 700 000 Angestellte oder geistige Arbeiter
sind. Die Einrichtungen des Dopolavoro haben
sich natürlicherweise ebenfalls im Verhältnis ver-
vielfacht: Ende 1926 waren es 1064 und Ende 1932
17 809.
Der Maler Peter Stermann
ll68 Lx^r6881OIli8I14U8
Peter Stermann
Peter Stermann gehörte zu den ersten rheini-
schen Kämpfern um das neue Deutschland. Mit
dem Maler Willi Kelter zusammen gründet er
1923 die Ortsgruppe der N.S.D.A.P. in Duis-
burg. Der Kampf für sein Volk bedeutete ihm
auch den Kampf für seine Kunst. So bewies er,
daß ihm Kunst in erster Linie eine ethische Ver-
pflichtung ist. Doch das stand bei ihm nicht auf
Peter Stermann, Bildnis Frau H.
dem holzigen Papier hysterischer Programme, son-
dern in seinem Herzen. Stermann ist heute
dreißig Jahre alt; geboren in: Rhein-Ruhr-Gebiet,
in einer der aufgerissensten und wildesten Land-
schaften Deutschlands, zwischen fahlen, schwefel-
zerfressenen Wiesen und Hochöfen, zwischen form-
los ins Land sich vorwälzenden Fabrikftädten und
dem sich breit durch die Ebene schleppenden Rhein,
mußte er als Künstler die ungeheuere Spannung
zwischen der Landschaft und dem Menschen, die
hier verbissen miteinanderringen, in einem Werk
lösen, das durchaus dynamisch bestimmt ist; das
heißt: es spürt die großen Leidenschaften der Men-
schen und Landschaften aus, es legt ihre Triebe
und Kräfte bloß, um auf solche Weise dem Herz-
grund der Dinge nahe zu kommen. In seinem
Blnt ist all die Traurigkeit der niederrheinischen
Bruchebenen und ihrer weiten Himmel, ist all die
Rastlosigkeit des ungestümen Arbeitens. Tas
Künstlerische wächst am steinigen Widerstand der
erdrückenden Not, der körperlichen und seelischen.
Und immer eigenwilliger wird das Werk. Ihm,
dem Sohn von Bauern und Arbeitern, erspart
man nicht den Vorwurf, er male intellektualistisch.
Die Dummheit speit Galle. Hier und dort sind
einige, die ihm die Treue halten.
Dann wird das Malen unterbrochen von Ar-
beiten im Bergwerk: Hamborn, Schacht IV, vier-
hundert Meter unter Tag. So werden seine Bil-
der zu Zeugnissen seines Lebens; ihre Zahl ist
nicht groß, es fehlt die geschickte, ein wenig un-
bekümmerte Hand. Er träumt in aller Armut
und in allem Dreck von der Erhabenheit
Beetyovenlcher Werke, sie feuern' ihn an mW
machen ihn zugleich verzagt wie ein Kind.
Die Sturheit mancher Kunstjünger der Düssel-
dorfer Akademie treibt ihn fast zur Ver-
zweiflung. Er, der breite, tellurische Mensch,
verliert immer mehr an Boden, immer
schmaler wird die Basis seines Schaffens,
immer größer die Einsamkeit. Er kann es
kaum verwinden, daß seine Mitkämpfer um
Deutschlands Erde den Künstler in ihm miß-
verstehen; so laut überschreien die Literaten die
Stille eines ehrlich Schaffenden und machen selbst
die Wohlwollenden blind für das Echte. Dann
strömt die gestaute Kraft des Schaffens in ein
paar Bilder klaren und gebändigten Formats. Die
Bildnisse der Männer und Frauen und Kinder
sind scharfe und unbarmherzige und dennoch von
einer tiefen menschlichen Wärme erfüllte
Charakterisierungen. In der letzten Tiefe
sammelt sich das Arbeiten und das Leben in dem
einen Sinn, der Deutschland heißt. Der mächtige
Vorbildner seiner Kunst ist Munch. Ihm gilt
alle Verehrung und Sehnsucht. Aber man darf
die Bilder Stermanns nicht nach den Ähnlichkeiten
fragen, die sie mit diesem oder jenem Maler ver-
binden. Denn nichts ist ihm selber verhaßter als
eine Kunst um der Kunst willen. Einzig das
aus tausend Gefahren hervorgegangene Leben kann
schöpferisch werden, und es ist selbstverständlich,
daß es seine Formen, die es in der Kunst hervor-
bringt, mit denen teilt, die um gleiche Berufung
ringen.
6. 8. Mi6nni8S6n
Peter Stermann, Dampskotter