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Kunst der Nation — 2.1934

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Hieber, Hermann: Gibt es eine bürgerliche Kunst?
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Sorensen: Der Wandmaler Ludwig Peter Kowalski
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Hieber, Hermann: Fontanes Hosenträger
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Zeeck, Hans: Schönheitssuchender Klosterbruder
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Kunst der Nation

5

heimrat" oder gar der noch unendlich gewichtigere „Ge-
heime Rat" lastet.
Ich selbst habe einmal eine „Entgegnung" beantworten
müssen, die sich darauf bezog, daß ich den altbekannten Vers:
„Ich bin ein echtes Rabenaas,
Ein wahrer Sündenknüppel,
Der seine Sünde in sich fraß
Als wie der Rost den Zwippel" —
mit dem Persischen Gesangbuch vom Anfang des 18. Jahr-
hunderts in Verbindung brachte. Mein Kritiker reiste dar-
auf eigens nach Göttingen, ließ sich dort in der Univer-
sitätsbibliothek das sehr seltene Parsische Gesangbuch geben
und stellte fest, daß der erwähnte Choral nicht darin ent-
halten ist. Der eifrige Forscher, dem die alten Choräle
offenbar besonders am Herzen lagen — vermutlich war
er Theologe — knüpfte daran die Vermutung, daß jener
Vers eine Mystifikation der Freidenker sei.
Aber er war nicht so eitel, diese Entdeckung, mit „Ge-
heimer Oberkirchenrat" unterzeichnet, zum Druck zu beför-
dern, sondern er tat etwas viel Vernünftigeres: er schrieb
einen sachlichen und ruhigen Brief an den Verfasser, worauf
Lieser seinerseits der Sache nachging und feststellte, daß das
Lied vom „Rabenaas" und „Sündenknüppel" dem Hessen-
Darmstädtischen Gesangbuch aus derselben Zeit entstammt.
Zugleich konnte aber an einigen besonders saftigen Bei-
spielen gezeigt werden, daß die Lieder im Berliner, d. h.
im Porstschen Gesangbuch, noch weit abgeschmackter waren.
Der alte Porst ist eben zu einem Begriff geworden, zu dem
Begriff „Geistliche Barockdichtung", und das, was er sich in
seinen Chorälen an Schwulst und schwüler Erotik geleistet
hat, könnte auch die ausschweifendste Frcidenkerphantasie
nicht aushccken.
In diesem Sinne versprach ich meinem Korrespondenten,
meine Angaben in der Zeitung zu berichtigen, wenn er es
wünschte. Aber er wünschte es nicht. Das Beispiel sei allen
Berichtigungsbeflisscnen zur Nachahmung empfohlen. Dann
bliebe die arme Leserschaft mit den Mitteilungen über Fon-
tanes Hosenträger verschont. Hermann H i a b s r


Das Problem der Kulturfilme
Mit monate- und wochenlanger Vorreklame
wird das Publikum aus das Erscheinen von Spiel-
filmen kleineren oder größeren Formats hinge-
wiesen. Vom Erscheinen eines kleinen, selbst eines
größeren Kulturfilmes erfährt die Öffentlich-

keit selten etwas. In welchem Lichtspielhaus
dieses Stiefkind des Theaterbesitzers zu sehen ist,
kündet in den meisten Fällen kein Inserat, kein
Plakat und kein Programmheft. Und doch sind
Natur- und Kulturfilme das Spiegelbild
organisch-intuitiven menschlichen Schaffens.
Völlig unrichtig ist die Annahme, der Natur-,
resp. Kulturfilm sei langweilig. Nur der
schlechte Kulturfilm i st langweilig.
Wirklich lebendig erfaßte Schöpfungen anerkann-
ter Regisseure werden stets von Erfolg begleitet
sein. Wir haben ein Recht auf Qualität, ein
Recht daraus, daß man unseren guten Geschmack
nicht verdirbt, daß man uns Filme vorsetzt, die
den Anspruch darauf erheben, künstlerisch wert-
voll zu sein, ohne Vergewaltigung und Kompro-
misse, ohne Konzessionen an den angeblichen, in
Wirklichkeit aber künstlich gezüchteten Kitsch-
geschmack der breiten Masse, ohne erotische Platt-
heiten und ohne sentimentale Unwahrheiten!
Mutige Beispiele haben bewiesen, daß auch
mit wirklich künstlerischen Filmen, ja allein mit
Natur- oder Kulturfilmen ein Geschäft zu machen
ist. Man denke, um nur wenig Beispiele zu
nennen, an die einzigartigen Natur- und Natur-
spielfilme Dr. Arnold Fancks. Sein Erst-
lingswerk, „Wunder des Schneeschuhs" war in
jeder Hinsicht ein seltener Filmerfolg! Es folgten
„Der heilige Berg", „Die Weiße Hölle vom Piz
Palü", „Stürme über dem Montblanc" u. a.,
alles Weltersolge gleicher Art. Wir weisen ferner
hin auf zahllose Expeditionsfilme („Das
schwarze Geschlecht", „Moana", „Chang", „Port",
Colin Roß- und Hagenbeckfilme), an viele kleine
Beiprogramm- und Werbefilme, die heute bereits
einen erstaunlichen Grad von Qualität erreicht
haben, auf impressionistische und Avantgardesilme,
wie sie Walter Ruttmann, Basse,
Cürlis, Noldan, Man Ray, Egge-
lin g, Cavalcanti, Hoffmann, Oscar
Fischer u. a. machen.
Eine Beobachtung in den Kinotheatern hat uns
gelehrt, daß diese und ähnliche wirklich guten
Natur- und Kulturfilme — einerlei ob mit oder
ohne Handlung — selbst beim breitesten Publi-
kum große, zum Teil ungewöhnliche Erfolge
hatten. Wie überhaupt in weiten Kreisen sich die


H. S. Gras v. Merveldt, Lcuchtturm mit Mole

Ausstellung Berliner Akademie 1934


H. H. Graf v. Merveldt, Sitzendes Mädchen. 1931

Ansicht durchbricht: Los
vom Atelier! Für den
„echten" Film! Stellt die
Tonkamera ins ' Freie!
Die Erkenntnis des
„echten" Films hat sich
zuerst in Rußland Bahn
gebrochen, wo der Staat
oereits seit langer
Zeit Filmaufnahmen in
Städten, Fabriken, Berg-
werken, Wersten, auf
Schiffen, in Kranken-
häusern, staatlichen In-
stituten u. dgl. weitgehend
unterstützt. Dann in
Amerika, wo man nach
dem ersten riesigen Er-
folg von „Chang" die
Möglichkeiten großer Ex-
peditionsfilme erkannt
hat und daraufhin be-
gann, systematisch ähn-
liche Filme mit einem
immensen Kapital her-
zustellen.
Die Gründe, warum
insbesondere bei uns in
Deutschland so wenig in
der Wirklichkeit gefilmt
wird, sind mannigfache.
Erstens betrachten zahl-
reiche führende Köpfe der
Filmbranche den Film
immer noch als
Abkömmling des
Theaters und legen
dementsprechend das Ge-
wicht zu 75 v. H. auf das
rein Schauspielerische.
Zweitens haben sie fast
alle überhaupt kein
Verhältnis zur Natur; ein wirkliches
Naturgefühl, das nur in einem Ausgewachsensein
in der Natur und einem Verwachsensein mit der
Natur entstehen kann, ist bei den allerwenigsten
Regisseuren vorhanden, zumal sie noch meist
direkt vom Theater Herkommen. Drittens ist die
heutige Filmindustrie nur selten imstande, wirk-
lich erstklassige Filme vor echtem Hintergrund
herzustellen, da ihr hierzu die ausreichenden
Techniker fehlen. Unsere guten Opera-
teure sind — bis aus wenige Ausnahmen —
überwiegend auf Atelieraufnahmen eingestellt und
versagen in dem Moment, wo sie in die Natur
versetzt werden, hier Strapazen erleiden müssen,
denen sie rein körperlich schon gar nicht gewachsen
sind, und wo sie vor allem d i e Motive, die sie
sonst von den Atelierarchitekten vor den Apparat
gebaut bekommen, selbst suchen müssen. Viertens
liegt der Grund dafür, daß unsere guten Re-
gisseure bisher kaum in die Welt hinausgingen,
ganz einfach in den Gehaltsverhält-
nissen, die in der Filmindustrie heute domi-

erfaßt sind und hier zu einer ungeheuren Bild-
Literatur geführt haben; im Film aber ist von
alledem noch sehr wenig bearbeitet, im Vergleich
zu dem, was es wirklich auf der Erde gibt, oder
auch nur zu dem Material, das darüber bereits
photographisch existiert. Kulturfilmschaffende ante
xortas! Es wäre eine lohnenswerte Ausgabe,
Regisseure, Operateure und Darsteller heranzu-
ziehen, die über d i e Voraussetzungen verfügen,
die zahllosen der bisherigen Filmschaffenden
fehlen. Schon heute zeigen sich erfreulicherweise
die erfolgreichen Ergebnisse eines jungen Film-
nachwuchses. Wir hoffen, daß sich dieser vermehrt
und Filmschaffende hervorbringt, die sich körperlich
und geistig nicht nur im Atelier, sondern auch in
der Natur bewegen können, zum Wohle eines
künstlerisch wertvollen deutschen Kulturfilmes!
I^rieckrieli v. 2§1inieüi
Hanns-Hubertus

nieren. Da die Gehälter, unserer mittleren und
besten Regisseure sich um die 5000 bis 20 000 RM
monatlich herum bewegen, ließen sich große
Expeditionssilme, die stets mindestens ein Jahr
Herstellungsarbeit erfordern, der unerhörten
Kosten wegen in Deutschland nur höchst selten
durchführen (— eine lobenswerte Ausnahme
machte die deutsch-amerikanische Universal mit
dem deutschen Regisseur Fanck zwecks Herstellung
eines Grönlandfilms! —), zumal die Verhältnisse
bei den guten Operateuren und Darstellern ganz
ähnlich liegen.
Auf diese Probleme ausführlicher einzugehen,
würde an dieser Stelle zu weit führen. Aber die
Erkenntnis dieser Umstände wird uns dazu ver-
helfen, am rechten Fleck einzusetzen. Unsere Erde
ist voll von Natur- und Menschenwundern, die in
der Photographie vielleicht schon zu einem Teil

Graf v. Merveldt
Auf die Frage, welchen künstlerischen An-
regungen er am meisten zu verdanken glaubt, ant-
wortet Merveldt, der auf mehreren Berliner Aus-
stellungen der letzten Monate mit außergewöhnlich
starken und eigenwilligen Werken ausgefallen
war: den Primitiven der europäischen Malerei,
insbesondere Fra Angelico, und Cäzanne. So
vielleicht erklärt sich die strenge Konsequenz, in der
sich das Werk dieses Malers zu einer immer
stärkeren kristallhaften Klarheit der Komposition,
zu einer kontrapunktischen Behandlung der Farbig-
keit hin entwickelt hat. Man hat bei Merveldt
Anklänge an Hofer zu finden geglaubt: man ver-
kennt dabei aber vollständig, daß sich hier zwei
völlig fremdartige Temperamente gegenüberstehen,
der alemannischen Problematik Hofers und seiner

Schönheitsuchender
Klosterbruder



Melchior Lechter, Exlibris

Melchior Lechter, ein Name, der weit
seltener in den Kunstberichten und kunstgeschicht-
lichen Handbüchern zu finden ist, als in den Pu-
blikationen, welche von Stefan George und seinem

Kreis ausgingen, stellt, wie vor 40 Jahren,
wiederum im Kunstsalon Gurlitt in Berlin aus.
Es ist eine Schau, die in unserer Zeit höchst selt-
sam anmutet. Gold in edel geformten Flächen
gleißt um Prunkende Altar-Kultbilder, glühende
Farbenpracht von Glasfenster-Entwürsen leuchtet.
Sprüche aus dem Indischen deuten ebenso über
das Bildliche hinaus wie kostbares Rahmenwerk
um farbenstrahlende Pastellmalereien von den
italienischen Inseln und aus Ceylon. Von Jni-
tialien, Titel- und Textseiten erlesener Buchwerke
geht in strenger Schrist und herber Zeichnung
eine gotische Stimmung aus, sonor farbig auf de-
likaten Pergamentblättern werdend, die wie Mar-
morplatten schimmern und das Blau und Grün
der Buchstaben und Feinmetallene der kunstreichen
Ornamentumrahmungen wie für Jahrhunderte
bestimmt tragen. Drucke ruhen zwischen kobalt-
blauen Saffiandecken oder in blanken, reichemail-
lierten Erzkassetten. Und selbst die in einer beson-
deren Vitrine zur Schau gestellte Handschrift des
Dichters, dem Melchior Lechter als künstlerischer
Begleiter, beide fast unhörbar und unsichtbar durch
die Epoche des Impressionismus wandelnd, zur
Seite schritt, diese klösterlich zurückhaltend an-
sprechende, dennoch eigenwillige und wiederum
sonderbar unpersönlich geschriebene Druckschrift
in violetten Lettern auf breitrandigem sattgelben
Bülten, kleine Anfangsbuchstaben auch bei den
Hauptwörtern, trägt zu dem Zeitentrückten dieser
Ausstellung bei.
Aber wann war denn diese Kunst, mit der sich
ein so hochstehendes und kostbares Kunstgewerbe
so sonderbar verschwistert und verschmilzt, dieses
inbrünstige, andachtsvolle, bedächtige Schassen, bei
dem auch die Grenzen, die es von Philosophie und
Dichtung trennen, sich nicht bestimmen lassen,
eigentlich einmal zeitgemäß? Sollten die Werke
Lechters, der einmal über die Einladung zu einer
Ausstellung den indischen Spruch setzte: „Die
Kunst ist die am wenigsten egoistische Form des
Glücks", nicht aus Damast oder Brokat hängen,
um ihren esoterisch-mystischen Charakter zu
wahren? Kunst, die zum Kult geworden ist und
in ihren wesentlichsten Äußerungen der welt-
abgeschiedenen Zelle, des sakralen Rahmens be-
darf.
Da hat nun jemand, der aus Münster in West-

falen gebürtig und fast siebzig Jahre alt geworden
ist, in zäher, geduldiger Arbeit nächte-, monate-
und jahrelang um seine Werke gerungen, als
Erster deutscher Buchkunst wieder fruchtbare An-
regungen und Lösungen gegeben, zuweilen ohne
alle dekorative Zutat, nur durch die Wirkung von
edelstem Material und charaktervollstem Lettern-
satz. Wie ein mittelalterlicher Mönch illuminierte
er mit der Hand, malte er auf Pergament. Wo
er Anregungen übernahm, von den englischen
Prae-Raphaeliten, von Böcklin, den gotischen
Meistern, geschah es dem Wesen seiner grenzenlos
ehrlichen künstlerischen Art entsprechend, organisch.
Sich noch um das Letzte und Geringste seiner
Schöpfungen mit unnachsichtlicher Treue mühend,
Mißlungenes verwerfend, brachte er das Technische
alter Glasmalerei wieder zu Ehren. Handwerks-
meister und Künstler zugleich, der Sache und nie-
mals dem Erfolg dienend und in seinem strengen
Weihestil dem verborgenen, mystischen Quell des
Daseins nachgehend: „Wir sind nichts; was wir
suchen, ist alles", sagt Hölderlin. Fremd in dieser
Zeit stehend, weil das Seelische im Vergangenen
oder Fernliegenden schwingt und wenig Teil an
dem Sinnlich-Zeugenden dieser Welt hat. Sind
seine Pastell- und Temperaschöpfungen vom Bo-
densee und Spessart, aus dem Süden und dem
Indischen, dem sich der nachgeorgische Lechter
geistig stark genähert hat, Bilder, die in ihrer
festen, farbigen Struktur durchaus Ölbildcharakter
besitzen, nicht auch eigentlich Adorationsstücke?
Hymnen, die eine gottgeschassene Welt verherr-
lichen und doch der menschlichen Gestalt niemals
Raum geben; Verwunschenes, Traumhaftes, feier-
liche Frühen, heilige Seeflächen und selbst im
üppigsten Blütenüberschwang immer wieder die
Stimmung: „Vibn somniurn brsvs".
Auch die Neigung einer weit unbedenklicheren,
aber blutvolleren Künstlernatur, wie es die Böck-
lins war, ging, z. B. in dem Selbstbildnis mit
dem siedelnden Tod, dem gespenstigen, durch röt-
lichen Herbstwald jagenden Reiter und in dem
Bild zweier Alten in hochsommerlicher Laube, zu-
weilen in diese Richtung; manche überreif-schmerz-
lichen Klänge in Richard Wagners Tonschöpfungen
gemahnen daran. Melchior Lechter, der bereits
1886, drei Jahre nach dem Tod des Meisters von
Wahnfried, gen Bayreuth pilgerte, trägt hier mehr

ein Erbteil des Gefühls, als der Form einer
Epoche, das lange wirksam blieb und auch noch dem
jugendlichen Stefan George Tribut abnötigte.
Dessen Jugenddichtung „Algabal" ist dem Gedächt-
nis jenes wirklichkeitsabgewandten Bahernkönigs
Ludwig II. gewidmet, der in seinen Phantastischen,
menschenverlassenen Palastbauten beim Schim-
mern Tausender von Kerzen die Musik Richard
Wagners ertönen ließ, jenes Tondichters, welcher,
wie der Dichter des „Maximin", dessen Wiege im
einstmals römisch gewesenen Rheinland stand, wo
für lange Zeiten der Geist der Antike lebendig ins
Deutschtum einströmte, das Jünglings- und Hel-
denhafte liebte. In der Vorrede des Dichters zu
dem Buch über den früh verstorbenen Maximin,
der der Stern des George-Bundes war, in den
Lechter trotz aller Wesensverschiedenheit zu dem
Führer schon früh als ein Auserwählter trat,
heißt es: „Das tiefste seines wirkens wird erst
sichtbar aus dem, was unseren geistern durch die
kommunion mit seinem geiste hervorzubringen
vielleicht vergönnt ist".
Nicht Einzelpersönlichkeit, sondern Haupt und
Vertreter eines Gesamten war Stefan George für
seinen Kreis, dessen Kollektiverlebnis, dessen Stre-
ben zur Gestaltung und Zucht der edlen Form sich
in einer Zeit, wo das Menschliche vereinzelte und
verkümmerte, notwendigerweise auf eine Gemeinde
im engeren Sinne beschränkte. Melchior Lechters
Art fand in diesem Umkreis ihre Entwicklung und
ihre Begrenzung, die Wohl die Formen und Mög-
lichkeiten seiner Produktion, kaum aber die seines
künstlerischen Wesens bestimmt hat. Aber als un-
sichtbares Motto steht doch Wohl über jeder Her-
vorbringung aus dem George-Kreis der Satz
seiner Hölderlin-Skizze: „Wir sind heil genug, um
wissen zu dürfen, daß jenseits von vernünftig und
gesund der dämon seine Wirkung tut." Sie
hüteten alle ein heiliges Feuer! Und in diesem
Sinne mag auch das stille, reine. Helle Leuchten
von Melchior Lechters Kunst als Bestandteil eines
größeren Ganzen gewertet werden:
„Wer je die flamme umschritt,
bleibe der flamme trabant.
wie er auch wandert und kreist,
wo noch ihr Schein ihr erreicht,
irrt er zu weit nie vom Ziel."
Nkornmlck
 
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