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Die Kunst in der Photographie — 1.1897

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https://doi.org/10.11588/diglit.41388#0047
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DIE „Association belge de Photographie“ hat sich in Deutschland hauptsächlich erst gelegentlich der
internationalen Ausstellung für Amateurphotographie zu Berlin im Jahre 1896 bekannt gemacht. Sie
ist aber eine der älteren europäischen Vereine, da sie, am 17. Mai 1874 gegründet, im nächsten Jahr das
fünfundzwanzigste Jahr ihres Bestehens zu feiern gedenkt.
Unter den Begründern der Vereinigung sehen wir verschiedene hervorragende Persönlichkeiten
der photographischen Welt, z. B. die Herren G. de Vylder und Leonce Rommelaere (beide heute bereits
verstorben), welche die photographische Wissenschaft in Belgien zu grosser Blüthe brachten und gleich in
den ersten Monaten des Bestehens der Gesellschaft die herzlichsten Beziehungen zu den hervorragenden
Persönlichkeiten der Photographie im Ausland schufen.
Wenn die Gründer unserer Gesellschaft auch insbesondere die Wissenschaft repräsentirten, so
haben sie desshalb doch nicht die künstlerische Seite der Photographie aus den Augen verloren, und
schon von Beginn an zeigten sie, dass das hauptsächliche Ziel der Gesellschaft vor allen Dingen sein
müsse die Photographie zu einer Kunst zu erheben. Es w7ar nöthig, vermittelst Ausstellungen und Ver-
öffentlichung einer illustrirten Zeitschrift die künstlerische Photographie, damals noch in ihrer Kindheit,
zu fördern. Es galt, durch alle Mittel, die einer energisch vorwärts strebenden Gesellschaft zur Verfügung
standen, zu beweisen, dass ein Künstler in der Lage sei, Zeugniss guten Geschmacks und künstlerischen
Gefühls abzulegen, einzig und allein durch die Benutzung der Camera und der Dunkelkammer.
Der Kampf war lang, und in gewissen Punkten dauert er heute noch fort. Man musste das
Zugeständnis erreichen, dass die Photographie ihren Platz unter den übrigen schönen Künsten einnehmen
könne und einzunehmen habe. Man musste dieses Zugeständniss erzielen seitens der Künstler, des
Publikums und der Regierung. Heute ist in jeder dieser drei Gruppen ein starkes „für und wider“ ent-
banden, ich werde aber wohl Niemanden in Erstaunen setzen, wenn ich erkläre, dass wir bei der Re-
gierung den grössten Widerstand fanden. Hier, was die Zulassung unserer Kunst zu den schönen Künsten
anlangt, bleibt noch Alles zu thun.
Gewiss ist uns für die fortschreitende Entwicklung unserer Kunst die Meinung der Regierung über
dieselbe, als solche nur, ohne Belang, aber da sie nun einmal für uns ziemlich wichtige Folgen hat, suchen
Wlr mit allen uns zu Gebote stehenden Mitteln den Widerstand zu besiegen. Wir wollen für die Photo-
graphie die gleichen Vortheile, wie die Oel- und Aquarellmalerei, wie das Zeichnen und die Architektur
S1e besitzen. Und unsere Kunst wird sich nicht eher frei entwickeln können, bevor wir nicht gesiegt
D. K. i. d. Pli. 4. — 29 —
 
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