in München, die Zwecke einer Kunstausstellung nur vollendetster Leistungen. In zwei Amateur-Vereinen,
die zusammen über 600 Mitglieder zählen, ist der betreffende Beschluss gefasst worden. Die eigentliche
künstlerische Photographie liegt diesen Vereinen verhältnissmässig fern, die Pflege anderer wichtigster Ge-
biete der Amateurphotographie bildet ihre -Hauptaufgabe. Sie dürfen trotz der verhältnissmässig kurzen
Zeit ihres Bestehens auf grosse Erfolge zurückblicken. An der Ausstellung werden, das lässt sich mit
Sicherheit bereits sagen, nur eine Handvoll Berliner Künstlerphotographen vertreten sein. Wollte man die
Veranlassung der Berliner Ausstellung kurz zusammenfassen, so könnte das etwa in den zwei Worten ge-
schehen: Noblesse oblige. Man ist es der Stellung Berlins schuldig, hier eine Ausstellung zu veranstalten,
auf der alle, vor allen Dingen in Deutschland vorhandenen Kräfte, die der neuen Sache sich gewidmet
haben, Gelegenheit haben, in freiester Weise ihr Können zu zeigen. Man ist es den Künstlerphotographen
Deutschlands und dem Berliner Publikum schuldig.
Man sieht, die Vereine sind mehr mit dem Verstände bei der Sache, weniger mit dem Herzen.
Doch muss man zwischen der Beschlussfassung der Vereine, die in nicht genug anzuerkennender selbst-
loser, ich möchte fast sagen selbstentsagender Weise gefasst wurde, und zwischen der Antragstellung
unterscheiden. Der Antrag ist von einer kleinen Gruppe ausgegangen, die auch mit dem Herzen dabei ist.
Sie hat die Hoffnung noch nicht aufgegeben, dass auch Berlin seine Schule der künstlerischen Photo-
graphie werde haben können.
Eine Konzentration wie in Hamburg, wird in Berlin nie möglich sein. Die Zersplitterung der
Kräfte ist nun einmal der Fluch der Weltstadt, besonders einer Weltstadt, die so schnell emporgewachsen,
aus so heterogenen Elementen zusammengesetzt ist. An ein derartiges systematisches Vorgehen, wie es in
Hamburg von so grossem Erfolge gekrönt war, dürfen wir in Berlin nicht denken, aber trotzdem wollen
wir an der Sache, die wir anstreben, nicht verzagen.
Ich bin fast zu ausführlich gewesen und so kann ich jetzt die Schlussfolgerung dem Leser über-
lassen. Von den Wünschen, die wir dem jungen Unternehmen in die Wiege legen, ist der wärmste der,
dass das Beispiel wirke, dass schlummernde Kräfte erwachen mögen, dass man über Jahr und Tag auch
von einer Berliner Schule der künstlerischen Photographie werde reden können!
Richard Stettiner.