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Die Sammlung des Jim. Parade« besteht erstens
aus 145 Blatter», die Monuiuente von Palenguö dar-
stellend, nämlich Tempel, Häuser, Festungswerke, Gräber,
Pyramiden, Brücken, Wasserleitungen, Vasen, Gottheiten,
Medaillen, musikalische Instrumente, eine Menge Bas-
reliefs mit hieroglpphischen Charakteren geziert ic.; ein
Theil der Blatter stellt die Monumente von Mitla dar,
welche an Vollendung denen von Palengu« nicht gleich-
kommen, von denen jedoch der Pallast bewunderungswür-
dige Verzierungen hat.

Zweytens aus einer Scene Menschenopfer, von den
Azte'ken auf Agavepapier gemalt. Unten am Gemälde er-
blickt man die besiegten Völker und den Weg, ans welchen
die Gefangenen sich zum Opferaltar begeben, wo der Prie-
ster dargestellt ist, mit der Linken das Schlachtepfer bep
de» Haaren haltend und mit der Rechten eine ungehenre
Keule schwingend. Man sieht ferner an dem Ufer eines
Flusses den Opferstein und mehrere an einander gekettete
Schlachtopfer. Auf andern Punkten erblickt man Tempel,
Kämpfer und mit Beilen bewaffnete Priester. Dieses
Originalstück ist sehr gut erhalten; es ist merikanifch und
hat nichts gemein mit den Monumenten von Palenqu-
und Mitla.

Drittens aus einem Plane des Sees Tezcuc» und
von Meriko, auf Palmblätterpapier. Dieses Gemälde ist
Original und geht bis auf die Niederlassung der Merika-
ncr in der Ebene von Meriko zurück. Dieses Stück und
das vorhergehende machten einen Theil der Sammlung
Boturinis aus, welcher bepde mit Noten bereichert hat.

. Viertens aus einem Verzeichniß der dem Montezuma
bezahlten Abgabe», gleichfalls auf Palmenpapier und ehe-
mals Hrn. Borurini gehörig.

Fünftens aus einer Genealogie dew ersten merikani-
schen Könige, die einen Zeitraum von 145 Jahren um-
faßt. Dieses Stück ist nur eine Copie des Originales,
welches bep dem Brande der Archive zerstört wurde.

Sechstens ans einem Maiinscripte von ungefähr acht-
hundert Seiten, von 1559 datirt, welches man für die
durch die ersten spanischen Eroberer eingeführte Finanz-
organisation von Meriko hält. Das Siegel des Vice-
königs befindet sich zu Anfang des Manuscriptes, welches
halb in hieroglvphischen Charakteren, halb in spanischer
Sprache geschrieben ist. Dieses Denkmal kann in histo-
rischer Hinsicht von sehr großem Belange werden.

Siebentens aus einer Cocusnuß, welche in einem
Grabe in der Umgegend von Mitla gefunden wurde, und
mit Verzierungen » U Grecque geschmückt ist, nach Art
jener, welche sich am Pallast befinden; sie cuthielt Mün-
zen , welche unglücklicherweise in andere Hände gera-
then sind.

Achtens aus einem marmornen Schädel im Profil;
er wurde von Palengu« gebracht und ist folglich von sehr-
hohem Alter.

Neuntens aus fünfzig Stücken Idolen in gebrannter
Erde von mehr oder minder bizarren Formen, aus Pfeif-
chen, gleichfalls von gebrannter Erde, einem aus Stein
gehauenen Kaninchen, einem Spiegel aus Lava, kupfernen
Schellen, Siegeln verschiedener Völker aus gebrannter
Erde, aus gedruckten Charakteren auf Agavepapier, und
drey Vasen, von denen eine sehr bemerkenswerth.

Zehntens ans einer kurzen Erläuterung der katho-
lischen Religion, welche dem Montezuma durch seine Spion«
bev Ferdinand Cortes überschickt wurde. Dieses kleine
Werk, in Hieroglyphen geschrieben, ist eine genaue Copie
des Originales auf Agavepapier, welches in der natur-
historischen Sammlung zu Meriko aufbewahrt wird.

Hr. Baradöre hat das Glück gehabt, sich die Origi-
nalzeichnungen des Hrn. Castanneda zu verschaffen, der die
Erpedition des Oberst Dupaix als Zeichner begleitete.
Die Unterschrift des lezteren und der Auszug aus dem
Erwerbsvertrage, durch welchen die mexikanische Regierung
sich verbindlich macht, in drey Monaten eine Copie des
Reiseberichtes der Erpedition und der Erklärung der Mo-
numente ihm zuzustellen, lassen in dieser Hinsicht keinen
Zweifel übrig. Ein sehr genauer Maßstab ist unten an
jedem der Blätter angebracht, die alle mit außerordent-
licher Sorgfalt gezeichnet sind. Diese Sammlung, aus-
genommen einige Copien von mehr oder minder beträcht-
lichen Blättern, war in dem naturhistorischen Cabinete
zu Meriko vergraben. Indem er sie an's Tageslicht för-
derte, hat Hr. Baradöre der Wissenschaft, wie der Kunst
einen wahrhaften Dienst erzeigt. Möge diese Sammlung
nicht in fremde Hände kommen und Frankreich nicht der
Früchte der beträchtlichsten Entdeckung, die in Amerika
gemacht worden, und die ihrem Urheber das Recht gibt,
auf den von der geographischen Gesellschaft ausgesezten
-Preis Anspruch zu machen, beraubt werden.

Hr. Baradere hofft, vermöge seiner Verbindung mit
dem Lande, sich Schädel zu verschaffen, welche mit den
auf den Basreliefs von Palenqu-- dargestellten analog sind,
und viele andre in dem Pallaste Mitla noch vergraben«
Monumente, welcher die einzige Fundgrube ist, die ein
Privatmann mit Erfolg anbauen kann. Die daselbst be-
findlichen königlichen Begräbnisse sind noch ganz unbekannt.
Von dem Gebäude hat Hr. Baron von Humboldt den
Plan und eine vollständige Beschreibung gegeben.

Es ist zu bemerken, daß Hr. Baradöre der einzig«
Europäer ist, welchem die Regierung die Erlanbniß gege-
ben, die Alterthümer des Landes zu sammeln und Aus-
grabungen zu veranstalten, seitdem sie durch ein Gesetz
den Fremden verboten wurden.
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