Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
— 191 —

tischen Zugabe. Das Ganze verräth tiefen Sinn für
die Reize neapolitanischer Natur, deren verborgenste
Schönheiten der Künstler zu entziffern beginnt.— 5) Blen-
dend durch Beleuchtung, aber sich auszeichnend durch ge-
schikte Behandlung, namentlich durch zweckmäßige Ver-
theilung von Licht und Schatten ist eine reich compvnicte
Landschaft von dem Engländer Desculawp. Uebcr
dem Wasser des Vorgrundes erheben sich Laubhol; und
reich begrüute Ruinen, denen italiänische Berge zur Be-
gründung dienen, die theils mit Schlösser und Bur-
gen geschmückt sind, theils durch schöne Formen hervor-
treten. Zu dem kaltgehaltenen Vorgrund kontrastirt die
von der Sonne erhellte, höher gelegene Landschaft auf
eine treffliche, hin und wieder etwas zu grelle Weise.—

4) Das Gegentheil von dieser Auffassung ist eine mit
Fleiß ausgeführte, nicht weniger poetisch gedachte Gegend
auö dem Sabinergebirge von dem Braunschweiger Bran-
des. Zu Seiten eines Wegs der sich nach einer Berg-
stadt hinaufzuziehen scheint, liegt dem Beschauer rechts
eiue Ruine, links im Hintergründe das Gebirge. Den
Vorgrund bildet nebst großen Felsmaffen die Hütte eines
Ziegenhirlen, der wahrscheinlich mit seiner ganzen Fa-
milie hergezvgen ist; wenigstens scheinen die zwei tan-
zenden Kinder und das am herabfließenden Bach schöpfende
Weib zu derselben zu gehören. Hier fehlen durchaus die
starken Gegensätze, das Ganze fließt so leise in einander,
daß man fast etwas mehr Leben des Lichts wünschen
möchte. — 5) Ein anderes Bild von demselben Künstler,
in welchem viele Ochsen ei» Schiff dem Strom entlang-
zichen, und ein Hirt mit seinen Ziegen den Vorgrund
bildet, zeichnet sich ebenfalls durch sorgfältige Ausfüh-
rung aus.

6) Von dem Polen Karkzewsky ist eine Gegend
zwischen Olevano und Civitella gemalt, welche ganz kahl
und öde, und aller Vegetation beraubt scheint. Dazu
stimmt der mit Wolken bedeckte Himmel; der Weg, der
sich den Berg hinaufzieht, ist menschenleer, nur von dem
Esel eines Kapuziners betreten, dem Räuber, wahr-
scheinlich in Hoffnung eines Bessern, nachzustellen schei-
nen. Der Charakter der Gegend scheint treu aufgefaßt
und wiedergegeben, und dieser Charakter ist es, der bei
durchaus schmuckloser Umgebung dem Werke sein Verdienst
sichert. — 7) Freundlicher, aber im Ganzen nicht gerade
besser, ist eine zum Theil nach der Natur componirte,
zum Theil selbst erfundene Gegend in der Nähe von
Subiaco, von demselben Künstler. Ein Dorf im Vor-
dergrund und freundliche Berge beleben das Ganze; der
Vaumschlag dürfte besser zu nennen sepu, als im ersten
Bilde.

8) In der Nähe des Posilip. den Vesuv und das
vom Mond beleuchtete Meer im Rücken, bringt ein

Neapolitaner, etwas entfernt angelehnt, zwei Schwestern
ein Ständchen. Die Mutter ist eingeschlafen, und den
Töchtern bleibt die Gelegenheit, durch Mienen und Gc-
berden anzudeuten, wie gut sie den Spieler verstehen.
Das Bild hat Einheit der Handlung, welche aber ja
auch sehr einfach ist; sonst wird der Beschauer zweifelbafc,
ob die Gegend die Handlung, oder diese jene heben soll.
Es muß aber der Vesuv, und das vom Mond beleuchtete
Meer vor einer gewöhnlichen Situation überwiegen, und
deshalb führe ich das Bild unter den Landschaften an.
Wie wunderbar, und dem deutschen Auge fast unglaub-
lich auch das Farbenspiel neapolitanischer Natur sich ge-
stalten mag, hier erscheint doch das Ganze, dem durch
die Lichlbeleuchtung der weiblichen Gruppe ein zweifacher
Unterschied gegeben werden soll, in zu grellen Tönen.
Die Figuren, überhaupt nicht zu sorgsam gearbeitet,
tragen auf keine Weise zur Milderung bei. Von dem
Preußen Catel. — 9) Weit weniger aufgeboten, aber
desto mehr erreicht ist von demselben Künstler in einer
Ansicht der Hügel bei Tivoli, zwischen denen sich unten
der Anio hinzieht. Hier erkennt man mehr als bei einer
andern Landschaft der Deutschen, daß der italiänische
Charakter nicht allein in den wenig bekleideten Hügeln,
sondern auch in dem Duft, welcher auf ihnen lagert,
vollkommen verstanden ist. — io) Und in noch höherem
Maaße gilt dieß von einer dritten Landschaft Catel's,
wo an einer Felsengrotte ein Zicgenhirt bingestreckt ruht,
und man im Hintergründe die sich erhebenden Berge
und auf ihnen ein reizendes Schloß bemerkt. Man siebt,
daß dem Künstler eine genauere Ausführung, wo er will,
zu Gebote steht; mit desto größerem Recht wird sic
gefordert.

tt) Ausser der Umgebung von Valle Ariccia, zum
Theil na» der Natur gezeichnet, von dem Ferareser
Mon ti, welche sich durch Einfachheit und Sorgfalt em-
pfiehlt, haben die Italiäner wenig Bedeutendes geleistet.
12) Bedentender als eine Gegend in den Pontinischen
Sümpfen von Pacatti ist 13) die Grotte des Posilipp
von Bassi, ans deren dunklem, nur zum Theil erhell-
tem Innern Wagen und Fußgänger herauskommen.
14) Von Pacatti findet sich sonst noch eine Ansicht
vom St. Peter, der Engelsburg, St. Spirito und der
Engelsbrücke. Das Einzelne tritt an dem Bilde, welches
überhaupt treu und fleißig gearbeitet ist, klar und be-
stimmt hervor, und so gestaltet sich die überhaupt gut-
gewählte Ansicht zu einem wirklichen Ganzen. 15) Recht
sorgfältig gemalt ist auch eine Ansicht des kapitolinischen
HügelS mir der Kirche Ara Cocli und einem geringen
Theil des kapitolinischen Museums von dem Preußen
Brüdde (?). Die Ansicht selbst hätte von einem an-
dern Punkt zweckmäßiger aukgefaßt werden können.
Register
Für diese Seite sind hier keine Informationen vorhanden.

Spalte temporär ausblenden
 
Annotationen