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Weniger Lob verdiente: Daphne und Milon, ein
Schäferstück von E. §. Lamy (Nr. 56»). Die Geliebte
bekränzt ihren zarten Freund, nur sind leider ihre Füße
zu groß gerathen, Zeichnung nnd Formen,.Anstand und
Ausdruck sind abermals zu modern - französisch, zu ma-
nierirt und gesucht; auch sind die Arme zu dünn, kurz
man bemerkt noch zu sehr den Anfänger. — Einen
zweiten Milon, aber sehr verschieden von dem ersten,
nämlich den kraftvollen und gewaltigen Vvrer Milon von
Krotona, hatte der talentvolle Maler Verboeckhofen
der Vater, in^Vrüssel, mir Glück dargestellt. Seltsam
ist die Todesart dieses berühmten griechischen Athleten:
einsam im Walde wollte er an einem Vaumspalt seine
Kraft zeigen, blieb aber mit den Fingern in der Klemme
stecken und konnte, völlig hülflos, sich nicht befreien,
bis er von wilden Thieren zerrissen und verschlungen
ward. (Nr. 589). —
Merkwürdig durch kräftige Formen und Gliedmaßen,
so wie durch grelles, brillantes Colorit war die Gruppe,
wie der Czar Peter der Große den empörten Strelitzen
glücklich entflieht. Als Peter bei dem ersten Ausstande
der Strelitzen in den Armen seiner Mutter ermordet
werden sollte, rettete ihn bekanntlich nur die Heiligkeit
des Orts und die Hochachtung vor der geweihten Statte,
wohin er sich geflüchtet hatte, das Leben. (Nr. 627).
Der Maler Haseleer in Brüssel, Sohn des obenge-
nannten und Schüler von Navez, hat sich zwar löbliche
Mühe gegeben, aber den gräßliche» Ausdruck dieser Mord-
scene so sehr übertrieben, daß man diese Darstellung
nicht anders als mit dem Namen: acht französisch-thea-
tralisch, stempeln kann. Auch ist offenbar der Lehrmeister
Navez ganz darin kenntlich, den man,überhaupt fast in
allen Bildern seiner Schüler sogleich erkennen kann.
Fleiß und sorgfältige Ausführung kann man zwar allen
diesen Schülern nickt absprechen, allein dieß ist doch nur
erst ein sehr geringes Verdienst, es ist nur die erste
und unterste Stufe der Vollkommenheit, der niedrigste
Grad von Anforderungen, es ist nur etioaS Mechanisches,
was jeder lernen kann. Das Höhere aber ist Geschmacks-
sache und Geschmack läßt sich nicht lernen, er ist eine
höhere Eingebung des Geistes und des Zartgefühls.
Die noch übrigen 4» bis 45 historischen Bilder, fasse
ich etwas kürzer zusammen, da sie an Werth unter den
andern stehen. — Die königliche Familie, von M. Gou-,
beau (Nr. 18) ist sehr steif, bunt und modern: auf
dem Throne stehen zwei Trophäen, die eine unterstüzt
von der Weisheit nnd Gerechtigkeit, die andere getragen
durch die Kraft und die Toleranz, welche leztere umge-
ben ist von den Attributen aller Religionen. Dieser Ge-
danke ist schön und verdient rühmliche Erwähnung; möch-
ten doch alle Belgier eben solche Gedanken denken und
gedacht haben, dann wäre diese Revolution nicht auSge-
brochen. An der einen Seite bemerkt man die Statue
des Grafen Wilhelm des Stillen, und an der andern
des Prinzen Moritz.
Adonis geht auf die Jagd und Venus sucht verge-
bens, ihn zurückzuhalten. Von Fries in Mecheln
(.Nr. 16).
Die Versuchung des heiligen Antonius, von P. van
Schenkel in Breda, einem sonst sehr guten, verdienst-
vollen Maler*) (84).
Der heil. Johannes, wie er in den heil. Schriften
studirt (104), und Galilai, wie er eben die Figur seines
astronomischen Systems an einen Pfeiler seines Zimmers
gezeichnet hat (102), beide von Th. Schaepkens in
Mastricht, Schüler von Hersenc in Paris und früherhin
von van Bree in Antwerpen, nicht zu verwechseln mit
dem Thiermaler A. L. T. Schaepkens in Antwerpen.
Ein Neugrieche hat einen Muselmann besiegt und
nimmt ihm die Fahne weg. Von PH. Bron in Brüs-
sel (106). Er ist auch Landschafts - und Genremaler.
Dieß Bild ist hart und steif.
Eine Ruhe in Aegypten, von Steyaert dem Vater
in Gent (115), erinnert an den Styl von Franz
Albano.
Wilhelm Prinz von Oranien, mit dem Beinamen au
cornet, verläßt seine Staaten, um Paris zu Hülfe zu
eilen, das von den Saracenen bedroht wird. Von
Gr venia in Gent gemalt. (144).
Eine heilige Familie, von F. M. Tielemans in
Aerschot, vielleicht verwandt mit dem revolutionären und
verbannten Gefährten des bekannten de Potter. (175).
Scenen aus der Neberschwemmung von «Holland am
4. Februar 1825, von C. Coen e dem Vater, in Brüssel.
Steif und theatralisch, doch sind die Bauern mehr Na-
tur. In einem andern Bilde hat er Teuiers gut nach-
geahmt nnd fast täuschend zu erreichen gewußt. (178).
Die Verwüstung der Stadt Maarden, einer Festung
an der Südersee bei Amsterdam, durch die Spanier um
1575; der Husschmiedt Wilhelm van den Eiken verthei-
digt sein Leben und das Leben seiner Tochter, fallt aber
als Opfer seines Muthes, indem er mit gezücktem Messer
auf sie los geht und ein spanischer Offizier schon in sein
Haus eindringt. Kleines, aber ziemlich gut gemaltes
Bild von L. A. Vintccnt im Haag (185).
Der Dichter Taffo und die Prinzessin Eleonore von
Este, nach Goethe, gemalt von Demoiselle F. Sommö
in Antwerpen (212). Die Prinzessin in rothem Samt-
kleide ist gut dargestellt, aber Tasso zu theatralisch-mo-
dern, nicht der ideale Dichter, sondern ein Schauspieler.
») Et» P. van Schenkel ist auch in Amsterdam und auch
Historien - und Genremaler — vielleicht der nämliche?
Weniger Lob verdiente: Daphne und Milon, ein
Schäferstück von E. §. Lamy (Nr. 56»). Die Geliebte
bekränzt ihren zarten Freund, nur sind leider ihre Füße
zu groß gerathen, Zeichnung nnd Formen,.Anstand und
Ausdruck sind abermals zu modern - französisch, zu ma-
nierirt und gesucht; auch sind die Arme zu dünn, kurz
man bemerkt noch zu sehr den Anfänger. — Einen
zweiten Milon, aber sehr verschieden von dem ersten,
nämlich den kraftvollen und gewaltigen Vvrer Milon von
Krotona, hatte der talentvolle Maler Verboeckhofen
der Vater, in^Vrüssel, mir Glück dargestellt. Seltsam
ist die Todesart dieses berühmten griechischen Athleten:
einsam im Walde wollte er an einem Vaumspalt seine
Kraft zeigen, blieb aber mit den Fingern in der Klemme
stecken und konnte, völlig hülflos, sich nicht befreien,
bis er von wilden Thieren zerrissen und verschlungen
ward. (Nr. 589). —
Merkwürdig durch kräftige Formen und Gliedmaßen,
so wie durch grelles, brillantes Colorit war die Gruppe,
wie der Czar Peter der Große den empörten Strelitzen
glücklich entflieht. Als Peter bei dem ersten Ausstande
der Strelitzen in den Armen seiner Mutter ermordet
werden sollte, rettete ihn bekanntlich nur die Heiligkeit
des Orts und die Hochachtung vor der geweihten Statte,
wohin er sich geflüchtet hatte, das Leben. (Nr. 627).
Der Maler Haseleer in Brüssel, Sohn des obenge-
nannten und Schüler von Navez, hat sich zwar löbliche
Mühe gegeben, aber den gräßliche» Ausdruck dieser Mord-
scene so sehr übertrieben, daß man diese Darstellung
nicht anders als mit dem Namen: acht französisch-thea-
tralisch, stempeln kann. Auch ist offenbar der Lehrmeister
Navez ganz darin kenntlich, den man,überhaupt fast in
allen Bildern seiner Schüler sogleich erkennen kann.
Fleiß und sorgfältige Ausführung kann man zwar allen
diesen Schülern nickt absprechen, allein dieß ist doch nur
erst ein sehr geringes Verdienst, es ist nur die erste
und unterste Stufe der Vollkommenheit, der niedrigste
Grad von Anforderungen, es ist nur etioaS Mechanisches,
was jeder lernen kann. Das Höhere aber ist Geschmacks-
sache und Geschmack läßt sich nicht lernen, er ist eine
höhere Eingebung des Geistes und des Zartgefühls.
Die noch übrigen 4» bis 45 historischen Bilder, fasse
ich etwas kürzer zusammen, da sie an Werth unter den
andern stehen. — Die königliche Familie, von M. Gou-,
beau (Nr. 18) ist sehr steif, bunt und modern: auf
dem Throne stehen zwei Trophäen, die eine unterstüzt
von der Weisheit nnd Gerechtigkeit, die andere getragen
durch die Kraft und die Toleranz, welche leztere umge-
ben ist von den Attributen aller Religionen. Dieser Ge-
danke ist schön und verdient rühmliche Erwähnung; möch-
ten doch alle Belgier eben solche Gedanken denken und
gedacht haben, dann wäre diese Revolution nicht auSge-
brochen. An der einen Seite bemerkt man die Statue
des Grafen Wilhelm des Stillen, und an der andern
des Prinzen Moritz.
Adonis geht auf die Jagd und Venus sucht verge-
bens, ihn zurückzuhalten. Von Fries in Mecheln
(.Nr. 16).
Die Versuchung des heiligen Antonius, von P. van
Schenkel in Breda, einem sonst sehr guten, verdienst-
vollen Maler*) (84).
Der heil. Johannes, wie er in den heil. Schriften
studirt (104), und Galilai, wie er eben die Figur seines
astronomischen Systems an einen Pfeiler seines Zimmers
gezeichnet hat (102), beide von Th. Schaepkens in
Mastricht, Schüler von Hersenc in Paris und früherhin
von van Bree in Antwerpen, nicht zu verwechseln mit
dem Thiermaler A. L. T. Schaepkens in Antwerpen.
Ein Neugrieche hat einen Muselmann besiegt und
nimmt ihm die Fahne weg. Von PH. Bron in Brüs-
sel (106). Er ist auch Landschafts - und Genremaler.
Dieß Bild ist hart und steif.
Eine Ruhe in Aegypten, von Steyaert dem Vater
in Gent (115), erinnert an den Styl von Franz
Albano.
Wilhelm Prinz von Oranien, mit dem Beinamen au
cornet, verläßt seine Staaten, um Paris zu Hülfe zu
eilen, das von den Saracenen bedroht wird. Von
Gr venia in Gent gemalt. (144).
Eine heilige Familie, von F. M. Tielemans in
Aerschot, vielleicht verwandt mit dem revolutionären und
verbannten Gefährten des bekannten de Potter. (175).
Scenen aus der Neberschwemmung von «Holland am
4. Februar 1825, von C. Coen e dem Vater, in Brüssel.
Steif und theatralisch, doch sind die Bauern mehr Na-
tur. In einem andern Bilde hat er Teuiers gut nach-
geahmt nnd fast täuschend zu erreichen gewußt. (178).
Die Verwüstung der Stadt Maarden, einer Festung
an der Südersee bei Amsterdam, durch die Spanier um
1575; der Husschmiedt Wilhelm van den Eiken verthei-
digt sein Leben und das Leben seiner Tochter, fallt aber
als Opfer seines Muthes, indem er mit gezücktem Messer
auf sie los geht und ein spanischer Offizier schon in sein
Haus eindringt. Kleines, aber ziemlich gut gemaltes
Bild von L. A. Vintccnt im Haag (185).
Der Dichter Taffo und die Prinzessin Eleonore von
Este, nach Goethe, gemalt von Demoiselle F. Sommö
in Antwerpen (212). Die Prinzessin in rothem Samt-
kleide ist gut dargestellt, aber Tasso zu theatralisch-mo-
dern, nicht der ideale Dichter, sondern ein Schauspieler.
») Et» P. van Schenkel ist auch in Amsterdam und auch
Historien - und Genremaler — vielleicht der nämliche?