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Morgenblatt für gebildete Stände / Kunstblatt — 1818

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https://doi.org/10.11588/diglit.12990#0006
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Bruchstücke von Augit (Pyroxene), Olivin ober Peri-
dok findet, die schlechterdings vulkanische Stoffe sind, wie
sich aus der Zerlegung des berühmten Chymisten, Herrn
Alessandro Conti, die Sie hernach lesen werden, ergibt.
Dieser vulkanische Sand, welcher, vom Feuer und Wind
getrieben, auch unsre Felder bedeckt hat, hat sich in unsern
Zeiten nicht zu Peperino verdichtet; aber in den Zeiten der
ersten Könige Roms, und der ältesten Römer, gebrauchte
man ihn schon unter dem Namen albanischer Marmor, wie
mau noch an Len Denkmälern der Appischen Straße sieht,
und an dem berühmten, jetzt in dem Museum Pio-Clemen-
tinum befindlichen Grabmale der Scipionen: man pflegte
sie weiß anzustreichen, um die Aschenfarbe zu verdecken, in
welcher die Furchen der Buchstaben, vbschoti sie mit Mennig
gefärbt wurden, nicht genug sichtbar waren.

Wenn bep der Entstehung Roms der, von dem Ge-
wässer so vieler Jahre zuiammengehäusre vulkanische Sand
schon zuPeperino geworden war, so ergibt sich aus unwider-
sprechlichen physischen Gründen, daß jener Sand schon einige
Jahrhunderte vor der Gründung von Alba Longa als
Sand vorhanden gewesen seyn muß, als jene schönen Ge-
genden von den Bergvölkern bewohnt waren, welche im
Griechischen Abvrigincs heißen. — Immer hat die Schönheit
dieser Gegenden die Auswärtigen angezogen, ihren Aufent-
halt darin zu nehmen, und sie zur Freystätte aller Völker
gemacht: auch der, vom Aesculap wieder erweckte Hip
pvlytus kam, nachdem Zeugnisse des Pausanias, nach
Italien, regierte in Aricia, und pflanzte daselbst einen, der
Diana geheiligten, Hain. Die schrecklichen Abwechslungen
des Wassers und des Feuers, welche immer in entsetzlichen
Kämpfen mit einander um die Herrschaft über den Erdball
gestritten haben, haben auch die Völker aus ihren Gegenden
weggeriffen, und diese entweder verschlungen, oder anders
gestattet. Der so gefeperle Capirolinische Hügel (Clivus
Capiiolinus), auf welchen die Pracht der Römer die Beute
und die Reichkhümer von den Königen der Erde geschleppt
hat, war einst nur eine Hand voll von verdichteten vulka-
nischem Sande; die meisten Inseln des mittelländischen
Meeres haben ihren Ursprung de» Vulkanen zu verdanken.
Die klugen Völker haben sich dahin gezogen, wo die schreck-
liche Veränderung zu Ente war, und glaubten, in dem un-
ermesslichen, mit Asche überstreuten. Raume eine dauer-
hafte Ruhe zu finden; so werden dann jene Völkerschaften,
welche von den furchtbaren Elementen verschont worden sind,
auf dem kalten Sande ihren Aufenthalt genommen haben.
Die Zeugnisse, welche Sie, mein Freund, mir geschickt ha-
ben, und welche Sie hiebey wieder finden werden, von
Steinmetzen, welche aussagen, daß sie bey Behauung des
Peperino, in den Massen desselben, eiserne Nägel gefunden
haben, beurkunden meine Behauptung immer mehr, und
»ie Thongcsäße, die vor Kurzem erst ausgegrgben worden

sind, thun uns eben dieses durch augenscheinliche Beweise
kund. Also verschließen diese rohen und gut ausgedachten
Urnen die Ueberbleibsel der ausgestorbenen Abvriginen, wel-
che diese Gegenden bewohnten, ehe Alba Longa gegründet
wmde. —

Nach Allem, was ich gelesen habe, fielen diese sehr alte»
Thongefäße immer ins Schwarze, daher der berühmte V a n-
Millingen richtig beinerkt. daß sie deßwegen im Griechische»
bey H e sy ch i n s Aißvs ftpjjjfn; und sie waren die Kost-
barkeit jener Zeiten; daher Martial selbst meldet, es
habe so glückliche Zeiten gegeben, wo Porsenna's Pracht
ganz in Tvscanischen Thongefäßen bestanden habe.

Aretina nimis ne spernat vasa, monemus,

Laulus erat Tuscis Porsena fictilibus.

Sie, lieber Freund, sind erstaunt darüber, wie ein
Krug enthalte: erstlich die Urne mit der Asche, worin das
kleine Gefäß mit Salbe oder Balsam, das bey den Alten
Uo^illus heißt, und das man, wenn der Leichnam nicht
verbrannt wird, demselben auf die Brust setzt, und die Me-
talle, die ich hernach beschreiben werde; sodann außerhalb der
Urne ein Gefäß, das bepP o llur Caiefactorium genannt wird,
einen Topf mit Luftlöchern, das ist, einen Topf, der, nach dem
Zeugnisse Ovids, aus Löchern Wohlgerüche ausdünstet,
ein Gefäß, dad Guttus hieß, und fünf andre Gefäße, vo»
welchen ich einige, vom Weine, Oenophora nennen will,
eine Trinkschale und drey Tiegel. Homer erzählt, daß
Achilles erst die gewöhnlichen Trankopfer ans dem Schei-,
rerhaufen ausgegvssen, und dann die Gefäße, worin sie ge-
wesen, darauf gesetzt habe; und weil sich ihrer viele in den
Gräbern von Groß-Griechenland verbrannt und zerbrochen
gefunden haben, so haben die Gelehrten geglaubt, daß die
Grieche» sie von dem Scheiterhaufen in das Grab gesetzt
haben. Ich jedoch bin der Meinung, daß die Alten geglaubt
haben, auch in den zerbrochenen Gefäßen scp noch Söhnungs-
krast; man lies't nämlich im P r v p e r t i n s:

Hoc ctiom grave erat nulla mcrcede hyacinlos
Injiccre, ct Cracto l>usta piarc cado.

Es muß Ihnen bekannt seyn, mein Freund, mit welcher
gewissenhaften Sorgfalt die Alten ihren Tobten die letzte
Pflicht erwiesen; sie setzten in die Gräber das Gefäß nut
Weihwasser, das mit Wein, mit Milch, mit Oehl, mit
Honig, mir Balsam, mit Salben; überdieß, wie man bey
den Leichenbegängnissen eine Trauer - Mahlzeit, Silicerninn»
genannt, hielt, und glaubte, der Tvdtc sey bep dieser Mahl-
zeit zugegen, so war auch die Schale zum Trinken und die
Tiegel zu den Speisen dabey, und alle diese Dinge setzte
man in das Denkmal, damit die Todten speisen sollten. —

Cs ist auch eine Lampe dabey, und zwar eine sehr
sonderbare; denn sie steht auf vier Füßen, und ist so roh.
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