Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Morgenblatt für gebildete Stände / Kunstblatt — 1818

DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.12990#0037
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
Nro. io.

Kunst-Blatt.

18 18.

I i sa und C u b b a.

Palermo unter den großen griechischen Kolonial-Städ-
ten in Sicilien unbedeutend, oder vielleicht nicht einmal
griechische» Ursprungs, war dagegen unter der Epoche der
Maurischen Emire und von da an unter den Normannen
und allen Dvuasiien, die ihnen folgten, sortwahreud Haupt-
stadt der Insel und Liebling seiner Beherrscher, so daß
man derselben vorwarf, sie auf Kosten aller andern zu be-
günstigen; eine Klage, die noch heutiges Tages gehört wird.
Palermo hat kein einziges erhebliches Monument der Ar-
chitektur aus dem klassischen Alterthum der Römer und
Griechen aufzuweisen, wohl aber einige merkwürdige sara-
cenische, und desto unverzeihlicher ist die gänzliche Verwahr-
losung und Vernachlässigung derselben, oder ihr Enlstellen,
durch eine Methode anzuflicken und umzubaucn, die zu-
weilen bis auf die Spuren des ursprünglichen Planes ver-
tilgt. Man scheint ihren Werth weder zu kennen noch zu
schätzen, und bezeigt keine Theilnahme für eine Epoche aus
der vaterländischen Geschichte, die doch als die des höchsten
Glanzes der Stadt betrachtet werden kann, welche bereits
in den ersten 50 bis 60 Jahren des Maurischen Regiments
mit unglaublicher Schnelligkeit anwuchs, wie der Mönch !
Theod osiu« (imI. 870) bescheinigt. Sr wurde nach der
Eroberung von Syracus (durch die Saraeenen), nebst dem j
Bischöfe Sophronius, als Gefangner nach Palermo !
geschleppt, und schreibt dem Archibiaconus Leo, wie mau 1
eme zwepte Stadt habe um die alte bauen müssen, die un-
geheure Menge von Fremden und Bürgern zu umfassen,
und daß man selten saracenische Völkerschaften vom Auf-
gange der Sonne bis zu ihrem Untergange und vom Aguilo
bis zum Meere fände.

Palermo, sagt Inv eg e s (imI. 1650, Palermo Sagro)
hat unter sieben alten und neuenHerrscbasten gestanden: Car-
thago, Rom, die Saraeenen, Normannen, Schwaben, Arra-
gvnier und Ocstreicher, (er lässt Griechen (Alt- und Neu-) und
,8 Jahre gvthische und vandalische Herrschaft, so wie die
französische unter Karl von Anjou, aus, zu denen wir
noch sardinische und bourvoniste rechnen können.) Frägt
man nun, wann nach solcher Verschiedenheit der Zeiten,
Regierungen und Kronen der Zustand der Stadt am
glücklichsten gewesen sep, so antworte man: Unter den
Earthaginensern und Römern war Palermo stark

und fest (das heißt ein bloßes Bergschloß, das mehrere
Male sich hartnäckig belagern ließ). — Unter den Sara-
cenen und Normannen groß und mächtig und blühend
und reich, und in Wissenschaften, Künsten und Handwerken
ausgezeichnet; wie z. B. die Seiden-Spinnerep und We-
berep dort und damals in Europa ihren Ursprung halte.
Unter den Arragvniern und Oestrcichern (hier auch
immer mit den Schwaben vermischt) sch ö n. Dießsletztere (er
schreibt unter den Oestrcichern) will er durch die Anlage
der regelmäßigen nnd neuen Straßen Toledo und Cassero,
Platz Vigliena rc. erweisen; aber diese Straßen und Plätze
möchte man lieber regelmäßig als schön nennen, und man
kann die Gebäude in denselben nicht mit denen aus der Sa-
raccncn- und früher» Normannen-Zeit an Pracht und Um-
fang vergleichen.

Warum hier die saracenische» und früheren normanni-
schen Monumente zusammen genannt werden, erklärt sich
bald; derselbe Geschmack zeigt sich in den Einen, wie den
Andern. Die Besiegten waren weiter in den Künsten als
! die Sieger und die Eindrücke einer zwephunberrjährigen
Regierung verlöschen nicht so geschwind. Meinen Augen
in Palermo erschienen mitten unter der allermodernsten nnd
kläglichsten Bauart noch jetzt hin und wieder Linien und
Verhältnisse, wie aus der Saracenen-Zeit, gleich als ob et-
was davon sich in Blüte und in der Einbildungskraft
erhalten hätte. Blieb doch die Sprache so fest, daß man
unter dem Könige R u g g i c r 0 und dessen Nachfolgern noch
arabische Kirchen-Privilegien ertheilte, wie einige Archive
derselben beweisen sollen.

Der Uebergang jeder nationellen Herrschaft zu der einen
und andern ist so merkwürdig und beachtuugswcrth, daß
ich es verzeihlich halte, aus den LonriäeraUoni sopr* Ia
sloria di Sicilia dai tempi Normanni sino ai presenti,
del Canonico Gregorio elc. Palermo della Reale Stam-
peria 1O05, einige Züge auszuhebcn, die den dersaraceni-
schen Regierung zur normannischen, in Sicilien bezeichnen.

Aber mehr als von Cingebornen und Griechen war in
jener Zeit (der normannischen Eroberung) Sicilien von
den Arabern bevölkert. Die Araber, die fast drephundert
Jahre Herren derselben gewesen waren, hatten dermaßen
die ganze Insel eingenommen, daß die Oberfläche derselben,
die Flüsse, Küsten und Berge ihre Namen veränderten;
! und arabische, ganz verschieden von den alten «»nahmen, so
Register
Für diese Seite sind hier keine Informationen vorhanden.

Spalte temporär ausblenden
 
Annotationen