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2r- 21

unst-Dlatt.

Dienstag, den 13. März 1838.

Archäologie.

DssLi sur les progres de l’Arclieologie,
par Mr. Boissier.

• (Beschluß.)

Champollion fand bekanntlich 18Z2 in den Hnpogeen
von Memphis eine Malerei, die er dreihundert Jahre
vor Moses se;te. Sie stellte ein tragbares Heiligthum
vor, welches dem Tabernakel und der heiligen Bundcslade
der Juden so ähnlich war, daß er, um es zu beschreiben,
nur ein Capitel des zweiten Buchs Mosis abzuschreiben
brauchte.

Wie vereinigt man die Entfernung und Abneigung,
welche Moses den Juden, dem seiner Obhut anvertrautcn
Volk, für die götzendienerischen Gebräuche Egyptens, dieses
Landes ihrer Sclaverei, cinflößen wollte, wie vereinigt
man dieses Streben mit seiner Sorgfalt, egyptische reli-
giöse Formen und Gebräuche bcizubehaltcn? Diese Frage
beantwortet uns klar und genügend der Kirchenvater
St. Cyrillus, da wo er sagt, Moses habe die Schwicrig-
.feit erkannt, die Hebräer dahin zu bringen, daß sie den
in langer Gesangenschast von den Egyptern angenommenen
und verehrten religiösen Jrrlhümern entsagten; darum
hätte er für ihren neuen Cultus Ceremonien aus Egypten
beibehalten, bis er sie nach und nach in dem neuen,
wahren Glauben so befestigt, daß er die alten Formen
verwerfen und neue, passende annehmen konnte.

Das wichtigste Hülfsmittel für die Archäologie ist
unstreitig das Studium der klassischen und orientaltschcn
Sprachen, ja die aramäischen oder scythisch-chaldäischcn
Idiome sind sogar für die richtige Auslegung des alten
und neuen Testaments unentbehrlich. Sanskrit und Zend
mit ihren verschiedenen Dialekten wurden lange nur als
Gegenstände der Neugier und interessanten Gelehrsamkeit
in Europa getrieben; dies Studium war auch schwierig
wegen der geringen Zahl echter Sanskrit- und Zend-
Schriftcn. Jezt aber werden diese Sprachen nicht nur

in Calcutta, sondern auch in England, Frankreich und
Deutschland eifrig getrieben, selbst das kleine Genf nimmt
ehrenvollen Anthcil an dieser Bewegung. Man sammelt
mir Fleiß die religiösen, poetischen und historischen Werke
Indiens und Persiens; sie werden im Urtert herausgc-
geben, und von tüchtigen Gelehrten übersezt und mit
Commentaren ans Licht gestellt. So geschieht es eben
jezt in Sanskrit und mit sranzösischer Uebersetzung mit
der Sammlung der aus den Veda's gezogenen Upanichaten,
welche L. Polcy herausgibt. Garcin de Tracy ist jezt in
London, um da die Hindostanischen Manuskripte der
ostindischen Compagnie zu benutzen.

Bon dieser neuen Jmpulsion der Wissenschaft sind
große Resultate zu hoffen, besonders hinsichtlich der uralten
Verwandtschaft der Nationen und ihrer Sprachen. Dies
spricht besonders A. W. Schlegel aus, der darin das
Mittel findet, die Entstehung der Völker darzuthun und
sic aus einen gemeinschaftlichen Ursprung zurückzuführen;
eine Idee, die den Völkern des Alterthums ganz fremd
war, ist die vergleichende Analyse der Sprachen, und durch
sie läßt sich unwiderleglich darlhun, daß die Einwohner
der ganzen Halbinsel Indiens gemeinschaftlichen Ursprung
mit denen Persiens haben. Schlegel konnte selbst auf
sehr wahrscheinliche Art den Weg andeuten, auf dem sich
die Perser nach und nach über den ganzen indischen Con-
tinent verbreiten konnten. Adolph Pictet aus Genf, ein
würdiger Nachkomme der Ausgezeichneten seines Namens,
hgt auch vor Kurzem den Preis des französischen Insti-
tuts in Behandlung der Verwandtschaft zwischen dem
Sanskrit und den celtischen Sprachen erhalten.

Diese höchst interessante Völker- und Sprachen-Ver-
wandtschaft, die sich nicht aus die zufällige Aehnlichkeit
einiger Worte, sondern auf die Wendungen, Flerivnen
und die Syntar der Idiome gründet, und durch die
Modificationen geht, die Zeit, Raum und Entfernung
damit vernahmen, verdient mit Elser und Beharrlichkeit
näher untersucht und verfolgt zu werden. Sie bildet das
wichtigste Crilecium der Volker-Identität, das den ganz
Register
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