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K u n s t - V 1 a t t.

Dienstag, den 17. September. L839.

Ein Manufcript von Daniel Ehodouiiecki. ^

(Fortsetzung.)

Am folgenden Lage machte CH. noch eine Wasser-
fahrt mit den HH. Zingg und Grass, nimmt dann von
seinen Freunden Abschied und verlaßt Dresden am 22sten
mit seinen Gefährten, und gelangt am Tage darauf nach
Leipzig, wo sich ihm ein neuer Kreis von Bekannten
und ein mannichfaltiger Kunstgenuß darbietet. Wir heben
davon das Wichtigste ans:

^Dcn 24sten stand ich um 5 Uhr auf; um 7 Uhr
weckte ich das junge Volk, Barbier und Friseur wurden
abgcfertigt, da kamHr. Pcnzel mich zu besuchen, nachher
kam auch Hr. Schwarz, Landschaftzeichner, der auch kolo-
rirte Kupferstiche ü ig Aberly macht und für Melzcr Ver-
schiedenes gemacht hat, der Schneider sandte mir mein
Kleid, und um g Uhr gingen wir zu Hrn. Penzel; er
zeigte mir weiter nichts von radirren Sachen als drei
Studien, einen Juden, einen Armenianer und einen
Münu mit gebrechlichen Beinen, hübsch radirt aber un-
richtig gezeichnet, wies mir hernach auch seine Zeichnen-
bücher, die voll artiger Figürchen nach der Natur gezeich-
net sind, aber ein wenig zu flüchtig, besonders an Händen
und Füßen, und Beine zu lang. Wir gingen mit ihm
in die Nikolaikirche, die ganz neu und mit vielem Ge-
schmack verziert wird, die Hauptpfeiler, die das Gewölbe
tragen, sind ehemals gothifch gewesen und sind jezt ganz
neu umgcschaffeu, die Kapitelle sind mit Palmblättern
verziert und die Gewölbe ganz voller antiken Vasen und
andern Verzierungen. Es ist kein eigentlicher Altar da,
sondern das Gemälde wird in eine kleine Vertiefung
(darum ein vergoldeter, verzierter, oben rundirter Rahm
angebracht ist) gesezt; über die-'ein Gemälde ist eine
andere runde Einfassung wie vorige, diese enthält ein
Gemälde von Oescr, die christliche Kirche, eine weibliche
siyende Figur in weist und blauem Gewand, ein offenes
Buch auf dem Schooß und auf demselben einen Kelch

haltend. Ein Kind liest aus dem Buch und verschiedene
andere fliegen, kriechen und liegen um dasselbe herum;
einige sind gut, andere schlecht gezeichnet, die Luft, die
Wolken wie auch die Fleischfarben haben beinahe einerlei
Ton, und die Schatten sind alle grünbraun; und so ist
der ganze Ton des Bildes für eine Lufterscheinung zu
braun, dazu kommen noch viele schwarz- und braunhaa-
richte Köpfe, die mit den dunkelbraun schattirten Gesich-
tern ziemlich mohrenkopfähnlich sind. Dieses Bild ist
perpendikulär gestellt, über demselben ist ein anderes im
Plafond, aber nicht ganz horizontal in einem ovalen Rahm,
vergoldet wie die vorigen. Ein fliegender Engel in Jüng-
lingsgestalt mit einem lichtrothen fliegenden Gewand,
hinter ihm ein Regenbogen. Dieses Bild ist besser kolo-
rirt als jenes, aber die Schatten des Engels sind zu grün.
Die Stellung ist nicht ganz nach den Regeln der Kom-
position, übrigens harmoniren die Bilder mit dem Ganzen
der Verzierungen, deren viele und alle bunt sind. Das
Altarbild und sechs Bilder auf beiden Seite» des Altars
werden alle von Oeser gemalt. Von da gingen wir in
die Paulinerkirche, wo nicht viel zu sehen ist, außer in
einer Vorhalle eine ziemlich gute Grablegung Christi.
Nun gingen wir wieder zu Hrn. Banse; er zeigte uns
seine Bataillen Alexanders, sein Zelt des Darius, das
nicht so gut von Abdruck ist, wie das Meinige, er hat
auch die Bataille des Marentins nach Le Brun und einen
Triumph mit dem Wappen Colberts, aber ohne Namen
des Kupferstechers, ich habe ihm versprochen ihm den
Namen des meinige» zu schicken. Hr. Bause schenkte
dem Hrn. Krüger seine Magdalena nach Batoni. Herr
Papin kamen mit Hrn. Huber auch dahin, und wir gingen
gegen Mittag zu Hause und speisten an unserer Tadle
d'hüte, die befederte Dame war heute nicht da. Nach
Tische schliefen wir eine halbe Stunde ans unserer Stube,
denn eö regnete. Um zwei Uhr kam Herr Pcnzel und
Hr. Schwarz und luden uns zu lczterm ein, wir gingen
Zusammen hin, er zeigte uns verschiedene Zeichnungen,
unter andern auch die, die der Hr. v. Hoffman» uns
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